Kommentar
05:21 Uhr, 02.04.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 02. April 2014

Zinsfantasien schwinden, Dynamik lässt nach - ist der Aufwärtstrend im DAX dennoch gefährdet? Im Kursverlauf des Bund-Future konnte sich im Stunden-Chart eine Zwischenkonsolidierung ausbilden. Ist ein Ausbruch zu erwarten?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.603,71 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 143,28 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Für die US-Indizes war der gestrige Handelstag ein voller Erfolg. Der S&P 500 markierte bereits kurz nach Handelsstart ein neues Allzeithoch, fiel dann über den Handel hinweg wieder leicht zurück, um dann in den letzten Handelsstunden wieder deutlich anzuziehen und mit einem Rekordstand bei 1.885,52 in den Feierabend zu gehen (Tageshoch 1.885,84). Für den Dow Jones reichte es nicht zu einem Rekord, aber immerhin standen auch hier 74,95 Punkte Plus „auf der Uhr“ (Schlusskurs bei 16.532,61) und im Tageshoch erreichte der Index das Anfang 2014 markierte Widerstandsband, welches in der Spanne um 16.560 / 16.584 das hiesige historische Hoch absteckt.

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Befragte Händler verwiesen auf (a) gute Aussichten, noch sehr lange von niedrigen Zinsen zu profitieren, was man der Rede Yellens vom Montag entnahm und (b) fielen gestern die US-Konjunkturzahlen sehr positiv aus. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende US-Gewerbe war im März auf 53,7 gestiegen (zuletzt 53,2), was zwar knapp unterhalb der Konsensprognose lag, aber der guten Stimmung keinen Abbruch tat.

In Europa legten schlussendlich die Märkte ebenfalls zu, wobei hier auffiel, dass aktuell die Werte und Indizes der Peripherie stärker gesucht werden, als die der Kernländer, da man hier mehr Aufholpotential sieht. So kletterte der FESX mit 3.130 auf ein neues Jahreshoch (Schlusskurs 3.125), während der DAX / FDAX im gestrigen Handel mehr Mühe als starke Nachfrage aufweisen konnten. Besonders gesucht waren gestern Werte aus Frankreich, Italien und Spanien, während Deutschland, Österreich und Holland weniger stark nachgefragt wurden. Der EuroStoxx 50 profitierte am Dienstag besonders vom gut laufenden Bankensektor.

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Positiv und damit stützend war am Morgen auch der leicht gestiegene offizielle chinesische Einkaufsmanagerindex zu werten gewesen. „Der offizielle PMI Chinas bleibt den 17. Monat in Folge im expansiven Bereich“, hieß es bei DJNW. Der Anstieg um 0,1 Prozentpunkte sei zwar der geringste monatliche Anstieg überhaupt, er zeige aber, so DJNW weiter, dass China sich besser schlage, als viele befürchtet hätten.

Mit Blick auf die morgige EZB Sitzung geht dagegen die Erwartung auf eine erneute Zinssenkung (Triebfeder der letzten Handelstage) zurück. Die Nachrichtenagenturen schreiben, dass trotz des weiter nachlassenden Preisdrucks in der Eurozone, die meisten Marktbeobachter nicht mehr erwarten würden, dass EZB-Präsident Mario Draghi neue Lockerungsmaßnahmen bekanntgeben werde. „Die EZB wird durch die niedrige Inflation hindurchschauen, solange sie diese als vorübergehend ansieht“, wurde ein Analyst der Commerzbank zitiert. Diesen Eindruck der Einschätzungen in den Handelsräumen erhielten wir gestern auch. Es deutete sich an, dass das Enttäuschungspotential der EZB am Donnerstag für höher eingestuft wird, als eine positive Überraschung. Wir schrieben gestern Abend in unserem Handelsrückblick für den Tag: „Was die EZB machen kann, ahnen wir und haben wir zu einem gewissen Teil in den Kursen drin. Was sie nicht tun könnte, ahnen wir auch, haben das aber NICHT in den Kursen drin.“

Dennoch konnte der FDAX per gestern Abend die Abgaben vom späteren Nachmittag wieder ein Stückweit aufholen, auch wenn der Handelstag selbst nicht zu einem neuen Bewegungshoch gereicht hat.

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung

Der gestrige Handelstag, einhergehend mit einer sich deutlich eintrübenden Erwartungshaltung der Marktakteure, was weitere Lockerungsmaßnahmen der EZB am morgigen Donnerstag betrifft, ließ uns bereits im Laufe des gestrigen Tages den Versuch wagen, abzuschätzen, ob und wann sich der DAX / FDAX in eine (zumindest temporäre) Erschöpfungsreaktion hineinbewegen könnte. Halten wir fest: einen Abbruch des Trends wollten wir von vornherein nicht unterstellen, vielmehr fragten und fragen wir uns, ob das Ausschöpfen der Minimumkorrektur (bezogen auf die Wegstrecke des jüngsten Aufwärtsfraktals) anstehen könnte, welche wir in der Spanne um 9.502 / 9.480 berechnet hatten. Unser Hauptargument hierfür war, dass positive Erwartungen bereits in jeder Hinsicht (zumindest zu einem guten Stück) eingepreist sind, folglich mit Blick auf morgen das Enttäuschungspotential nicht unterschätzt werden dürfte. Wir gingen gestern Abend in unserer Einschätzung sogar soweit, dass wir hervorhoben, heute im Handel uns auch der Short-Seite verstärkt zuwenden zu wollen. Die gestrige Erholung am Abend verbesserte die technische Ausgangslage wieder ein wenig, dennoch wollen wir die Wahrscheinlichkeit eines erhöhten Reaktionsrisikos nicht einfach unter den Tisch fallen lassen.

Gehen wir die Analysepunkte dennoch im Einzelnen durch:

Marktbeurteilung nach dem Conviction Circle

(1) Einschätzung der grundsätzlichen Ausrichtung der Aktienmärkte: Bisher zeigen die Aktienmärkte unverändert intakte Aufwärtstrends, sowohl in den USA, als auch in Europa, ebenso beeindrucken die Märkte in Asien. Es gibt bisher keine konkreten Indikationen, welche wir zumindest mit einer konkreten Wahrscheinlichkeit versehen könnten, welche auf eine unmittelbare Reaktionsgefährdung der Trendverläufe verweisen. Folgen wir also den blanken technischen Fakten, stehen die Ampeln an der Börse noch immer auf „grün“.

Wir müssen dabei natürlich auch festhalten, dass wir aus technischer Sicht erst reagieren können, wenn ein potentielle Erschöpfungsindiz ausgebildet ist. Folglich werden wir kaum die ersten sein, welche das Top identifizieren. Damit erhöhen sich unsere Anforderungen an die Bewertung der kurzfristigen Entwicklungen, welche wir versuchen, im Day-Trading auszunutzen.

Bis jetzt gilt aber: „noch immer ist alles positiv zu bewerten.“

(2) Technische Beurteilung DAX / FDAX: Wie bewerten wir das technische Verlaufsbild im FDAX? Der Trend des FDAX bleibt bisher positiv ausgerichtet (bezogen auf den Tageschart), uns liegt auch kein übergeordnetes Verkaufsmuster vor. Hinzu kommt, dass die errechneten Reaktionspotentiale auf der Unterseite (sowohl bezogen auf das letzte aufwärts ausgerichtete Bewegungsfraktal, als auch auf die gesamte Strecke der Erholung) bisher nicht einmal im Ansatz ausgeschöpft wurde. Das heißt faktisch: Wir bleiben bisher strategisch optimistisch und rütteln nicht an der technischen positiven Gesamteinschätzung.

Wir knüpfen an die Aussagen der Vortage an, wonach wir an einer übergeordnet positiven Ausrichtung des Marktes und unserer Handelsaktivitäten festhalten, solange (a) keine verwertbaren Indikationen aus dem Kursverlauf und / oder der Markttechnik heraus vorliegen und / oder der Index / Future nicht mindestens das erste minimale Reaktionspotential bei 9.502 / 9.480 unterschritten hat.

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(3) Wie sieht das Tagesmuster im FDAX aus? Wie interpretieren wir den FDAX intraday? Das gestrige Tagesmuster im FDAX konnte sich zum Handelsende hin wieder aufhellen, zwischendurch hätte man ein erstes neues Erschöpfungsindiz durchaus unterstellen können. Hat sich zum Ende hin dennoch nicht ergeben. Wie schätzen wir die intraday-Kursentwicklung des Future ein? Hier gibt es aktuell nur eine Aussage: nämlich „neutral“. Neutral, sowohl im 30-, wie auch im 60-Minuten-Zeitfenster. Auch wenn die Spanne breit gefasst ist, so zeichnet sich dennoch eine Konsolidierungsphase ab, welche nun mittlerweile auch markttechnisch in jeder Hinsicht bestätigt wird. Wir definieren deren Begrenzungen in den Bereichen um 9.644 (im engeren Sinne) bis 9.655 (im weiteren Sinne) auf der Oberseite und 9.582 (im engeren Sinne) bis 9.562 (im weiteren Sinne) auf der Unterseite. Das heißt faktisch konkret: solange der FDAX innerhalb dieser Begrenzungen verbleibt, gibt es kaum stichhaltige Argumente, weiterführend die Short-Karte spielen zu wollen. Einzig die Entwicklung der Schwungkraft signalisiert in diesen Zeitfenstern, dass der FDAX an Kraft verlieren (könnte), jedoch zeigen statistische Tests, dass diese Divergenzbildungen keine wirklich sinnvoll handelbaren Indikationen, geschweige denn Signalgeber sind.

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(4) Geplante Handelsrichtung: Technischer Handel ist regelgebundener Handel. Das ist vielleicht der einzige Unterschied zu jeder anderen Form diskretionärer Handelsaktivitäten. Folgen wir dieser Maxime, müssen wir auch für heute festhalten: die übergeordnete Tendenz des Kursverlaufes ist positiv, je kürzer wir das Zeitfenster abstecken, desto "neutraler" wird dessen Ausrichtung. Verkaufsindikationen liegen keine vor. Wir ziehen die Konsequenzen und legen fest: Innerhalb der Grenzen um 9.655 bis 9.562 (folglich der Bereichsbegrenzungen im weitesten Sinne), fokussieren wir vorrangig auch weiterhin auf bevorzugt Long-Positionierungen. Die Short-Seite lassen wir natürlich nicht aus, hierzu müssen sich aber klare, handelbare Kursformationen ausbilden, um aktiv werden zu können. Unterhalb der 9.562er Grenze werden wir die Short-Seite aggressiver angehen, behalten aber im Hinterkopf, dass solange keine grundsätzlich strategischer Richtungswechsel eingetreten ist, solange der FDAX oberhalb der errechneten ersten Minimumkorrektur von 9.502 / 9.480 notiert. Also zusammengefasst: innerhalb der Konsolidierungsspanne bevorzugt long, Short-Positionierungen nur nach klarer Signalausbildung. Unterhalb der 9.562 erhöhter Fokus auf die Short-Seite, mit Kurs-Ziel 9.502 / 9.480, allerdings auch hier mit dem Wissen, dass die übergeordnete Tendenz, zumindest bis jetzt noch, aufwärts ausgerichtet bleibt.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Der Bund-Future enttäuschte im gestrigen Handel. Es gelang ihm am Dienstag nicht, sich nach oben hin abzulösen und nachhaltig aus dem abwärts ausgerichteten Trendkanal im Stunden-Chart auszubrechen. Was wir am Ende des Tages sahen, war ein förmliches zur Seite „herausfließen“, ohne dass sich in irgendeiner Form Dynamik entwickeln konnte. Die Idee bzw. Erwartungshaltung einer Doppelbodenbildung ließ sich nicht wirksam umsetzen, dazu hätte der Future die 143,50 überwinden müssen.

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Aktuell lässt sich im Bund-Future demnach unterstellen, dass sich dieser in einer Zwischenkonsolidierung befindet, deren obere Begrenzung im Bereich um 143,40 (im engeren Sinne) bzw. 143,50 im weiteren Sinne definiert ist, die Unterseite legen wir auf die 143,16 / 143,12. Die Markttechnik des Stundencharts bestätigt diese neutrale Ausrichtung in jeder Hinsicht. Somit ist der unterlegte Richtungsfilter in diesem Zeitfenster neutral, gleiches gilt für die Stärkeentwicklung der Bewegungsimpulse.

Würde es dem FGBL gelingen, die 143,50 zu überwinden, erwarten wir einen Dynamikanstieg, welcher dem Kurs Schub und Stütze bis in den Bereich um 143,68 geben würde, auf der Unterseite würde sich unterhalb der 143,01 Platz bis 142,65 eröffnen.

Aus technischer Sicht lässt sich aktuell keine Tendenz in eine der beiden möglichen Ausbruchsrichtungen ableiten. Hierzu werden wir gegebenenfalls zeitnah im Stream kommentieren.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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