Kommentar
19:36 Uhr, 15.10.2014

FDAX: "Nabelschau" - Wieder an der Minimumkorrektur gescheitert und "Tschüß"

Mit einem Minus von über drei Prozent markierte der FDAX heute Kurse unterhalb der 8.500 Punkte. Und aktuell steht damit auch die untere Begrenzung des angepassten Abwärtstrendkanals zur Disposition.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Tagesrückblick vom 15. Oktober 2014

Die Kernaussage im heutigen Handelstagebuch, aber erst recht im heutigen Morgenmeeting war die, dass die errechnete Spanne der Minimumkorrektur auf das letzte / jüngste abwärts ausgerichtete Bewegungsfraktal im Tageschart des FDAX zwingend überwunden werden müsste, um zumindest temporär eine Entspannung in den übergeordnet intakten und bestätigten Abwärtstrend hineinzubekommen. Diese hatten wir im Bereich um 8.836 / 59 errechnet. Bereits in den letzten Handelstagen scheiterte der Future bereits mehrfach an diesem Niveau, was auf eine anhaltend hohe Abwärtsdynamik schließen ließ. Zudem sprach die Statistik gegen eine Erholung, solange die Überwindung nicht nachhaltig gelingen sollte.

Erschwerend kam hinzu, dass sich im Tageschart des Future auf den DAX unmittelbar im Anschluss an das erste errechnete Reaktionsziel ein analytisch wichtiger und auffällig „geballter“ Widerstand anschloss (wir wiesen darauf hin), welcher sich über den Bereich um 8.853 bis 74,50 erstreckt(e). Diese Hürden erwiesen sich einmal mehr als unüberwindlich, folglich setzte sich die statistisch belegte Konsequenz durch, nämlich eine rasche Markierung eines neuen Bewegungstiefs im übergeordneten Abwärtstrend. Die 8.682 – Mindestvoraussetzung auf der Unterseite, nach dem Scheitern des Anstieges – fiel bereits am Nachmittag, nach Veröffentlichung erneut schwacher US-Zahlen, und von da an gab es dann im Grunde kein Halten mehr.

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Der heutige Tag bestätigte einmal mehr: die Stimmung im Markt ist umgeschlagen. Das Thema „Zentralbanken“ in Kombination mit schwachen Konjunkturdaten zu sehen, ist mehrheitlich verdrängt. Aktuell wird ein realer Bezug zwischen schwachen Zahlen und negativen Konsequenzen für Unternehmensgewinne auf Sicht gezogen.

Charttechnisch wird es mit Unterstützungen dünn auf der Unterseite des DAX / FDAX. Wie bereits mehrfach betont, können wir auf der Unterseite aktuell nur noch mit Projektionen arbeiten. Positionsschieflagen werden auf diesen aktuell erreichten Niveaus mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht mehr unterstellt werden, was sich auch im flüssigeren Abverkauf widerspiegelt, da kaum noch ernsthaft und an Marken konzentriert gegengehalten wird. Wir fokussieren zur Orientierung aktuell noch auf die untere Trendkanalbegrenzung im Tageschart, welche in etwa im Bereich um 8.512 verläuft (und bereits unterschritten wurde), morgen um 8.450 herleitbar ist. Alles Tiefere ist wohl eher als Unterstützung ohnehin nicht mehr zu gebrauchen, hier kann nur „frisches“ Geld Nachfrageüberhänge schaffen, wenn Niveaus erreicht sind, die wieder als attraktiv billig eingeschätzt werden.

Die Markttechnik ist im FDAX short (was sonst), das überverkaufte Niveau in diversen Zeitfenstern kann auf Grund der bestätigt hohen Abwärtsdynamik aktuell ohnehin relativiert werden.

Jeden Tag fragt man sich, wann ein tragfähiger Boden im FDAX gefunden werden kann. Weiterführend könnte der Index / Future durchaus noch deutlich abgeben. Die Umkehrformation im Wochenchart würde ja diskretionär und an die Formationslehre angelehnt, Kurse um 8.000 zulassen. Für eine kurzfristige Stabilisierung wäre es ideal und „formschön“, wenn der Markt noch einen richtigen Verkaufsschlag sehen würde, vielleicht mit Kurslücke zur Eröffnung auf der Unterseite, von wo aus dann eine Erholung einsetzen könnte. Wir werden sehen. Im Moment gibt es keine Indizien für eine Stabilisierung.

Noch ein Wort zu einem seit über 12 Jahren eingesetzten System-Trade im FDAX, bezogen auf ein Minus von über 3 Prozent. Das Regelwerk: wenn der FDAX vom Schlusskurs Vortag 3 oder mehr Prozent verliert, wird zum Schlusskurs eine Long Position eingegangen, in Erwartung, diese am Folgetag zur Eröffnung im Plus geben zu können. Wir hatten Anfang der 90ger Jahre beeindruckende Ergebnisse mit diesem Ansatz. Auch wenn dieses System naturgemäß nicht oft zum Einsatz kam, lag die Trefferquote dennoch im oberen 90 Prozentbereich.

Mittlerweile ist die Trefferquote abgeschmolzen, über die Jahre sehr kontinuierlich, beginnend ab 1996 / 97. Mittlerweile ist das Ergebnis nach dem Ursprungsregelwerk nicht mehr einsetzbar: Trefferquote 44 Prozent (bei 25 Trades in den letzten vier Jahren), 11 Gewinn-Trades, 14 Verlust-Trades und absolut gesehen ein Minus-Ergebnis über diese Zeit.

Weiterführend wird der Ansatz etwas interessanter, wenn nach einem 3 Prozent-Verlust-Tag am Folgemorgen eine Position eröffnet wird und am Schluss verkauft wird. Dann steigt die Trefferquote auf 52 Prozent mit Gesamt-Positivergebnis, aber die Ertragskurve zwischendurch ist nicht begeisternd. Wirklich empfehlenswert ist dieser Ansatz nicht mehr – leider.

Unser heutiges Handelsergebnis war zufriedenstellend. Tagesziel wurde erreicht, lag aber hinter den beiden Vortagen, wo wir das Tagesziel doppeln oder verdreifachen konnten.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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