Kommentar
17:54 Uhr, 17.04.2014

FDAX: Nabelschau - Heute kam die Gegenorder zu Dienstag in den Markt

Heute sahen wir die Gegenorder zum Verkauf vom Dienstag. Auch ist es interessant zu hinterfragen, was hinter den Kulissen dabei abläuft.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.409,71 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

In eigener Sache: Der Handelsrückblick knüpft börsentäglich an das morgendliche Handelstagebuch an. Im Mittelpunkt steht hierbei die Reflektion unserer Aktivitäten, wobei wir uns nicht die Einzel-Trades ansehen, sondern überprüfen, in wieweit unsere Analyse aus dem morgendlichen Handelstagebuch mit dem realen Markt übereinstimmte und ob wir unsere Aktivitäten in diesem Sinne korrekt durchgeführt haben. Welche Fehler haben wir gemacht? Was ist verbesserungswürdig?

Tagesrückblick

Am Dienstag sahen wir die Abarbeitung von Verkaufsorders im Future auf den DAX, heute folgte die Gegenseite. Wir wissen nicht, ob der / die heutige(n) Käufer mit dem(n) Verkäufer(n) vom Dienstag identisch ist / sind, aber es liegt nahe. Zumindest könnte hier ein Teil des Hedges vom Dienstag geschlossen worden sein. Wie im Stream besprochen, können es heute aber auch Orders gewesen sein, welche im Zusammenhang mit einer ganz anderen Operation zusammenhängen (z.B. ein OTC Geschäft, der Rückkauf einer Besicherung auf ein ausgelaufenes Geschäft, was auch immer). Auf jeden Fall sahen wir heute Nachmittag bis 17:30 Uhr das Abarbeiten einer Kauforder.

Woran sehen wir, dass es eine Kundenorder ist? Das Hauptcharakteristikum ist die Art, WIE diese Order abgewickelt wird. Die Käufe setzten plötzlich und heftig ein, es gab keine auffälligen Rücksetzer. Oberhalb der 9.390 sahen wir immer wieder, dass der Kaufdruck in Schüben einsetzte, dann stoppte, was zu Rücksetzern führte. Kaum blieb die Abwärtsdynamik auf der Stelle, setzten sofort wieder Käufe ein.

Was passiert hier?

Institutionelle Kunden arbeiten bevorzugt mit „ihren Hausbanken“ zusammen, zu denen langjährige Beziehungen bestehen. Manch ein großer Kunde kann auch mit mehreren Banken arbeiten, wobei die Banken in der Regel um dessen Aufträge konkurrieren. Hauptargument, eine Großorder zu bekommen, ist eine super gute Orderausführung.

Ein institutioneller Kunde (Fonds oder Versicherung) gibt eine Kauforder über eine recht große Zahl an Futures an die Bank. Dafür gibt es spezielle Händler, deren Aufgabe nur darin besteht, Kundenorders im Markt abzuarbeiten. Der Händler führt diese aus und „rechnet“ gegen den Kunden ab. Die Order kann folgende Zusätze haben: Interessewahrend = IW (in diesem Falle ist der Händler beauftragt, möglichst billig zu kaufen, den Kurs also nicht durch die Decke gehen zu lassen). Die Order könnte obendrein ein Zeitfenster vorgeben, z.B. bis 17:30 Uhr oder 19:00 Uhr oder ähnlich, muss sie IW abgearbeitet sein, was die Herausforderung an den Händler steigert.

Der Händler muss einen möglichst guten Abrechnungskurs für den Kunden „erarbeiten“, anderenfalls wird der Kunde seine nächste große Order an einen anderen Händler oder ein anderes Institut geben. Ich betonte vorhin im Stream, dass das knallharter Wettbewerb ist und jede Bank an der Abwicklung solcher Orders interessiert ist.

Der Händler wird auch nicht im Markt herumtelefonieren und mitteilen, dass er eine Order hat, denn damit würde er sich seinen Einstandskurs kaputt machen. Denn wenn der Verkäufer weiß, da muss noch heute jemand Future im großen Stile kaufen, dann wird sich ein Verkäufer zurückhalten, um den Preis hochzutreiben. Der Käufer will dagegen günstig hinein kommen.

Um gute Einstiege zu bekommen, kann ein Händler mit einer großen Order z.B. auch anfänglich als Verkäufer auftreten, um den Markt zu Verkäufen zu animieren. Werden Verkaufs-Orders dann losgetreten, fängt er diese auf und versucht so, möglichst viele Kontrakte möglichst tief zu bekommen. Mitunter versucht der Händler den größten Teil der Order zu möglichst „niedrigen“ Kursen zu bekommen und zieht mit dem verbleibenden Rest der Order den Kurs des Future dann hoch (wie auch heute gesehen), um dann einen guten Abrechnungskurs zu erhalten, der möglichst oberhalb des realen Kurses, zudem die Stücke ins Buch kamen zu erhalten. Denn es wird zum Durchschnittskurs abgerechnet. Liegen die tatsächlichen Käufe unter dem Abrechnungskurs, hat der Händler und damit die Bank Geld verdient. Im anderen Falle würde die Bank drauf legen und das wäre dann für den Händler weniger schön.

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In der Praxis heißt das: man stellt sich nicht gegen eine Order, solange diese läuft. Der Händler auf der anderen Seite zieht seinen Plan durch, denn danach wird er bewertet.

Uns rettete die heutige Orderausführung den Tag. Bis in den frühen Nachmittag hinein lagen wir leicht hinten, nachdem wir auf der Short-Seite (fast erwartungsgemäß) in Null Komma nix ausgestoppt wurden und auch die folgende Long-Position eher schleppend verlief.

Doch am frühen Nachmittag zog der FDAX an, formte innerhalb des 3 Minuten-Charts eine interessante Bodenbildung, welche zwei Signalebenen markierte, an denen wir gestaffelt in den Markt einstiegen: mit 9.322 (ein Drittel) und 9.330 (zwei Drittel). Zwei Drittel verkauften wir wieder mit 9.335 und 9.332, das letzte Drittel hielten wir und kamen damit (eher zufällig) in den Sog der Kundenorder, so dass wir diese bis 9.400 durchhielten. Bei 9.400 stellten wir mit Erreichen des Kurs-Zieles glatt.

Unsere heutigen Trading-Ergebnisse lauten wie folgt:

Entry Short 9.294 / Exit 9.305 (minus 11 Punkte)
Entry Long 9.318 und 9.328 / Exit 9.330 / 9.330 / 9.326 (plus 8 Punkte)
Entry Long 9.322 / 9.330 / 9.330 / Exit mit 9.335 / 9.332 und 9.400 (war Ziel-Kurs) (plus 70 Punkte)

Entry Short 9.392 / Exit 9.282 / 9.292 / 9.292 (plus 10 Punkte)

Gesamtergebnis: plus 77 FDAX – Punkte

Ich wünsche Ihnen allen ein tolles und erholsames Osterwochenende!!!

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2 Kommentare

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  • Spocki
    Spocki

    schöne Ostern :)

    20:01 Uhr, 17.04. 2014
  • Wave42
    Wave42

    Ich habe das mit dem Durchschnittskurs und Abrechnungskurs nicht ganz verstanden!
    Ist der Durschnittskurs bzw. Abrechnungskurs des Händlers in Bezug zu seinem Kunden das Mittel der Kurse innerhalb der Ausführungszeitspanne der Order?

    Das Mittel im Buch ist doch die Summe der Kurse der Einzelkäufe dividiert durch Anzahl der gekauften Kontrakte?
    So kann für den Händler ein positives Ergebnis entstehen, wenn er zunächst den Verkauf der anderen Marktteilnehmer animiert, um so den größten Teil günstig einzukaufen, um später, mit dem Rest der zu kaufenden Kontrakte, den Kurs hochzuziehen.

    18:23 Uhr, 17.04. 2014

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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