Kommentar
18:23 Uhr, 02.04.2014

FDAX: Handelsrückblick für den 02. April 2014

Der FDAX geht allem Anschein nach in Schockstarre auf den morgigen Zinstermin der EZB zu, was sich auch in fehlendem Ordervolumen und niedrigster Dynamik manifestierte. Handelstechnisch war der heute Tag kein Erfolg für uns.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.623,36 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

In eigener Sache: Der Handelsrückblick knüpft börsentäglich an das morgendliche Handelstagebuch an. Im Mittelpunkt steht hierbei die Reflektion unserer Aktivitäten, wobei wir uns nicht die Einzel-Trades ansehen, sondern überprüfen, in wieweit unsere Analyse aus dem morgendlichen Handelstagebuch mit dem realen Markt übereinstimmte und ob wir unsere Aktivitäten in diesem Sinne korrekt durchgeführt haben. Welche Fehler haben wir gemacht? Was ist verbesserungswürdig?

Tagesrückblick

Der heutige Tag zeigte sich lustlos in gespannter Erwartung der morgendlichen Zinsentscheidung durch die EZB. Handelstechnisch fiel er für uns auch nicht befriedigend aus, wir gehen heute sogar mit einem kleinen Minus in den Feierabend.

Wie ist die Situation im Markt und wie reagierten wir handelstechnisch falsch?

Kommen wir zur Rahmensituation und der technischen Ausgangslage des FDAX am heutigen Abend und somit vor der morgigen EZB Sitzung mit dem erwarteten Zinsentscheid.

Wie die Nachrichten-Agentur Bloomberg heute früh meldete, wurden bei 56 Institutionen Befragungen durchgeführt, wo diese die Entwicklung morgen sehen werden. Nur vier von ihnen (darunter Goldman Sachs) gehen davon aus, dass die EZB morgen zwischen 10 und 15 Basispunkte senken wird. Das heißt im Umkehrschluss, dass 52 Befragte von einem unveränderten Zinsentscheid ausgehen. Eine weitere Meldung, welche heute Morgen verbreitet wurde, informierte, dass es im Rahmen der EZB harte Diskussionen bezüglich der weiteren Geldpolitik gäbe, bisher kein Konsens vorläge, was heißt: eine monetäre Aktion wäre möglich, sei aber eher unwahrscheinlich. Die Chancen auf einen QE würde man im Markt überbewerten.

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In der Konsequenz gab der Bund-Future deutlich nach, durchbrach aus der Konsolidierung im Stunden-Chart heraus die untere Bereichsbegrenzung bei 143,06 / 143,02 und eröffnete sich weiterführendes Abwärtspotential. Wir hatten im Handelstagebuch bereits darauf verwiesen, dass ein Fall dieser Chart-Ebene Potential bis 142,65 eröffnen würde. Aktuelles Tagestief bei 142,72.

Die Aktien reagierten auf diese Meldung mit Kursgewinnen, was sich (zumindest für mich) nicht schlüssig erklären ließ.

Eine Meldung aus Händlerkreisen, verwies dagegen auf die Notwendigkeit der EZB, morgen irgendetwas tun zu müssen, mit der Begründung, dass sich die EZB einem Deflationsproblem gegenübersieht, dem sie begegnen werden müsse. Damit steht auch am Mittwochabend Aussage / Einschätzung gegen Aussage / Einschätzung.

Der FDAX konsolidierte über den gesamten Handelstag (zumindest bis jetzt), formte kaum vernünftige Muster aus und welche er ausbildete, versagten mangels Dynamik. Hinzu kommt, dass uns auch heute wieder jegliche Großorder fehlte und damit die eher kurzfristig orientierten Akteure unter sich blieben. Es würde folglich nicht überraschen, wenn der Markt (FDAX) heute mit Ausformung eines kleinen Tagesmusters schließt, vielleicht sogar nahe gestrigem Schlusskurs / heutiger Eröffnung.

FDAX-Handelsrückblick-für-den-02-April-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-2

Die technische Ausgangslage bleibt folglich übergeordnet positiv. Der Tageschart ist noch immer bullish, Markttechnik positiv, allerding bei drastisch nachlassender Dynamik, was die grundsätzliche Stabilität des Trends reduziert, ihn damit anfälliger werden lässt. Innerhalb des Tagescharts sehen wir diese Tendenz auch durch die Abflachung des Anstiegswinkels und der fallenden Schwungkraft, dennoch liegt uns noch eine positive Indikation (im 30 und 60 Minuten-Chart) im Kursmusterverlauf vor.

Sehen wir uns den 60 Minuten-Chart an, dominiert weiterhin ein aufsteigendes Dreieck, welches jedoch fast vollständig gefüllt ist und lediglich als Indikation gelten kann. Eine statistische Bewertung, inwieweit ein solches Kursmuster tatsächlich positive Indikationen liefert, liegt nicht vor.

Ebenfalls positiv bewerten wir den Sachverhalt, dass der FDAX das errechnete minimale Reaktionspotential bis 9.502 / 9.480 noch immer nicht ausgeschöpft hat. Also gehen wir mit positiver Grundtendenz und neutraler, sich eintrübender Kurzfristausrichtung in den morgigen Zinsentscheid.

Auswertung

Unser Handel verlief heute wenig erbaulich. Erschwert wurde dieser dadurch, dass heute das „fundamentale Bild“ (üblicherweise im technischen Handel unbedeutend) dennoch „im Wege stand“. Die ersten Trades liefen folglich nicht gut, was uns rasch an die Seitenlinie zwang.

Welche Fehler wurden begangen? Im Handel ist es zwingend, ein Szenario im Kopf zu haben, welches in sich schlüssig ist. Darauf baut man die praktische Umsetzung auf, zunächst planmäßig, später in der realen Umsetzung. Heute trat der Fall ein, dass der Markt auf eine im Grunde erwartete Meldung anders reagierte, nämlich komplett diametral zur Erwartung. Erfahrungsgemäß ist es dann sinnvoll, das Day-Trading zu unterbrechen und ein neues konzeptionelles Fundament aufzubauen.

Dies ist heute nicht geschehen. Der Handel an sich wurde exakt durchgeführt. Es gab ein sinnvolles und auch umgesetztes Stopp-Kurs-Management – das heißt, Umsetzungsfehler wurden nicht gemacht. Falsch war, überhaupt zu handeln, da die Art der Trigger – Suche plötzlich nicht mehr „frei“ erfolgte, sondern unter dem Eindruck, das heutige Kräftespiel nicht zu durchblicken. Hinzu kam die Dynamikarmut, welche uns schon viel früher an die Seitenlinie hätte zwingen sollen.

In der Konsequenz ist zukünftig genau darauf zu achten, dass eine Handelsunterbrechung erfolgen muss, wenn sich neue Rahmendaten zu manifestieren erscheinen und der Markt eine dafür dauerhaft unerklärbare Entwicklung nimmt.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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