Kommentar
16:30 Uhr, 03.02.2017

Fairer Welthandel - aber wie?

Der Welthandel ist alles andere als ausgeglichen und fair. Trump hat das erkannt und will dagegen etwas tun, nur was kann er eigentlich tun?

Die US-Handelsbilanz ist tiefrot. Einigen ist das ein Dorn im Auge. Das ist nachvollziehbar, denn Produkte werden importiert statt im eigenen Land gefertigt zu werden. Würden die Produkte im eigenen Land hergestellt, wäre die Beschäftigung viel höher. Trump will das ändern, doch die Sache ist ziemlich kompliziert.

Zölle, die derzeit als Ansatz zur Debatte stehen, sind keine Lösung, um die Handelsbilanz zu verbessern. Die Handelsbilanz ist Teil der Leistungsbilanz. Sie beinhaltet den Saldo aus Importen und Exporten sowie aus Einkommen aus dem Rest der Welt. Sind die Nettoexporte (Exporte minus Importe) negativ, lastet dies auf dem Wirtschaftswachstum.

Das Wirtschaftswachstum ist die Summe aus Konsum, Investitionen und Nettoexporten. Verschlechtert sich die Handelsbilanz eines Landes immer weiter, dann verringert dies das Wachstum. Es ist absolut klar, dass ein ansteigendes Handelsbilanzdefizit nicht erstrebenswert ist, wenn man das Wachstum maximieren möchte.

Man kann die Bilanz aber nicht einfach durch Zölle wieder geraderücken. Rein ökonomisch betrachtet ist die Leistungsbilanzhöhe die Summe aus Ersparnissen und Investitionen. Die Sparquote ist in den USA niedrig. Sinkt die Sparquote bzw. steigen die Investitionen, dann wird der Betrag kleiner oder immer negativer.

In den USA wird sehr viel mehr investiert als gespart. Die Summe aus Ersparnissen und Investitionen ist stark negativ. Dieser negative Betrag entspricht dem Leistungsbilanzdefizit. Wollen die USA dieses Defizit reduzieren, können sie dies tun, indem sie entweder mehr sparen oder weniger investieren. Beides erscheint keine Option zu sein, insbesondere, wenn der Staat in den kommenden Jahren nicht sparen, sondern mehr investieren will.

Die Investitionen müssen aus dem Ausland finanziert werden. Genau das sagt die negative Leistungsbilanz aus. Werden nun Zölle erhoben, sinken zwar die Importe, aber gleichzeitig wertet die Währung auf. Die Exporte fallen ebenfalls. Das Defizit bleibt am Ende gleich. Man kann es nur reduzieren, wenn mehr gespart oder weniger investiert wird.

Für die USA ist ein Defizit kein schlechter Deal. Der Dollar ist Reservewährung. Die Nachfrage nach Dollar ist entsprechend groß. Länder, die Dollar als Reserve halten wollen, müssen Dollar kaufen. Sie tun dies jedoch nicht, indem sie die eigene Währung in Dollar umtauschen, sondern Dollar gegen Güter tauschen. Will ein Land Reserven aufbauen, geht das nur, wenn das Land mehr in die USA exportiert als es aus den USA importiert. Die USA haben also mit dem entsprechenden Land ein Defizit.

Wie es der Zufall so will entsprechen die Währungsreserven aller Länder weltweit (exkl. USA) dem Defizit der USA der letzten Jahrzehnte. Konkret geht es um die Defizite seit Ende des Bretton-Woods Systems (Grafik 1).

Es ist kein Zufall, dass aus einem Überschuss vor 1971 ein Defizit wurde. Vor 1971 waren die Wechselkurse in einer engen Range von ±1 % gegenüber dem Dollar fixiert. Der Dollar wiederum konnte zu einem festen Kurs in Gold getauscht werden. Der Dollar war praktisch Gold.

Nach Ende des Systems (goldgedeckter Dollar und feste Wechselkurse) blieb das Bedürfnis nach Reserven genauso relevant wie vorher. Ebenso brauchte man eine Währung, um den internationalen Handel abwickeln zu können. Das waren in den meisten Fällen Dollar. Einige Länder akzeptieren nur Dollar für ihre Waren (z.B. arabische Ölexporteure).

Da die Nachfrage nach Dollar als Zahlungsmittel und als Reserven hoch ist, wertet der Dollar nicht so stark ab wie er eigentlich bei einem ständigen Defizit abwerten müsste. Der Dollar ist daher chronisch überbewertet. Das wiederum führt dazu, dass die Produktion von Waren in den USA nicht besonders attraktiv ist.

Wollen die USA wirklich einen ausgeglichenen Handel, dann braucht es einen schwachen Dollar. Wertet der Dollar weit genug ab, dann kommt es zu einem Rückgang der Importe, einem Anstieg der Exporte und einer höheren Sparquote (eine Währungsabwertung mit folgender Inflation führt im Normalfall zu einer höheren Sparquote der Konsumenten). Der Dollar kann jedoch nur nachhaltig abwerten, wenn er aufhört die globale Reservewährung zu sein. Ob die USA das aufgeben wollen, ist fraglich. Es ist auch fraglich, ob es überhaupt eine andere Währung geben kann.

Würde der Euro den Dollar als Reservewährung ersetzen, verschiebt dies das Problem nur. Will man das Problem endgültig loswerden, braucht es eine „neutrale“ Währung, die keinen Währungsraum benachteiligt. Theoretisch könnten das die Sonderziehungsrechte (SZR) des Währungsfonds sein. Die SZR müssten allerdings gedeckt sein. Da der IWF nichts produziert und somit kein Wert hinter den SZR steht, muss die Währung anders gedeckt werden, z.B. durch Gold.

Clemens Schmale

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    es gibt eigentlich nur einen weg aus diesem dilemma und zwar die produktion nachhaltiger artikel die langlebig und reparierbar sind alles andere ist nur ein weiter so.

    17:38 Uhr, 03.02. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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