Fundamentale Nachricht
10:41 Uhr, 30.10.2019

Factor Investing: Modernes Entscheiden mit Algorithmen

Das Gleichgewicht zwischen automatisiertem und aktivem Management von Menschenhand führt nach Meinung von Gideon Smith, Manager des AXA WF Global Factors Sustainable Equity Fund, zum Erfolg.

Paris (GodmodeTrader.de) - Vor wenigen Jahren noch pure Science-Fiction, heute ein Zeichen modernster Fonds-Verwaltung: Hoch-sensible Algorithmen unterstützen aktive Fondsmanager effektiv und zuverlässig bei der Portfolioverwaltung, wie Gideon Smith, Manager des AXA WF Global Factors Sustainable Equity Fund, in einem aktuellen Kommentar schreibt.

Gemeinsam mit seinem Team hat Smith einen computergesteuerten Algorithmus entwickelt, der jene Unternehmen auswählt, die für ein nachhaltiges Gewinnwachstum und eine geringe Volatilität sorgen. Hierzu scanne der Algorithmus systematisch Unternehmensberichte, Nachrichten und Social-Media-Kanäle, um mehr darüber herauszufinden, welche Aktien den Fonds unterstützten und welche er besser meiden sollte. Mit über 400 Titeln im Portfolio investiere der AXA WF Global Factors Sustainable Equity Fund weltweit in eine Vielzahl von Unternehmen. Anders als bei anderen Produkten nehme hier der Computer die Aktienbewertungen vor – und zwar auf Basis vieler Datenpunkte. Das Programm könne nicht nur Standardkennzahlen, wie zum Beispiel Gewinn und Verlust berücksichtigen, sondern sei auch in der Lage, weichere Faktoren zu interpretieren und zu entscheiden, ob eine Aktie in das Portfolio aufgenommen werde oder nicht, heißt es weiter.

So werde auch die Zahl von Frauen in Vorständen zurate gezogen: „Wir wissen, dass diversere Unternehmen auf lange Sicht besser abschneiden – deshalb sehen wir uns auch diese Kennzahl an, um zu beurteilen, wie nachhaltig ein Unternehmen seine Gewinne steigern kann“, sagt Smith. Ebenso betrachte das Programm den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens, da mit hohen Kosten durch erhöhte Regulierung oder verlorene Kunden häufig ein erhöhter CO2-Fußabdruck einhergehe. „Dabei folgt der Computer keineswegs blind der Börse, sondern baut das Portfolio strikt anhand der von den Fondsmanagern vorgegebenen Faktoren auf“, betont Smith.

Beim Factor Investing werde der Algorithmus mit spezifischen Regeln erstellt, damit er automatisiert eine Reihe von Entscheidungen bei der Verwaltung des Fonds treffen könne. Fondsmanager und Computer arbeiteten im Doppel an der Optimierung des Portfolios: „Der Computer erledigt seine Aufgaben automatisiert, und das gibt mir bei der Arbeit viel Freiheit, andere wertschaffende Dinge zu machen. Ich vergleiche das gerne mit dem Autopiloten beim Flugzeug – er wird zwar in den meisten Fällen genutzt, aber die Passagiere wissen, dass sie sich auf den Piloten und sein Eingreifen verlassen können, wenn es nötig ist“, fasst Smith zusammen.

Das Team rund um Smith überwacht den Algorithmus ganz genau. So gebe es beispielsweise einen ESG-Screen, der zeigen soll, ob ein Unternehmen seinen Umwelt-, Sozial- und Governance-Richtlinien folge. Darüber hinaus hätten in der Vergangenheit zuverlässig Schwankungen vorausgesagt werden können, wenn zum Beispiel vermehrt negative Schlagzeilen über ein Unternehmen aufträten. Facebook sei ein solcher Fall, heißt es weiter.

Smith reduzierte die Beteiligung des Fonds an dem Social-Media-Riesen, nachdem der Algorithmus die negative Berichterstattung in den Medien über Ethik und Datenschutz bei Facebook analysiert und für kritisch befunden hatte. „Ich bin immer wieder von der Effektivität des Algorithmus beeindruckt. Noch während ich die Nachrichten über den Emissions-Skandal bei Volkswagen las, hatte der Computer die steigende Volatilität bereits erkannt und die rote Flagge gehisst“, berichtet Smith.

Eine vollständige Automatisierung kann Smith sich nicht vorstellen. „Asset Management ist eine massiv regulierte Branche. Ein Computer kann niemals die treuhänderische Verantwortung gegenüber den Investoren übernehmen. Vielmehr führt das Gleichgewicht zwischen automatisiertem und aktivem Management von Menschenhand zum Erfolg“, schließt der Experte.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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