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08:39 Uhr, 12.01.2021

Facebook und Twitter nach der Trump-Sperre

Die Aktien von Facebook und Twitter wurden am Montag verkauft, nachdem Trump von den Plattformen verbannt wurde. Die Kursbewegung am ersten Handelstag nach der Sperre sagt jedoch wenig über die langfristigen Auswirkungen aus.

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  • Twitter Inc.
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  • Twitter Inc. - Kurs: 48,050 $ (NYSE)

Am Wochenende haben sich die Medien über die Trump-Sperre ausgetobt, fast schon verausgabt. Die Meinungen sind weit gestreut. Es gibt aber eine Tendenz, die weitreichende Folgen für Netzwerke wie Facebook und Twitter haben können.

Da ist zum einen die Meinung, dass die Sperre absolut richtig war. Ein Präsident hat die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, unabhängig davon, ob man ihn unterstützt oder nicht. Was er sagt, hat Gewicht. Die Verbreitung von Unwahrheiten und Aufruf zur Unruhe können nicht unterstütz werden.

Für andere Unternehmen, die auf diesen Plattformen werben – und Werbung ist nun einmal die Haupteinnahmequelle – kommt der Schritt fast schon zu spät. Wer problematische Statements duldet, stimmt durch das Schweigen zu. Ein solches Reputationsdesaster will niemand haben. Man will als werbendes Unternehmen nicht mit einer Plattform assoziiert sein, deren Inhalte problematisch sind.

Dieses Risiko umgehen Facebook und Twitter nun. Die Werbeeinnahmen dürften kurzfristig nicht leiden, könnten sogar profitieren. Für Aktionäre ist das vorteilhaft. Aus einem anderen Blickwinkel ist es das nicht.

Die Nutzer der Plattformen erstellen den Inhalt. Twitter ist kein Publizist, sondern stellt lediglich die Technologie zur Verfügung. Vor Entstehung dieser Netzwerke war die Reichweite von Einzelpersonen begrenzt. Sie mussten ihren Inhalt in kleinerem Kreis verbreiten oder waren auf Publizisten, die Zeitungen, Magazine, Reportagen usw. veröffentlichen, angewiesen.

Publizisten filtern Inhalte. Twitter tut das nicht. Beginnt es nun zu filtern, ist die Plattform nicht mehr das, was sie sein will: ein Sprachrohr für jeden. Beginnen Netzwerke nun Inhalte zu ändern oder zu sperren, haben sie ein Monopol auf das, was richtig ist. Was nun aber richtig oder falsch ist, kann man objektiv kaum festlegen.

Das ist die zweite, weitverbreitete Meinung, vor allem in Europa. Netzwerke wie Facebook dürfen nicht das Monopol auf Wahrheit haben. Es scheint, als hätten die CEOs der beiden Unternehmen entschieden. Dahinter steht kein Prozess, kein Gesetz. Es ist intransparent und willkürlich.

Die Unternehmen haben quasi Feuer mit Feuer bekämpft. Trump, wegen willkürlicher Inhalte verbannt, wurde durch eine willkürliche Handlung gesperrt. Trump hat den Bogen überspannt. Bis zur vergangenen Woche war er kontrovers, hat aber viele Nutzer auf die Plattformen gelockt. Dann wurde eine Grenze überschritten und die Unternehmen witterten, dass der Nutzermagnet nun zur Bürde wird. Man wurde ihn los.

Facebook und Twitter haben mit der Sperre eine Geschäftsentscheidung getroffen. Das dürfte kurzfristig Nutzer kosten. Insgesamt empfinden viele in der Bevölkerung den Schritt als richtig. Die Werbeeinnahmen dürften kaum leiden. Dafür ruft es nun noch mehr als bisher die Politik auf den Plan. Der Vorfall zeigt die Macht, die die Netzwerke und letztlich die CEOs haben. Sie können willkürlich die Gesetze von Information schreiben.

Die Aktion könnte aus regulatorischer Hinsicht das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Sie demonstriert das Hauptproblem. Viele Politiker, auch Gegner von Trump, dürften nun wachgerüttelt worden sein. Es war möglicherweise der notwendige Anstoß, um Regulation ernst werden zu lassen. Für Anleger ist das schwierig.

Die Aktien von Facebook und Twitter sind bereits hoch bewertet. Das Ereignis mit Kursverlusten ist nicht unbedingt eine Kaufgelegenheit. Kurzfristig ändert sich an den Finanzen der Unternehmen wenig. Langfristig ist hier ein Stein ins Rollen gekommen. Bis die Sache (Regulation) geklärt ist bzw. klarer wird, wohin die Politik gehen will, muss man bei diesen Aktien nicht dabei sein.

Twitter Inc.
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Clemens Schmale


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  • Schtonk
    Schtonk

    Kluge Analyse: "Feuer mit Feuer bekämpft". Die ganze Aktion war ziemlich offensichtlich eine zu spät gekommene, opportunistische Liebkindmache der Techs. Die Erzfeindschaft zwischen den rot angestrichenen Dems und den verhaßten Meinungsmonopolen ist für den Augenblick aufgeschoben aber nicht aufgehoben.

    23:41 Uhr, 13.01.2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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