Kommentar
08:18 Uhr, 07.05.2015

Social Media-Aktien: Der Absturz?

Das erste Quartal 2015 ist ein Weckruf für Anleger. Aktien von Social Media Unternehmen wie Twitter fallen wie Steine. Der ganze Sektor ist unter Beschuss.

Erwähnte Instrumente

  • Twitter Inc.
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  • Pandora A/S
    ISIN: DK0060252690Kopiert
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Das, was sich da gerade am Markt abspielt, ist dramatisch. Es erinnert ein wenig an das Ende der Internetblase vor 15 Jahren. Es waren die Zeiten, in denen Aktien an einem Tag 10 oder 20% verlieren konnten. Genau das passiert heute wieder. Anleger kennen keine Gnade. Im Moment heißt es: rette sich, wer kann.

Die Quartalssaison hat es in sich. Viele Anlegerträume sind zerplatzt. Dabei waren die Zahlen der Unternehmen nicht ausnahmslos schlecht. Wenn es um die Kennzahl Gewinn je Aktie geht, dann konnte sicherlich nicht jedes Unternehmen überzeugen. Es ist aber auch definitiv nicht so, dass hier jedes Unternehmen enttäuscht hat.
Pandora hat die Erwartungen des Marktes übertroffen. Der Verlust war im ersten Quartal geringer als erwartet. Im vergangenen Quartal hätte das wahrscheinlich gereicht, um für einen ordentlichen Kurssprung zu sorgen. Dieses Mal ist es jedoch anders. Die Aktie des Internetradioanbieters gewann nach den Zahlen, geriet dann aber in den allgemeinen Abwärtssog.

Das scheint generell das Motto des ersten Quartals zu sein. Unternehmen, die überzeugen können, gewinnen kurzzeitig. Sie geraten dann jedoch in den folgenden Tagen nach Veröffentlichung der Zahlen in den Abwärtsstrudel. Dieser betrifft derzeit vor allem Social Media Plattformen. Es scheint fast so als sei es belanglos wie die Zahlen aussehen. Die Aktien geraten relativ schnell unter Druck.

Unternehmen, die die Erwartungen schlagen konnten, verlieren deutlich weniger an Wert. Hier betragen die Kursabgaben 5 bis 10%. Unternehmen, die hingegen enttäuschten, werden mit Abschlägen von 20% innerhalb weniger Minuten bestraft.

Es ist schwer zu sagen, ob dieser Sturm schnell vorübergeht. Das erste Quartal war unterm Strich gar nicht so schlecht. Die Erwartungen bei Gewinn und Umsatz wurden weitestgehend erfüllt. Was die Kurse allerdings implodieren ließ war der Ausblick der Unternehmen. LinkedIn revidierte seinen Ausblick für das kommende Quartal um 125 Mio. Dollar nach unten. Das sind ungefähr 15% weniger Umsatz als nach der ursprünglichen Unternehmensprognose. Auf das Gesamtjahr gesehen wird LinkedIn immer noch ein enormes Wachstum vorweisen. Zudem ist das zweite Quartal durch die Integration eines übernommenen Unternehmens belastet. Das erklärt die Revision der Guidance für das zweite Quartal fast zur Gänze. So düster, wie es der Aktienkurs andeutet, sieht es gar nicht aus.

Viele Analysten haben nach den Zahlen ihre Kursziele nach unten revidiert. Das ist oft der Beginn einer größeren Konsolidierung, die viele Monate in Anspruch nehmen kann. Der Spuk ist damit höchstwahrscheinlich noch nicht vorbei. Die Zahlen haben Anlegern vor Augen geführt, dass es nicht nur noch eine Richtung gibt. Je größer die Unternehmen werden, desto schwieriger ist es jedes Quartal um 20% zu wachsen. So wie einige Unternehmen bewertet sind, muss aber genau das geschehen. Damit die Bewertungen gerechtfertigt sind, müssen die Unternehmen Quartal um Quartal enormes Wachstum zeigen.

Von alleine passiert das nicht. Viele Unternehmen haben inzwischen eine Größe erreicht, die es schwer macht noch im zweistelligen Prozentbereich zu wachsen. Twitter greift aus diesem Grund zu anderen Mitteln. Was organisch nicht geht, muss halt anorganisch erreicht werden. Anorganisches Wachstum heißt, dass Unternehmen andere aufkaufen, um zu wachsen. Twitter gibt dafür über 500 Mio. USD aus, um das Marketing Unternehmen TellApart zu kaufen. Die Hoffnung: TellApart kann Twitter helfen den Umsatz schneller zu steigern, denn Twitter gehen die Ideen aus wie sie aus ihrer Plattform noch mehr Wachstum ziehen können.
Die Bilanzsaison zeigt, dass auch heute, 15 Jahre nach der ersten Internetblase, die gleichen Probleme bestehen. Zugegeben, heute haben die Unternehmen reale Umsätze, reales Wachstum und teils reale Gewinne. Vor 15 Jahren war das nicht der Fall. Die Erwartungen sind jedoch auch heute noch zu hoch und viele Unternehmen werden noch Jahre brauchen bis sie die Gewinnschwelle erreichen.

Die heutigen Internetunternehmen haben zudem ein großes Problem: sie alle haben ein ähnliches Geschäftsmodell. Sie bieten sehr unterschiedliche Produkte an, der Umsatz kommt aber immer aus der gleichen Quelle: Werbung. Twitter und Facebook mögen zwar durchaus verschieden sein, aber ihr Ziel ist das gleiche. Sie beide bieten eine Plattform an, um Werbeeinnahmen zu generieren. Die Unternehmen sind Konkurrenten auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag.

Einige Firmen haben langfristig echtes Potential. Kurz- bis mittelfristig sollten die Kurse unter Druck bleiben. Das bietet Einstiegschancen. Ich denke da vor allem an Facebook und LinkedIn.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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