Kommentar
14:37 Uhr, 30.04.2015

Was haben Twitter und Dax gemeinsam?

Beide haben den Bogen überspannt. Der Hintergrund ist bei beiden sicherlich ein anderer. Es kommt aber aufs Gleiche heraus: Kurssturz.

Erwähnte Instrumente

  • Twitter Inc.
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  • Twitter Inc. - Kurs: 38,49 $ (NYSE)

Indizes weltweit, nicht nur der Dax, leiden unter den US Daten. Diese waren der blanke Horror. Die US Wirtschaft ist im ersten Quartal nur noch mit 0,2% gewachsen. Erwartet wurde 1%. Bei den Daten handelte es sich um die erste Schätzung des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal. Diese Schätzungen werden zwei Mal revidiert. Bei diesen Revisionen kommt es häufig zu großen Anpassungen. Die US Wirtschaft könnte im ersten Quartal genauso gut um 0,8% geschrumpft oder um 0,7% gewachsen sein.

Hätte die erste Schätzung bei einem Prozent gelegen, dann wäre eine Revision ins Negative unwahrscheinlich gewesen. So aber wurden die Erwartungen massiv verfehlt und Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Die US Indizes, die diese Daten besonders betreffen sollten, halten sich überraschend gut. Das dürfte an Spekulationen um eine spätere Zinsanhebung liegen. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Zinsen in den USA länger niedrig bleiben. Die Zinsdifferenz zwischen Euro und Dollar wird nicht so schnell weiter wachsen. Davon war der Markt eigentlich ausgegangen. Viel davon wurde bereits eingepreist, indem der Dollar stieg. Jetzt müssen Anleger ihre Position überdenken. Man sieht es aktuell am EUR/USD Wechselkurs. Der Euro gewinnt gegenüber dem Dollar 1,5%.

Wird der Dollar nun wieder schwächer, dann hilft das US Unternehmen und belasten Unternehmen in der Eurozone, weil die Exporte in den Dollarraum wieder teurer werden. Insofern ist bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar, weshalb die Indizes in Europa deutlich stärker verlieren als die US Indizes. Zudem kann man sich denken, dass nach einer 30% Rallye Anleger schnell Gewinne mitnehmen, wenn schlechte Nachrichten kommen. Mehr sehe ich darin heute und in den vergangenen Tagen übrigens nicht. Es wird Luft abgelassen. Der generelle Aufwärtstrend ist nicht in Gefahr.

Im Vergleich zur Twitter Aktie wirkt das Minus beim Dax fast schon wie ein Gewinn. Der Dax verliert zwar 3%, aber bei Twitter waren es gleich 23%. In der Spitze lag das Minus sogar bei gut 26%. Ein Viertel des Börsenwertes wurde vernichtet. Innerhalb kurzer Zeit sind 8 Mrd. an Marktkapitalisierung verschwunden. Das ist heftig, aber auch konsequent.

Twitter ist eine Wachstumsmaschine. Seit Twitter überhaupt Umsatz schreibt konnte dieser jedes Jahr um mehr als 100% gesteigert werden. Irgendwann verlangsamt sich das Wachstum natürlich. Analysten waren von einer Verlangsamung auf auf knapp 70% ausgegangen. Twitter revidierte mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen nun allerdings den Ausblick für das Gesamtjahr. Das Wachstum dürfte sich auf 55% abschwächen.

55% statt 70% zu wachsen ist immer noch gut, aber nicht gut genug. Twitter schreibt sehr hohe Verluste. Die Grafik zeigt die Umsatzentwicklung des Unternehmens. Gleichzeitig ist auch der Verlust abgebildet. Dieser weitete sich in den vergangenen Jahren konsequent aus. Das liegt nicht allein daran, dass Twitter sehr viel investiert. Twitter machte 2014 sogar einen Gewinn, wenn man eine Bilanzposition ausklammert. Diese Position sind die Ausgaben für Boni, konkret Aktienboni. 2014 lagen die Ausgaben dafür bei 630 Mio. Das sind 45% des Umsatzes!

2015 wächst Twitter nun weniger schnell und will die Boni auf ca. 750 Mio. USD erhöhen. Bei einem angepeilten Umsatz von 2,2 Mrd. ist das ein Drittel. Durch die Ausgaben für die Boni wird Twitter auch dieses Jahr wieder hohe Verluste ausweisen. Gäbe es diese Boni nicht, dann könnte der Gewinn bei über 200 Mio. liegen. Als Anleger muss man sich schon fragen, ob Twitter ein reiner Selbstbedienungsladen des Managements ist. Boni sind schön und gut, aber vielleicht erst, wenn das Unternehmen Gewinn schreibt - und auch dann vielleicht etwas maßvoller.

Bisher haben Anleger die überdimensionierten Vergütungen toleriert. Jetzt, da Twitter den Ausblick senken muss, ist der Bogen überspannt. Man fühlt sich da als Anleger schon auf den Arm genommen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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