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16:00 Uhr, 02.12.2011

EZB sollte Anleihenkauf-Programm erweitern

Zürich (BoerseGo.de) - Nach einer Beruhigung im Oktober sind die Finanzmärkte im November aufgrund der Staatsschuldenkrise in der Europäischen Währungsunion erneut in Turbulenzen geraten. Für Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe, liegt der Hauptgrund der wiederkehrenden Unsicherheiten darin, dass die Märkte das Vertrauen in die europäische Politik verloren haben. Um die Krise zu stabilisieren, müsste sich Europa auf eine Fiskalunion hinbewegen und die Europäische Zentralbank (EZB) müsse in größerem Umfang Anleihen finanziell angeschlagener Staaten kaufen, schreibt Steinemann in seinem aktuellen Marktkommentar.

Die Zinsen der peripheren Länder in der Eurozone stiegen im November wieder deutlich an. In der Spitze musste etwa das angeschlagene Italien Anfang dieser Woche mehr als 7,8 Prozent Rendite anbieten. Der Vontobel-Investmentstratege führt dazu weiter aus, dass kurzfristig nur ausreichende Anleihekäufe der EZB zu den benötigten niedrigeren Zinsen führen können. Dies sollte, trotzdem es für die EZB eine Art Rechtsbruch darstellt (der EZB ist es untersagt, Staaten finanziell zu stützen), durchgeführt werden. Steinemann fordert zudem noch glaubwürdigere Schritte zur Fiskal-, besser noch politischen Union, mit allen Konsequenzen wie der Beschneidung nationalstaatlicher Souveränität. Hierzu gehörten laut auch in der Verfassung verankerte Schuldenbremsen.

Im Weiteren schreibt Steinemann, sollte man darauf beharren, dass Griechenland die Schulden zurückzahlt. Ein Bankrott muss vermieden werden. Dazu ließe sich das Konzept verwirklichen, nach dem verschiedene Aktiva Griechenlands (Gold der Zentralbank oder Staatsbetriebe) in eine Art Treuhandgesellschaft außerhalb Griechenlands eingebracht werden könnten. Diese ließen sich dann in aller Ruhe über Jahrzehnte möglicherweise mit Gewinn verkaufen. In der Zwischenzeit würde der Wert der Aktiva Griechenland zwecks Schuldentilgung überwiesen. So könnte knapp die Hälfte der Schulden abgebaut werden, befindet der Vontobel-Experte.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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