Kommentar
14:35 Uhr, 19.03.2015

EZB rechnet Grexit-Szenarien durch

Fernando González Miranda, Leiter der Risikoanalyse der EZB, hat drei verschiedene Szenarien der Schuldeneliminierung Griechenlands geprüft

Das berichtet das "manager magazin" vorab. Folgende Alternativen stehen demnach zur Auswal

"Graccident"

Der Austritt aus der Eurozone als "Unfall" deklariert. Das ist bei dem wuchtigen, ungestümen Auftreten der Herren Tsipras und Varoufakis nicht sehr unwahrscheinlich. Es würde praktisch über Nacht/Wochenende relativ unvorbereitet eine neue Währung eingeführt. Die Gläubiger würden in diesem Szenario noch 5% ihrer Forderungen sehen. 16 Mrd. EUR!

"Grexit"

Ein geordneter Austritt aus der Eurozone wär ein klein wenig besser als der "Graccident". In diesem Szenario sehen die EZB-Experten immerhin noch 14% Rückzahlung des Schuldenbergs über 320 Mrd. EUR.

Schuldenschnitt

Was Varoufakis und Tsipras wollen, ist eigentlich ein massiver Forderungsverzicht innerhalb der Eurozone. Aus verschiedenen Gründen, vor allem wegen möglichen Nachahmereffekten (Spanien, Italien, Portugal etc.) trifft dieses Szenario jedoch auf vehementen Widerstand in der Eurozone. Sollte es Griechenland dennoch gelingen, einen Schnitt durchzusetzen, vermutet die EZB einen "verwertbaren" Rest von 25% der Schulden.

Malt die EZB hier schwarz? Im besten Fall blieben demnach 25% der Forderungen übrig.

Am unwahrscheinlichsten erscheint das Eingehen der Eurozone auf die Erlass-Wünsche Griechenlands. Das verbietet sich schon wegen der unalkulierbaren Folgeeffekte. Die "Schwesterparteien" von Syriza in den anderen Krisenstaaten dürften dann massiven Zulauf erhalten und ebenfalls Schuldenerlasse fordern. Dieses Risiko kann die Eurozone eigentlich nicht eingehen.

Also was bleibt? Zeigen uns Varoufakis und Tsipras einen völlig unmissverständlichen Mittelfinger und zahlen einfach nicht?

24 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Investor
    Investor

    Irgendwie vermisse ich die privaten Schulden. Gr hat neben den 320 Mrd Staatsschulden noch rd 310 Mrd private Schulden indirekt gehalten von den europ. Banken.

    Bei einer Währungsumstellung sind diese Schulden auch von den Volkswirtschaften der Eurozone zu tragen. Lt gr Zentralbank sind ca 40% dieser Kredite notleident (steigende Arbeitslosigkeit).

    Glaubt denn wirklich einer der Politiker ernsthaft, wenn Gr nach einem Grexit rd 90% seiner Schulden los ist, daß die übrigen Staaten dem nicht folgen. Wenn mehr EU Staaten austreten, dann wird der Anteil D an den Verlusten großer.

    Warum kauft die EZB nicht die Schulden aller EU Staaten über 60% BIP einfach auf. Dies würde rd 1,4 B kosten. Eigentlich kein großer Unterschied zu den 1,1b heute. Aber anschliessend wären die Schulden passend und dann restriktive Haushaltspolitik. In Europa haben wir ein allgemeines Politikversagen, daß man solange wie es geht tarnen möchte

    @Daniel Kühn,

    Sie schreiben in einem früheren Kommentar richtig, wenn die Giralgeldschulden sich nicht ausweiten, dann kommt es zu einer Bilanzrezession. Sind wir in Europa nicht mitten drin?

    Die Staaten wollen ihre Schulden nicht mehr ausweiten, die Unternehmen machen keine Schulden und wegen der Alterspyramide bauen die Privaten gerade Schulden ab (Keine Schulden beim Renteneintritt).

    Wegen dieser Bilanzrezession bekommen wir in Europa keine Inflation. Die Importe sorgen wegen anderer Probleme auch nicht für Rezession? Wegen der Bilanzrezession belasten die Zinsen die Staatshaushalte anteilig stärker und dies wird durch fallende Zinsen gegenkompensiert anstelle daß die EZB einfach die Schulden monitarisiert und die Staatsschulden an die Bilanzrezession anpasst.

    07:53 Uhr, 20.03.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Freier Finanzjournalist

    Übrigens ist die Geldmenge NICHT identisch mit dem was Sie Notenbank"schulden" nennen - Sie meinen die Geldbasis

    16:55 Uhr, 19.03.2015
  • Lordbritannia
    Lordbritannia

    Das ein Staat Schulden zurückzahlt, ist bei kontinuierlichem Wirtschaftswachstum und somit steigenden Einnahmen (Steuern) bei konstanten Ausgaben nicht sinnvoll. Die Schulden werden im Laufe der Jahre verhältnismäßig zum Staatshaushalt immer geringer und bauen sie sich damit in Relation ab. Das ist genau das, was Schäuble momentan macht. Bei Privathaushalten funktioniert das leider nicht da die Gehälter nicht immer ständig weitersteigen. Somit ist bei Privathaushalten die Tilgung sinnvoll.

    Oder der Staat ist bankrott, entledigt sich somit seiner Forderungen.... hat Deutschland seit 1800 schon 7mal geschafft, Griechenland 5mal.

    Die Griechen wollen jetzt den Schuldenschnitt und im Euro bleiben oder den schwarzen Peter bei der EU/Deutschland sehen wenn es zum Austritt kommt. Bei beiden Szenarien haben die Herren Varoufakis und Tsipras machtpolitisch gewonnen. Für die Bevölkerung ist alles besser als was jetzt passiert.

    15:35 Uhr, 19.03.2015
  • Stockhorn
    Stockhorn

    Ja wäre zu hoffen! Natürlich können und werden sie die Schulden nicht zurückzahlen.. aber wird das ein anderer Staat jemals tun?? Deutschland??? Gröl.... die werden ihre Schulden auch nie im Leben zurückzahlen! Man hofft einfach auf Entwertung durch Inflation! Kein Staat auf der Welt wird jemals die Schulden zurückzahlen.. nicht ein einziger! Das sollte man einfach wissen, wenn man schon Staatsanleihen kauft..!

    14:53 Uhr, 19.03.2015
    2 Antworten anzeigen
  • sewiet13
    sewiet13

    Wer oder was ist "die Eurozone"? Wieso ist der Grexit/Graccident" berechenbarer? Dann wären genau so Nachahmer zu erwarten... Irgendwann fällt dann auf wie schlecht es letzlich z.B. um Deutschland und ganz zum Schluss um die USA steht.

    Tot, töter, am totesten?

    14:51 Uhr, 19.03.2015
    2 Antworten anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

Mehr über Daniel Kühn
  • Anlagestrategien
  • Fundamentalanlyse
  • Value Investing und Momentum-Ansatz
Mehr Experten