EZB bleibt vorsichtig mit Blick auf weitere Zinssenkungen
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Fazit: Die EZB hat beim Zinsentscheid am Donnerstag zwar zum ersten Mal seit mehreren Jahren die Leitzinsen gesenkt, sich aber zugleich vorsichtig zu weiteren Senkungen geäußert. Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) sinkt wie erwartet von 4,5 % auf 4,25 %, der Einlagensatz für die Banken von 4,00 % auf 3,75 % und der Spitzenrefinanzierungszins von 4,75 % auf 4,50 %. Die Zinssenkung wird am 12. Juni wirksam.
Mit Blick auf weitere Zinssenkungen will sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber nicht festlegen und betont stattdessen weiter die Datenabhängigkeit künftiger Entcheidungen. Mit anderen Worten: Weitere Zinssenkungen sind davon abhängig, dass sich die Inflation weiter abschwächt und das Inflationsziel von 2 % perspektivisch wieder erreicht wird.
Eine Anhebung der Inflationsprognosen des EZB-Mitarbeiterstabs spricht dafür, dass die Zinsen weniger schnell sinken dürften, als dies der Markt bisher erwartet hat. Für das laufende Jahr rechnet die EZB nun mit einer Teuerungsrate von 2,5 %, nachdem im März noch 2,3 % erwartet wurden. Die Prognose für das kommende Jahr wurde von 2,0 % auf 2,2 % angehoben, was bedeutet, dass die EZB nun auch für das Gesamtjahr 2025 mit einer erhöhten Inflation rechnet. Dies erklärt auch die vorsichtige Marktreaktion auf die heutige Entscheidung.
Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die EZB die Leitzinsen vom Sommer 2022 bis Herbst 2023 um insgesamt 4,5 Prozentpunkte und damit so schnell wie noch nie angehoben. Anschließend waren die Leitzinsen neun Monate lang auf dem Rekordniveau belassen worden. Die jetzt beschlossene Zinssenkung sei möglich, weil sich die Teuerung inzwischen deutlich abgeschwächt habe, betonte Lagarde. Die nächsten Monate dürften zwar weiter holprig verlaufen, in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres dürfte die Inflation dann aber in Reichweite des EZB-Ziels von 2 % gelangen, so Lagarde.
Die heutige Entscheidung fiel nicht einstimmig. Ein Mitglied, bei dem es sich Medienberichten zufolge um das österreichische EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann handeln dürfte, stimmte gegen die Entscheidung. Holzmann hatte bereits zuvor gesagt, dass er angesichts der weiterhin erhöhten Inflation keinen Anlass für schnelle Zinssenkungen sehe.