Kommentar
15:47 Uhr, 06.06.2024

EZB bleibt vorsichtig mit Blick auf weitere Zinssenkungen

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag zum ersten Mal seit mehreren Jahren eine Leitzinssenkung verkündet, will sich mit Blick auf weitere Zinssenkungen aber nicht festlegen. Alle Entwicklungen zum EZB-Zinsentscheid im Liveticker zum Nachlesen.

Fazit: Die EZB hat beim Zinsentscheid am Donnerstag zwar zum ersten Mal seit mehreren Jahren die Leitzinsen gesenkt, sich aber zugleich vorsichtig zu weiteren Senkungen geäußert. Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) sinkt wie erwartet von 4,5 % auf 4,25 %, der Einlagensatz für die Banken von 4,00 % auf 3,75 % und der Spitzenrefinanzierungszins von 4,75 % auf 4,50 %. Die Zinssenkung wird am 12. Juni wirksam.

Mit Blick auf weitere Zinssenkungen will sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber nicht festlegen und betont stattdessen weiter die Datenabhängigkeit künftiger Entcheidungen. Mit anderen Worten: Weitere Zinssenkungen sind davon abhängig, dass sich die Inflation weiter abschwächt und das Inflationsziel von 2 % perspektivisch wieder erreicht wird.

Eine Anhebung der Inflationsprognosen des EZB-Mitarbeiterstabs spricht dafür, dass die Zinsen weniger schnell sinken dürften, als dies der Markt bisher erwartet hat. Für das laufende Jahr rechnet die EZB nun mit einer Teuerungsrate von 2,5 %, nachdem im März noch 2,3 % erwartet wurden. Die Prognose für das kommende Jahr wurde von 2,0 % auf 2,2 % angehoben, was bedeutet, dass die EZB nun auch für das Gesamtjahr 2025 mit einer erhöhten Inflation rechnet. Dies erklärt auch die vorsichtige Marktreaktion auf die heutige Entscheidung.

Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die EZB die Leitzinsen vom Sommer 2022 bis Herbst 2023 um insgesamt 4,5 Prozentpunkte und damit so schnell wie noch nie angehoben. Anschließend waren die Leitzinsen neun Monate lang auf dem Rekordniveau belassen worden. Die jetzt beschlossene Zinssenkung sei möglich, weil sich die Teuerung inzwischen deutlich abgeschwächt habe, betonte Lagarde. Die nächsten Monate dürften zwar weiter holprig verlaufen, in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres dürfte die Inflation dann aber in Reichweite des EZB-Ziels von 2 % gelangen, so Lagarde.

Die heutige Entscheidung fiel nicht einstimmig. Ein Mitglied, bei dem es sich Medienberichten zufolge um das österreichische EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann handeln dürfte, stimmte gegen die Entscheidung. Holzmann hatte bereits zuvor gesagt, dass er angesichts der weiterhin erhöhten Inflation keinen Anlass für schnelle Zinssenkungen sehe.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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