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12:21 Uhr, 30.09.2019

EZB: Kein nennenswerter Zinsanstieg in nächsten 20 Jahren

Columbia-Threadneedle-CIO Mark Burgess geht davon aus, dass der Eurozone begleitet von geringen Wachstumsraten eine lange Niedriginflationsphase bevorsteht, was einen nennenswerten Anstieg der Zinsen in den nächsten zehn bis 20 Jahren verhindert.

Minneapolis (GodmodeTrader.de) - Ein nennenswerter Zinsanstieg in der Eurozone ist der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge in den kommenden zwei Jahrzehnten unwahrscheinlich. Die in Japan gemachten Erfahrungen lassen darauf schließen, dass es selbst mit steigender Produktivität und Staatsdefiziten sehr schwer ist, einer strukturellen Wachstums- und Inflationsflaute zu entkommen, wie Mark Burgess, Chief Investment Officer (CIO) in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA), in einem aktuellen Kommentar schreibt.

Eine höhere Kreditaufnahme der Unternehmen und Privathaushalte könne Abhilfe schaffen, aber Maßnahmen zur Lösung der Probleme im Bankensektor (wie eine Bankenkonsolidierung, eine Lockerung der Haushaltsregeln oder eine Veränderung der Inflationsziele der EZB) seien kaum in Sicht, heißt es weiter.

„Daher gehen wir davon aus, dass der Eurozone eine lange Niedriginflationsphase bevorsteht, die von geringen Wachstumsraten begleitet wird, was einen nennenswerten Anstieg der Zinsen in den nächsten zehn bis 20 Jahren verhindert“, so Burgess. „In einem solchen dauerhaften Niedrigzinsumfeld wird das hohe Verschuldungsniveau fortbestehen.“ Burgess verweist darauf, dass die Schuldenquote (Nettoverschuldung im Verhältnis zum BIP) in den USA von weniger als 40 Prozent in den frühen Achtzigerjahren auf 106 Prozent gestiegen ist, und der Aufwärtstrend sei ungebrochen.

In Großbritannien liege die Schuldenquote bei fast 86 Prozent, während sie zwischen 1975 und 2018 im Durchschnitt weniger als 45 Prozent betragen habe. „Die gesamte Eurozone folgt demselben Trend.“ So stehe etwa in Spanien einem aktuellen Niveau von 96 Prozent ein Durchschnittswert von knapp über 55 Prozent seit 1980 gegenüber. Italien erreiche eine Schuldenquote von 130 Prozent und China sogar von mehr als 300 Prozent, heißt es weiter.

Die Bewältigung dieses Schuldenbergs wird Columbia Threadneedle zufolge etliche Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern, die von geringen Wachstumsraten und mangelnden Ertragschancen für Sparer und Investoren geprägt sein werden. „Ein hohes Verschuldungsniveau lässt auch eine erhöhte Volatilität erwarten“, schreibt Burgess. „Es ist also Zeit, sich für eine turbulente Reise zu rüsten.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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