Kommentar
15:15 Uhr, 16.03.2023

Lagarde deutet weitere Zinserhöhungen an

Wenn die Inflation wie erwartet zu hoch bleibe und die Unsicherheit zurückgehe, habe man mit Blick auf Zinserhöhungen "noch viel mehr zu tun", deutete Lagarde auf der Pressekonferenz zum EZB-Zinsentscheid an.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (NYSE)
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,05801 $ (FOREX)

Updates von der Pressekonferenz finden Sie weiter unten im Artikel.

Trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hat die EZB ihre Leitzinsen beim Zinsentscheid am Donnerstag wie angekündigt um 0,5 Prozentpunkte (50 Basispunkte) angehoben, um die hohe Inflation zu bekämpfen. Der eigentliche Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) wird von von 3,00 % auf 3,50 % angehoben. Der Einlagensatz für die Banken erhöht sich von 2,50 % auf 3,00 %. Der Spitzenrefinanzierungszins steigt von 3,25 % auf 3,75 %.

Beim letzten Zinsentscheid Anfang Februar hatte die EZB für März explizit eine weitere Zinsanhebung um 0,5 Prozentpunkte angekündigt. Anschließend sollte der künftige Zinspfad neu bewertet werden.

Wegen der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor hatten die Märkte aber teilweise erwartet, dass die EZB die Leitzinsen nicht so stark wie angekündigt anheben wird.

Zum künftigen Zinspfad äußerte sich die EZB anders als eigentlich angekündigt nun allerdings nicht konkret. EZB-Präsidentin Christine Lagarde deutete auf der Pressekonferenz allerdings an, dass im Basisszenario weitere Zinserhöhungen notwendig sein dürften, wenn die Unsicherheit zurückgehe. "Wenn sich unser Basisszenario als valide erweist, wenn die Spannungen nachlassen, dann haben wir noch viel mehr zu tun", sagte Lagarde. Gleichzeitig sei es aber angesichts der Unsicherheiten eine große Einschränkung, dass sich die Wirtschaft tatsächlich gemäß dem Basisszenario entwickele.

Die EZB betonte, dass sie bereit sei, die Banken im Notfall mit Liquiditätshilfen zu unterstützen. "Der EZB-Rat beobachtet die aktuellen Marktspannungen genau und ist bereit, so zu reagieren, wie erforderlich, um Preis- und Finanzstabilität im Euroraum zu wahren. Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig: Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide. In jedem Fall verfügt die EZB über alle geldpolitischen Instrumente, um das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten", heißt es im Statement zum Zinsentscheid.

"Den Projektionen zufolge bleibt die Inflation für eine zu lange Zeit zu hoch. Der EZB-Rat hat daher heute beschlossen, die drei Leitzinssätze der EZB um jeweils 50 Basispunkte anzuheben", heißt es im Statement zum Zinsentscheid. "Dies steht im Einklang mit seiner Entschlossenheit, eine zeitnahe Rückkehr der Inflation auf das mittelfristige 2 %-Ziel sicherzustellen. Die erhöhte Unsicherheit verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig ein datengestützter Ansatz bei den Leitzinsbeschlüssen des EZB-Rats ist. Diese werden sich nach seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der verfügbaren Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission richten."

Die Inflationsrate in der Eurozone schwächte sich zuletzt zwar leicht von 8,6 % auf 8,5 % ab, blieb aber deutlich über dem Zielwert der EZB. Die Kerninflationsrate stieg sogar deutlich von 5,3 % auf 5,6 %, wobei es sich sogar um den dritten Anstieg in Folge handelte.

Zusammen mit dem Zinsentscheid veröffentlichte die EZB auch neue Projektionen zur Inflation und dem Wachstum, die allerdings bereits Anfang März erstellt wurden, bevor es zu den jüngsten Spannungen an den Finanzmärkten kam. "Noch vor den jüngsten Entwicklungen war der im Basisszenario für die Gesamtinflation projizierte Pfad nach unten korrigiert worden, was in erster Linie damit zusammenhängt, dass der Beitrag der Energiepreise geringer ausfiel als erwartet. Die EZB-Fachleute gehen nun von einer durchschnittlichen Inflation von 5,3 % für 2023, 2,9 % für 2024 und 2,1 % für 2025 aus. Zugleich ist der zugrunde liegende Preisdruck nach wie vor hoch. Die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel zog im Februar weiter an. EZB-Fachleute gehen davon aus, dass sie 2023 im Durchschnitt bei 4,6 % und damit über dem in den Projektionen vom Dezember erwarteten Wert liegen wird." Ihre Prognose für das Wachstum im aktuellen Jahr erhöhte die EZB "aufgrund der gesunkenen Energiepreise und der größeren Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft gegenüber dem schwierigen internationalen Umfeld" auf 1,0 %. In den kommenden beiden Jahren soll die Wirtschaft dann jeweils um 1,6 % wachsen.

Updates von der Pressekonferenz: Auf der Pressekonferenz betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass die Inflation für eine zu lange Zeit zu hoch bleibe und sich der EZB-Rat deshalb dazu entschlossen habe, die Zinsen weiter anzuheben. Gleichzeitig senkte die EZB aber ihre Inflationsprognosen bereits vor den jüngsten Marktturbulenzen, was perspektivisch eine geringe Notwendigkeit für Zinserhöhungen signalisieren könnte. Die jüngste Unsicherheit unterstreiche die Wichtigkeit eines datenbasierten Ansatzes, so Lagarde. Man beobachte die Spannungen an den Märkten genau und sei bereit zu reagieren, um Preisstabilität und Stabilität des Finanzsystems sicherzustellen. Der Euro-Bankensektor sei widerstandsfähig, aber man sei trotzdem bereit, Liquiditätshilfen zur Verfügung zu stellen, wenn dies notwendig sei.

Gefragt nach dem künftigen Zinspfad gab Lagarde keine klare Antwort, sondern verwies auf den ersten Absatz im Statement zum Zinsentscheid, wonach sich Zinsentscheidungen des EZB-Rats "nach seiner Einschätzung der Inflationsaussichten vor dem Hintergrund der verfügbaren Wirtschafts- und Finanzdaten, der Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation und der Stärke der geldpolitischen Transmission richten" werden. Wenn die Inflation wie erwartet zu hoch bleibe und die Unsicherheit zurückgehe, seien weitere Zinserhöhungen notwendig. "Wenn sich unser Basisszenario als valide erweist, wenn die Spannungen nachlassen, dann haben wir noch viel mehr zu tun", so Lagarde. Gleichzeitig sei es aber angesichts der Unsicherheiten eine große Einschränkung, dass sich die Wirtschaft tatsächlich gemäß dem Basisszenario entwickele. Bei der unterliegenden Inflation sei bisher nur eine leichte Verbesserung zu verzeichnen, so Lagarde.

"Wir lassen in unserem Kampf gegen die Inflation nicht nach und sind entschlossen, die Inflation wieder auf 2 % zu senken", sagte Lagarde. Man werde auf Basis eines datengestützten Ansatzes die Maßnahmen ergreifen, die notwendig seien, um dieses Ziel zu erreichen. Sie sehe keinen Zielkonflikt zwischen der Preisstabilität und Finanzmarktstabilität, sagte Lagarde. Weil die Inflation für eine zu lange Zeit zu hoch bleibe, habe man entschieden, die Leitzinsen wie geplant um 0,5 Prozentpunkte anzuheben. Um die Stabilität des Finanzsystems zu sichern, sei man bereit, Liquiditätshilfen zur Verfügung zu stellen.

Intraday-Entwicklung wichtiger Basiswerte (Indikationen)
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    FOREX

Vontobel - der StarPartner der Consorsbank.

Handelt Derivate von Vontobel außerbörslich ab 0 Euro Ordergebühr (zzgl. marktüblicher Spreads).

Jetzt Konto eröffnen und direkt über stock3 handeln!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen