EZB: Drei Prozent werden wohl nicht ausreichen
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Die EZB-Sitzung mit einer Zinsanhebung um 50 Basispunkte war eindeutig von den Falken geprägt. Und die Botschaften waren glasklar: Die EZB rechnet mit einer Rezession in der Eurozone, die Inflationsaussichten wurden deutlich nach oben korrigiert, die Zinssätze müssen deutlich und stetig steigen – es sind mehrere weitere Anhebungen um 50 Basispunkte zu erwarten – und sie müssen ausreichend restriktiv sein. In der Fragerunde zum letztgenannten Punkt räumte Christine Lagarde im Wesentlichen ein, dass das vom Markt bisher angenommene höchste Zinsniveau von 3 % zu niedrig sein wird. Das Programm zur Quantitativen Straffung soll ab März 2023 mit 15 Mrd. EUR pro Monat beginnen. Details dazu werden aber erst im Februar bekannt, so dass diese Botschaft heute im Vergleich weniger Aufmerksamkeit erhielt.
Warum also nicht einfach eine Anhebung um 75 Basispunkte vornehmen, wie es einige Mitglieder des EZB-Rats, beispielsweise Isabel Schnabel, befürwortet hatten? Unserer Meinung nach ging es vor allem darum, die Zinskurve zu kontrollieren und den Markt von seiner Besessenheit rund um die nächsten Schritte der Zentralbanken zu befreien. Deshalb hat die EZB heute mit Hilfe der Forward Guidance einen falkenhaften Ton angeschlagen, um den Blick auch auf die langfristigeren Zinssätze zu lenken.
Diese Kehrtwende gegenüber der Tonalität der November-Sitzung ist eine deutliche Botschaft an die Märkte, dass die Inflationsrisiken im gesamten Euroraum trotz der niedrigeren Energiepreisinflation weiterhin sehr real sind. Nicht das Wachstum ist die Hauptsorge; die jüngste Rallye bei den Risikoanlagen war zu verfrüht. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.
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