Kommentar
20:38 Uhr, 18.09.2014

EZB: Das Geld will keiner haben

Heute war es endlich soweit: die EZB wollte heute Banken ein Geldgeschenk machen. Angekündigt wurde das bereits vor knapp 2 Monaten. Mit Spannung wurde die Aktion erwartet, immerhin soll das Paket die Kreditklemme in den Krisenstaaten beheben.

Kredit ist in den Eurokrisenländern noch immer Mangelware. Wenn man überhaupt Kredite bekommt, dann zu hohen Zinsen. In Griechenland muss man für den Hauskauf bei exzellenter Bonität den 3 Monatseuribor + 3,7% zahlen. Das ist in etwa das doppelte der niedrigsten Sätze in Deutschland. Um in Griechenland einen Kredit für den Kauf von Unternehmensanlagen (z.B. Bürogebäude) zu bekommen, muss man bei der Alpha Bank mit mindestens 8,35% Zinsen rechnen. Der Zinssatz kann theoretisch sogar bei über 12% liegen. Das Zinsniveau ist absolut jenseitig.

Um das in den Griff zu bekommen, hat die EZB TLTROs angekündigt. TLTROs steht für Targeted Long Term Refinancing Operation. Die EZB hatte 2011 und 2012 LTROs auf den Weg gebracht. Damals nahmen Banken der EZB über diesen Weg insgesamt über 1 Billion Euro ab. Heute, beim Nachfolger der LTROs, war das Interesse sehr begrenzt. Banken wollten 82,6 Mrd. Euro haben.

Das geringe Interesse ist nicht wirklich nachvollziehbar, denn die Konditionen des Refinanzierungsgeschäfts sind exzellent. Banken zahlen auf das geliehene Geld lediglich einen Zinssatz von 0,15% - und das fix auf Sicht von 4 Jahren. 0,15% liegt nun über dem aktuellen Leitzins, dafür aber ist die Dauer der Transaktion außergewöhnlich lang. Zum Leitzins können sich die Banken lediglich sehr kurzfristig auf Sicht von Tagen bis wenigen Wochen refinanzieren. Vergeben Banken langfristige Kredite und finanzieren diese über die EZB zum aktuellen Leitzins, ist das momentan billiger. Langfristig ist das nicht der Fall. Wenn die TLTROs im September 2018 auslaufen, kann man davon ausgehen, dass der Leitzins nicht mehr bei 0,05% steht, sondern darüber. Gehen wir von einer einigermaßen positiven Entwicklung in der Eurozone aus, dann sollte der Leitzins 2018 wieder deutlich über der Marke von einem Prozent liegen. Dann würden sich viele Banken wahrscheinlich wünschen, sie hätten heute zugegriffen.

Dass sich die Banken dennoch zieren, sagt viel aus. Entweder glauben sie daran, dass die Zinsen auch über 2018 hinaus sehr niedrig bleiben oder sie wissen einfach nicht, was sie mit dem Geld machen sollen. Das Geld verschenkt die EZB de facto zum Nulltarif. Es ist aber zweckgebunden und kann nicht jederzeit zurückgezahlt werden. Es ist vorgesehen, dass Banken frühestens nach 2 Jahren das Geld wieder an die EZB zurückgeben können. Können sie es nicht verwenden, dann sitzen die Banken auf überschüssiger Liquidität. Diese können sie zwar bei der EZB parken, müssen dafür aber Geld zahlen.

TLTROs kommt anderseits wiederum zugute, dass die 0,15% Zinsen erst bei Rückzahlung der geliehenen Summe fällig werden. Für 4 Jahre ist der Kredit bei der EZB also erst einmal wirklich gratis. Dafür können sich Banken nicht beliebig viel Geld leihen. Es können maximal 7% einer zuvor festgelegten Gesamtkreditsumme des Instituts sein. Hatte eine Bank zum Stichtab am 30.04.2014 etwa 500 Mrd. EUR an anrechenbaren Krediten in den Büchern stehen, dann konnte sie sich heute 35 Mrd. besorgen.

Kaum eine Bank hat den Spielraum ausgenutzt. Ursprünglich war einmal von TLTRO Summen von 450 Mrd. die Rede. Analysten hatten zuletzt mit 150 Mrd. gerechnet. Nun waren es nur 82,6 Mrd. Das spricht eigentlich schon für sich selbst.

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4 Kommentare

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  • wuwei
    wuwei

    ​ihnen ist halt lieber wenn Draghi (sprich Steuerzahler) ihnen die Ramschpapiere mit ABS abkauft, da haben sie wesetlich mehr davon !!

    Schön dass ich für Draghis unüberlegte Aktionen haften darf.

    Dem Grundgedanken der Demokratie entspricht dieses Handeln sicher nicht.

    20:45 Uhr, 18.09. 2014
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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