EZB: Berechenbarkeit ist gefragt
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„Die Europäische Zentralbank (EZB) befindet sich in einer schwierigen Lage: Hohe Inflation, stockendes Wachstum und ein angespannter Arbeitsmarkt. Aktuell sehen wir für die zweite Jahreshälfte in der Eurozone ein Rezessionsrisiko von 60 Prozent. Die Bank unternimmt ungewöhnliche Schritte, um Klarheit über die kurzfristige Zinsentwicklung zu schaffen – doch die aggressiveren unter ihren Mitgliedern machen bereits Druck, das Tempo zu erhöhen.
Die EZB will ihre Nettoankäufe von Vermögenswerten am 1. Juli 2022 beenden, aber sie wird den Bestand an erworbenen Vermögenswerten noch mindestens bis Ende 2024 reinvestieren. Dabei dürfte die Zentralbank hoffen, kein neues Programm für Italien auflegen zu müssen. Schließlich bestand einer der Hauptvorteile des EZB-Programms darin, die Kosten zu senken, zu denen die Mitgliedsstaaten sich verschulden konnten – besonders hilfreich für Italien, dessen Verschuldung Schätzungen zufolge nach den pandemiebedingten Unterstützungsleistungen auf bis zu 160 % des BIP angestiegen sein könnte.
Mit anhaltend niedrigen Renditen in den letzten acht Jahren konnte das italienische Schatzamt bestehende Schulden billiger refinanzieren, was die Kosten für den Schuldendienst erheblich senkte und die hohe Schuldenlast erträglicher machte. Höhere EZB-Zinsen und damit auch höhere italienische Kreditkosten stellen die Tragfähigkeit der italienischen Schulden in Frage. Infolgedessen wird die EZB bei der Anhebung der Zinssätze „berechenbar“ vorgehen müssen, und zwar deutlich mehr, als wir es von anderen Zentralbanken wie der Federal Reserve oder der Bank of England gewöhnt sind.“
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