Fundamentale Nachricht
11:42 Uhr, 26.02.2015

EZB beginnt Anleihenkauf

Anleger sollten nach Meinung von Allan Valentiner, Vorstand und Leiter Portfolio Management der AMF Capital AG, verstärkt die Bonitätsentwicklung im Blick behalten.

Frankfurt (BoerseGo.de) – Im März wird die Europäische Zentralbank (EZB) mit dem Ankauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren in einem Umfang von monatlich 60 Milliarden Euro beginnen. Die Auswirkungen auf die Wertpapiermärkte werden beträchtlich sein und Anleger sollten die durch das EZB-Programm verursachte Veränderung von Bonitäten im Blick behalten, wie Allan Valentiner, Vorstand und Leiter Portfolio Management der AMF Capital AG, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Während die Rendite der Bundesanleihen weiter fallen dürfte, werden Anleihen der Peripheriestaaten voraussichtlich weiter profitieren. Es ist zu erwarten, dass sich Anleger auf der Jagd nach Rendite wieder vermehrt Bonds von Schuldnern mit schwächerer Bonität zuwenden werden. Damit steigt das Anlagerisiko erheblich an“, erklärt Valentiner.

Mit dem großangelegten Anleihenankaufprogramm versuche die EZB, den befürchteten Rückfall der Eurozone in eine Rezession zu verhindern und einer möglichen Deflationsgefahr entgegenzuwirken. Zwar komme ihr bei der Stimulierung der Wirtschaft ein niedrigerer Ölpreis und schwächerer Euro zu Hilfe – dennoch könnten sich dadurch auch die deflationären Risiken verstärken. Die Angst vor einer wirtschaftlichen Schwäche werde noch verschärft durch einen wegen des Verfalls des Ölpreises drohenden Kollaps der russischen Wirtschaft. All diese Faktoren machten zuletzt den Einsatz einer quantitativen Lockerung seitens der EZB immer wahrscheinlicher, heißt es.

Der Ankauf solle nach dem Kapitalschlüssel der Notenbanken bei der EZB erfolgen. Damit würden anteilsmäßig überwiegend Bundesanleihen gekauft, da die Bundesbank den höchsten Anteil an der EZB halte. Die Notenbank werde jedoch nicht allein am Markt auftreten, sondern die nationalen Notenbanken beauftragen. Dadurch solle jedes Mitgliedsland einen Teil des Risikos tragen. Lediglich das Risiko für ein Fünftel der Ankäufe solle unter den Mitgliedern geteilt werden. Die Notenbank wolle zudem maximal ein Drittel der ausstehenden Papiere eines Landes kaufen, so Valentiner.

Die verschärften Eigenkapitalanforderungen gepaart mit den Stresstests für Kreditinstitute hätten im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die Renditeaufschläge für Emittenten mit einem schlechten Rating weiter gestiegen seien. Ein sich verschlechterndes Rating sei von den Anlegern gleichermaßen durch geringere Nachfrage „bestraft“ worden, egal ob es sich um einen Staat, ein Kreditinstitut oder ein Unternehmen gehandelt habe. Gleichzeitig seien Emittenten belohnt worden, bei denen ein positiver Bonitätstrend zu verzeichnen gewesen sei. Besonders Spanien und Italien seien die „Performer“ des letzten Jahres im Euro-Rentenmarkt. Dieser Trend könnte nun gestoppt werden durch die steigende Nachfrage nach Anleihen niedriger Bonität, heißt es weiter.

„Anleger sollten sich nicht dazu verleiten lassen, ohne eingehende Prüfung Anleihen niedriger Bonität mit vermeintlich hohen Renditeerwartungen zu kaufen“, rät Valentiner. „Auch im aktuellen Niedrigzinsumfeld bieten sich Anlegern aufgrund von Marktanomalien Chancen, ohne bei der Bonität Abstriche machen zu müssen“, so Valentiner.

1 Kommentar

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  • bembes
    bembes

    Was der Ankauf von Anleihen mit der Erhöhung der Inflationsrate zu tun hat ist mir weiterhin unklar. Die Drgahi-Truppe sagt uns halt, dass wir 2 % Inflation brauchen. Er ist ja der liebe Gott und weis das, was an Inflation sein muss. Dieser Idiot !!!! die Menschen, besonders Rentner und Arbeitslose sind froh wenn sie mal etwas mehr Geld in der Tasche haben.

    Bezahlen müssen dies sowieso die deutschen Rentner und Sparer !!

    18:12 Uhr, 26.02. 2015

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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