EZB-Anleihenkaufprogramm: Keine Inflationsgefahr
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Berlin/ Frankfurt (BoerseGo.de) - Nach Ansicht des deutschen EZB-Direktoriumsmitglieds Jörg Asmussen birgt der Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) nicht die Gefahr einer höheren Inflation in sich. „Wir haben keinen Inflationsdruck“, sagte Asmussen am Freitag im RBB-Inforadio. „Wir werden nächstes Jahr eine Inflation haben, die unter zwei Prozent liegen wird."
Die Europäische Zentralbank (EZB) will Euro-Krisenländern mit dem unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen helfen, deren hohe Renditen bei der Refinanzierung zu senken. „Wir haben die Rahmenbedingungen klar definiert", sagte Asmussen. Zwingende und notwendige Voraussetzung für den Ankauf von Staatsanleihen bei verschuldeten Staaten sei, dass sich diese an die Regeln hielten. „Jeder muss seinen Teil dazu beitragen, damit der Euro unumkehrbar ist“, sagte er. „Wir müssen zusammenwirken, um die Stabilität in ganz Europa zu sichern“.
Der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler forderte im Interview mit Deutschlandradio Kultur, dass Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof gegen den EZB-Entscheid klagt. Die EZB werde zur Staatsfinanzierung missbraucht und zur Bad Bank aller Schrottpapiere in Europa. Auch der CDU-Haushaltsexperte Klaus-Peter Willsch legte nahe, eine Klage zu prüfen. Der Politiker sagte im Deutschlandfunk, er sei überzeugt, dass die EZB ihr Mandat überschreite. Zudem nannte er es inakzeptabel, dass der deutsche Vertreter im EZB-Rat immer wieder überstimmt werde. Deutschland müsse wegen seines hohen Haftungsanteils von 27 Prozent ein Veto-Recht bekommen.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger verteidigte den Kurs der EZB zum unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen. Es handele sich um eine „intensivmedizinische Maßnahme“, sagte Bofinger der "Passauer Neuen Presse". Die Anleihenmärkte für Länder wie Italien und Spanien seien massiv gestört. Die überhöhten Zinsen konterkarierten alle Anstrengungen zur Haushaltskonsolidierung. Zugleich räumte Bofinger aber ein, die Anleihenkäufe dürften nicht zum Dauerzustand werden. Auch der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn hat die Entscheidung der EZB zum Aufkauf von Staatsanleihen als guten Schritt in die richtige Richtung begrüßt. Alle nationalen Regierungen müssten nun eine Kultur entwickeln, um ihre Haushalte ins Gleichgewicht zu bringen, sagte Asselborn am Freitagmorgen im Deutschlandfunk.
Die Europäische Zentralbank hat mit ihrer Entscheidung zum Kauf von Staatsanleihen die Aktienmärkte beflügelt. Auch am Freitag geht es mit dem DAX weiter bergauf. Der Leitindex stieg nach seinem knapp dreiprozentigen Kursplus vom Donnerstag am Morgen um ein knappes Prozent auf 7.214 Punkte - der höchste Stand seit Anfang August 2011.
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