Fundamentale Nachricht
11:58 Uhr, 23.01.2015

EZB-Anleiheaufkäufe sind ein zweischneidiges Schwert

Vor allem Italien und Frankreich müssen nach Meinung von Paras Anand, Aktienexperte bei Fidelity Worldwide Investment, deutliche Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft ergreifen. Hierbei hilft quantitative Lockerung kaum.

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) – Der Plan der EZB, Anleihen aufzukaufen, wurde schon lange im Vorfeld diskutiert. Deshalb dürfte seine Wirkung auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft nun, wo er in die Praxis umgesetzt wird, weniger stark ausfallen, denn bereits die Ankündigung hatte die Kreditmärkte beruhigt. Positiv für Anleger in Europa ist, dass die hiesigen Aktienkurse trotz dieses großen makroökonomischen Stimuluspakets zurzeit eher durch unternehmensspezifische Faktoren beeinflusst werden, wie Paras Anand, Leiter des europäischen Aktienteams bei Fidelity Worldwide Investment, in einem aktuellen Marktkommentar zu den EZB-Anleihenkäufen schreibt.

Die Entwicklungen in der Eurozone in den vergangenen zehn Jahren würden ein klares deflationäres Element bergen, da sich Lohnkosten, Immobilien- und Warenpreise der niedrigeren Nachfrage anpassten. Aber Kommentatoren seien zu voreilig darin gewesen, den Rückgang der Inflation als strukturell zu bewerten und nicht als zyklisch. Die Geschichte zeige jedoch, dass europäische Unternehmen aus jedem Abschwung fundamental verstärkt hervorgegangen seien. Genau das unterscheide die aktuelle Entwicklung in Europa von der Situation in Japan der vergangenen Jahre, heißt es weiter.

„Einer der meistdiskutierten Punkte ist, wie stark die EZB als allgegenwärtiger Käufer von Staatsanleihen den Druck auf die Staaten lindert, dringende strukturelle Reformen umsetzen zu müssen. Vor allem Italien und Frankreich müssen deutliche Maßnahmen ergreifen, um das langfristige Potenzial ihrer gut ausgebildeten und qualifizierten Arbeitsmärkte zu erschließen, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und die Gründung neuer Unternehmen anzukurbeln. Hierbei hilft quantitative Lockerung kaum“, so Anand.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten