EZB-Ankaufsprogramm übertrifft Markterwartungen
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„Anleger brauchten heute weitere Zinssenkungen nicht zu befürchten. Die EZB machte bei ihrer Sitzung überdeutlich klar, dass das Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) ihr Instrument der Wahl ist, um die wirtschaftlichen Folgen von COVID-19 zu bekämpfen. Die heute bekanntgegebene Erhöhung des PEPP-Ankaufsvolumens um 600 Milliarden auf insgesamt 1,35 Billionen Euro übertraf die ohnehin schon hohen Markterwartungen. Darüber hinaus wurde der Zeithorizont für Nettokäufe im Rahmen des PEPP bis mindestens Ende Juni 20121 verlängert. Die Zinssätze und Nettokäufe im Rahmen des bestehenden Asset Purchase Programme (APP), die unverändert beibehalten wurden, spielen derzeit eindeutig die zweite Geige.
Natürlich ist es aus Sicht der EZB sinnvoll, den Schwerpunkt auf PEPP-Käufe zu legen. Angesichts der aktuell so unsicheren Wirtschafts- und Inflationsaussichten ist Flexibilität besonders wichtig. Und das unterscheidet das PEPP von anderen Kaufprogrammen. Wenn es hart auf hart kommt, könnte die EZB vom Kapitalschlüssel abweichen und beispielsweise mehr PEPP-Käufe von Staatsanleihen europäischer Peripherieländer vornehmen.
Folglich werteten die Anleihemärkte die heutige Aufstockung des PEPP als positives Zeichen für italienische BTPs, deren Risikoaufschlag gegenüber Bundesanleihen sogleich um etwa 20 Basispunkte fiel. Zum Thema mehr Flexibilität bei der Kreditqualität von Unternehmensanleihen machte Präsidentin Lagarde in der heutigen Sitzung deutlich, dass die EZB zumindest vorläufig nicht bereit ist, den Rubikon zu überschreiten, wenn es um den Kauf von Sub-Investment-Grade-Anleihen geht.
Weil sich die Renditeaufschläge europäischer Hochzinsanleihen seit März so stark erholt haben – der iTraxx Xover sank von über 700 auf etwa 375 Basispunkte – könnte es an der Zeit sein, Bestände zu reduzieren und Gewinne mitzunehmen. Da der technische Rückenwind durch EZB-Käufe fehlt, könnte die Anlageklasse anfälliger sein für eine eventuelle Verschlechterung der COVID-19-Situation oder für Wirtschaftsdaten, die schlechter ausfallen, als erwartet.“
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