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16:34 Uhr, 05.10.2020

Exxon Mobil im Kreuzfeuer der Kritik

Interne Projektionen eines der größten Ölproduzenten der Welt zeigen eine enorme Zunahme des CO2-Ausstoßes - dem Klimakiller schlechthin.

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New York (Godmode-Trader.de) - Der US-Öl- und Gaskonzern Exxon Mobil könnte zum Schrecken von Klimaschützern seinen jährlichen Kohlendioxidausstoß in der Größenordnung des Verbrauchs Griechenlands erhöhen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Bezug auf interne Unternehmensdokument berichtet.

Die Strategie des Konzerns, die Produktion fossiler Brennstoffe auszuweiten, wirkt in der aktuellen Zeit anachronistisch. Konkurrenten wie BP oder Royal Dutch Shell verändern derzeit ihren Fokus in Richtung Emissionssenkungen. Exxons Investitionsstrategie in Höhe von 210 Mrd. Dollar bedeute hingegen, dass die jährlichen Emissionen bis 2025 um 17 Prozent steigen dürften, berichtet Bloomberg.

Der größte US-Ölproduzent hat sich nie zu einer Senkung seiner Öl- und Gasproduktion verpflichtet oder ein Datum festgelegt, bis zu dem er CO2-neutral sein will. Exxon hat auch niemals Prognosen seiner Emissionen öffentlich bekannt gegeben. „Nun zeigen aber die Planungsdokumente zum ersten Mal, dass die zusätzlichen 21 Mio. Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, die sich aus dem Hochfahren der Produktion ergeben würden, die Bemühungen des Konzerns an anderer Stelle, CO2-Emissionen einzusparen, mehr als konterkarieren“, schreibt Bloomberg.

Die internen Schätzungen spiegeln nur einen kleinen Teil der Verantwortung von Exxon zum Klimawandel bei. Treibhausgase aus dem direkten Betrieb, wie die von Exxon gemessenen, machen bei einem großen Ölkonzern typischerweise nur ein Fünftel der Gesamtmenge aus; die meisten Emissionen werden freilich von den Konsumenten mit ihren Autos in die Atmosphäre geblasen, was in den Exxon-Dokumenten allerdings nicht berücksichtigt wird. Das bedeutet, dass die gesamten Klimaauswirkungen der Wachstumsstrategie von Exxon wahrscheinlich das Fünffache der Schätzungen des Unternehmens betragen würden - oder 100 Mio. Tonnen zusätzliches Kohlendioxid, so Bloomberg. Wenn diese Pläne verwirklicht werden, würde allein Exxon jährliche Emissionen eines kleinen, entwickelten Landes wie Griechenland generieren.

Exxon verteidigt seine Wachstumspläne oft unter Berufung auf Schätzungen der Internationalen Energieagentur, wonach bis 2040 neue Öl- und Gasinvestitionen in Höhe von Billionen von Dollar erforderlich sind, allein um die erschöpften bestehenden Anlagen zu ersetzen. Experten sind sich jedoch einig, dass eine Reduzierung des globalen Öl- und Fördervolumens zwingend notwendig ist, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Dies beinhalte auch die Stilllegung von bestehenden Öl- und Gasanlagen.

Die ehrgeizigen Wachstumspläne von Exxon, die einen höheren Cashflow und eine Verdoppelung der Gewinne bis 2025 vorsehen, sind ein Überbleibsel aus der Zeit vor der Pandemie. Die Branche wurde nun aber von Covid-19 hart getroffen. Der Einbruch der Ölnachfrage zwang Exxon im April dazu, sein Ausgabenbudget um ein Drittel zu kürzen, und sein Aktienkurs bewegt sich derzeit nahe einem 18-Jahrestief. Die Aktei des Energiekonzerns wurde Anfang dieses Jahres aus dem Dow Jones entfernt. In der vergangenen Woche warnte das Unternehmen vor dem dritten Quartalsverlust in Folge, was bedeutet, dass es Schulden aufnehmen muss, um Investitionsausgaben und Dividenden zahlen zu können.

Exxon Mobil Corp.
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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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