Expertenmeinung: EZB wird weitere Anleihenkäufe tätigen
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London/ Frankfurt (BoerseGo.de) - Tim Stevenson, Director of European Equities bei Henderson Global Investors, rechnet mit weiteren Anleihenkäufe mit kurzen Laufzeiten von der Europäischen Zentralbank.
Nach der letzten Sitzung des EZB-Rats waren die Reaktionen anfangs negativ: Die Investoren zeigten sich enttäuscht, weil keine sofortigen Maßnahmen versprochen worden waren. Zudem mangelte es den Plänen an konkreten Angaben zu Umfang und Modalitäten. „Wir halten Draghis Kommentare jedoch für konsequent und möchten den Blick auf einige der positiveren Teile seiner Rede lenken, die uns wichtig erscheinen“, schreibt Stevenson in seinem aktuellen Marktkommentar.
So habe EZB-Präsident Mario Draghi erneut hervorgehoben, dass die EZB alles Notwendige tun werde, um die Schieflagen in der Geldpolitik wieder gerade zu biegen. In Betracht kämen Drahgi zufolge etwa „Offenmarktgeschäfte in dem Umfang, wie er zur Erreichung des Ziels erforderlich“ sei. Das Ausmaß etwaiger Anleihekäufe werde zwar nicht genau definiert, doch die EZB behalten sich vor, alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen.
Draghi sei unglücklich darüber, dass die Renditen an den Anleihemärkten einiger europäischer Randstaaten nicht auf die Maßnahmen reagiert haben, die dort zur Verbesserung der Finanzlage getroffen worden sind. Er habe auch klar gemacht, dass die EZB erst tätig werden könne, wenn Mitgliedsstaaten einen Antrag auf Unterstützung gestellt hätten. „Die mit einem solchen Ersuchen verbundene Stigmatisierung sowie die Mitsprache der „Troika“ in haushaltspolitischen Fragen haben bisher verhindert, dass es dazu gekommen ist. Bleibt zu hoffen, dass dieser Schritt für nationale Regierungen akzeptabler wird, wenn auch die „Feuerkraft“ der EZB hinzukommt“, meint der Experte.
„Trotz der gemischten Reaktionen glauben wir, dass Draghi begonnen hat, das Fundament für durchgreifende Maßnahmen zu schaffen. Wir rechnen mit weiteren Interventionen an den Anleihemärkten und mit unterstützenden Aktionen in allen Bereichen. Dabei dürften die Instrumente zum Einsatz kommen, die gegenwärtig zur Verfügung stehen, während im Hintergrund weiter gehende Maßnahmen vorbereitet werden“.
Stevenson zieht sein Fazit: „Alles braucht Zeit, sehr viel Zeit – aber uns ist ja schon seit längerem klar, dass die Verringerung der weltweit angehäuften Schuldenberge ein langfristiger Prozess ist. Einige der Maßnahmen, die zu diesem Zweck ergriffen werden, schwächen das Wachstum noch zusätzlich. Das führt natürlich zu Frustration. Unterdessen sieht die Realität so aus, dass die Unternehmenszahlen für das zweite Quartal überwiegend positiv waren, und an den europäischen Aktienmärkten finden wir eine Vielzahl von Titeln, die attraktiv bewertet sind und eine gute Performance zeigen“.
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