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10:34 Uhr, 09.01.2013

Experten: Kapitalflucht aus Südeuropa gestoppt

Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Kapitalflucht in Südeuropa scheint Experten zufolge vorerst gestoppt zu sein. „Das Vertrauen in den heimischen Bankensektor ist wieder gestiegen“, sagte Volkswirt Christian Schulz von der Berenberg Bank dem „Handelsblatt“ (Mittwoch). Die Bankeinlagen in den betroffenen Ländern nähmen wieder zu. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, ergänzte. „Seit Sommer fließt unterm Strich Kapital in die Krisenländer zurück. Ich glaube, das setzt sich in diesem Jahr fort.“ 



Das Phänomen der Kapitalflucht kann an den Salden im Verrechnungssystem Target der Euro-Zentralbanken abgelesen werden. Hier lässt sich der Abfluss von Geld aus den Krisenländern in steigenden Forderungen von finanziell soliden Ländern an die EZB feststellen. So betrug im August 2012 der Target-Überschuss der Deutschen Bundesbank 751 Milliarden Euro. Demgegenüber standen Defizite der Krisenländer Griechenland, Portugal, Spanien und Italien von kumuliert 900 Milliarden Euro. 

Nun aber deutet sich eine Trendwende an: Von 428 Milliarden Euro im August ist Spaniens Target-Defizit nach Informationen des Handelsblatts auf 376 Milliarden Euro im November zurückgegangen. Das Defizit Italiens sank zugleich von 289 auf 247 Milliarden Euro. Aktuelle Target-Zahlen der Bundesbank zeigen, dass der deutsche Target-Überschuss per Ende Dezember auf 656 Milliarden Euro zurückwich. 



Auch Ifo-Chef Hans-Werner Sinn sagt: „Wir haben eine Trendwende bei den Target-Salden.“ Grund dafür sei die Politik von EZB-Chef Draghi, so Sinn. Draghi hatte im September deutlich gemacht, dass die EZB alles Notwendige tun werde, um den Euro zu erhalten. Im Notfall würde sie unbegrenzt Anleihen der Krisenländer kaufen. Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer warnte aber trotz der jüngsten Entspannung: Die Politik der EZB habe zwar die Kapitalflucht gestoppt, gleichzeitig mindere sie aber den Reformdruck auf die Peripherieländer, erhöhe die Abhängigkeit von der Politik und schüre Inflationsrisiken, sagte Krämer dem Handelsblatt.


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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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