Kommentar
05:21 Uhr, 02.02.2025

Exklusiv: Bitpandas Vorstoß ins Web3

Nach Coinbase, Binance, Kraken und Co. stellte nun auch Bitpanda seine eigene Web3-Strategie vor. Das Ziel? Web3 aus der "Krypto-Bubble" in den Mainstream bringen. Über die genauen Pläne sprachen wir mit Deputy CEO Lukas Enzersdorfer-Konrad.

Dieser Beitrag erschien im DACH Insider Ausgabe 11 am 02.02.2025. Der DACH Insider ist das Insider-Journal für die deutschsprachige Digital Assets Industrie. Jeden zweiten Sonntag liefern wir exklusive Analysen und Hintergrundberichte aus dem DACH-Raum. Schau dir hier die komplette Ausgabe an.

In den vergangenen Jahren hat sich Bitpanda von einer reinen Kryptobörse zu einer vielseitigen Investmentplattform entwickelt, die neben digitalen Assets auch Aktien, ETFs, Edelmetalle und Geldmarktfonds umfasst. Gleichzeitig öffnet das österreichische Fintech mit Bitpanda Technology Solutions seine Infrastruktur auch für externe Partner und ermöglicht es damit Banken wie N26 und der Raiffeisenlandesbank, ihren Kunden Krypto-Dienstleistungen bereitzustellen, ohne selbst die regulatorische und technische Hürde nehmen zu müssen.

Nun wagt sich das österreichische Unternehmen mit einer eigenen Web3-Strategie auf ein weiteres neues Spielfeld – ein Modell, das die großen internationalen Konkurrenten wie Binance, Coinbase und Kraken bereits erfolgreich vorgemacht haben. Vergangene Woche präsentierte das Unternehmen seine Roadmap, die sich über drei Phasen in den kommenden Quartalen erstrecken wird:

  • Q1: Launch einer eigenen Web3-Wallet
  • Q2: Updates zu Bitpandas Ecosystem Token (BEST) und Pantos
  • Q3: Start eines Launchpads für kuratierte Web3-Projekte und -Token

Ob im vierten Quartal eine eigene Bitpanda Chain folgt? Dazu wollte sich Lukas Enzersdorfer-Konrad, Deputy CEO von Bitpanda, nicht äußern. In unserem Gespräch mit ihm haben wir dennoch spannende Einblicke in die Wallet, die strategische Positionierung der Börse und ihren Ausblick auf die Zukunft der Krypto-Ökonomie gewonnen.


Interview mit Lukas Enzersdorfer-Konrad

Schon 2023 deuteten erste Aussagen darauf hin, dass Web3 eine größere Rolle in eurer Strategie spielen wird. Jetzt folgt die offizielle Ankündigung – was hat diesen Moment zum richtigen Zeitpunkt gemacht?

Unser Vorstoß ins Web3 basiert vor allem auf der Überzeugung, dass die Zukunft der Finanzwelt und des Internets maßgeblich auf Blockchains stattfinden wird. Die ersten Anzeichen dafür zeigen sich bereits in der zunehmenden Verlagerung der Handelsaktivität von zentralisierten auf dezentrale Börsen.

Zudem hat die Blockchain-Infrastruktur in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, sodass sich Entwickler zunehmend auf den Ausbau des Application-Layers konzentrieren können. Infolgedessen werden neue Use Cases entstehen, die über Trading und DeFi hinausgehen, mehr Nutzer onchain bringen und das Wachstum der Onchain Ökonomie weiter vorantreiben.

Dass wir mit dieser Einschätzung nicht allein dastehen, zeigen Initiativen großer Unternehmen wie Sony, die inzwischen aktiv eigene Web3-Strategien verfolgen.

Zum Auftakt eurer Web3-Roadmap bringt ihr im ersten Quartal eine eigene Web3-Wallet auf den Markt. Welche strategische Überlegung steckt dahinter und wie plant ihr euch mit der Wallet zu positionieren?

So wie Netscape einst den Zugang zum Internet erleichtert hat, wollen wir die Einstiegshürden für Web3 senken – mit einer Wallet, die Benutzerfreundlichkeit und insbesondere Sicherheit in den Vordergrund stellt. Unser Ziel ist es, dass auch völlig neue Nutzer problemlos und ohne Bedenken mit Web3-Apps interagieren können.

Gerade im Web3-Bereich gibt es zahlreiche Betrugsfälle, etwa durch bösartige Smart Contracts. Deshalb integrieren wir Sicherheitsmechanismen, die Nutzer automatisch vor solchen Risiken schützen. Hinzu kommen Account Abstraction Funktionalitäten, wie beispielsweise fortschrittliche Backup-Mechanismen, um die Wallet viel nutzerfreundlicher zu machen.

Anders als viele bestehende Wallets, die stark auf DeFi ausgerichtet sind, legen wir unseren Fokus außerdem auf Gaming, NFTs und Entertainment. Damit wollen wir vor allem Mainstream-Nutzer für Web3 begeistern und ihnen einen einfachen Zugang zur Onchain-Welt ermöglichen.

Zwischen Sicherheit, Zugänglichkeit und der Vision eines offenen, dezentralen Internets gibt es ja ein natürliches Spannungsfeld. Wie steht ihr zur Kuratierung von Apps oder dem Handel weniger etablierter Tokens? Setzt ihr auf eine offene Gestaltung oder eher auf Auswahl und Kontrolle?

Wir sind davon überzeugt, dass unsere Kunden grundsätzlich Zugang zu einem möglichst breiten Angebot haben sollten. Gleichzeitig wissen wir, dass es viele Nutzer gibt – und zu denen zähle ich mich übrigens selbst – die großen Wert auf Sicherheit und Komfort legen.

Für diese Nutzer braucht es eine gewisse Kuratierung, die jedoch keine Einschränkungen schaffen darf.

Gleichzeitig wollen wir aber auch erfahrenen Nutzern, die mehr Kontrolle und Selbstbestimmung wünschen, die Möglichkeit geben, auf nicht-kuratierte Smart Contracts oder erweiterte Funktionalitäten zuzugreifen.

Mit unserer Lösung wollen wir beide Zielgruppen ansprechen.

Werdet ihr die Wallet als Erweiterung der bestehenden Bitpanda-Plattform vermarkten? Oder seht ihr darin eher ein eigenständiges Produkt, das auch unabhängig von Bitpanda genutzt werden kann?

Definitiv Letzteres. Es gibt viele potenzielle Nutzer, die heute noch keine Bitpanda-Kunden sind oder es aus unterschiedlichen Gründen nicht sein wollen, aber dennoch einen klaren Use Case für eine Web3-Wallet haben. Unsere Wallet wird daher bewusst nicht so eng mit dem Bitpanda-Ökosystem verzahnt sein, wie es beispielsweise bei Coinbase und der Coinbase-Wallet der Fall ist.

Unabhängig davon sind auch wir überzeugt, dass CeFi und DeFi im Laufe der Zeit zunehmend verschmelzen werden – und Nutzer eine zentrale Plattform erwarten, über die sie nahtlos auf dezentrale Assets zugreifen können. Konkrete Details dazu werden wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.

Bleibt euer Fokus mit der Wallet, wie bei eurem Kerngeschäft, weiterhin auf Europa gerichtet?

Wir sind in unseren Kernmärkten europäischer Marktführer und verstehen uns in erster Linie als europäischer Player. Daher bleibt Europa auch der primäre Fokus für die Wallet. Aber natürlich sehen wir in der Wallet mittelfristig auch eine Chance, in weitere Märkte zu expandieren.

Wie viele Leute arbeiten gerade daran, eure Web3-Roadmap umzusetzen?

Wir haben ein eigenständiges Team mit aktuell rund 20 Personen, das kontinuierlich wächst. Dazu gehört auch das Pantos-Team. Wir haben bewusst entschieden, alle Bitpanda-Initiativen mit Onchain-Exposure in einer Einheit zu bündeln und von den anderen Geschäftsbereichen zu trennen – mit dem Ziel, langfristigen Fokus und Erfolg sicherzustellen.

Web3 ist nach wie vor noch ein sehr abstraktes Konzept. Welche konkreten Anwendungsfälle werdet ihr in den Fokus rücken, um den Menschen greifbar zu machen, warum eine eigene Wallet für sie relevant ist?

Wie ich zuvor bereits kurz angeschnitten habe, sind Entertainment und Gaming zentrale Anwendungsbereiche. Schon heute gibt es Spiele wie Axie Infinity oder ähnliche Titel, bei denen eine Wallet erforderlich ist – nicht nur für das Play-to-Earn-Element, sondern auch um das volle Spielerlebnis genießen zu können. Für viele ist das aktuell noch zu komplex, insbesondere für diejenigen, die noch keine Berührungspunkte mit Web3 hatten. Hier sehen wir großes Potenzial, die Einstiegshürden zu senken und den Zugang schrittweise zu erleichtern.

Kommen wir zum Schluss zu Oliver Kahn, eurem neuen Web3-Botschafter. Wie kam es zu diesem Pick?

Web3 ist ein Thema, das in der breiten Gesellschaft kaum angekommen ist. Um das zu ändern, braucht es eine Persönlichkeit, die es verständlich vermitteln und einer breiten Masse näherbringen kann.

Oliver Kahn ist dafür die perfekte Wahl. Er ist nicht nur eine der bekanntesten Sportpersönlichkeiten im deutschsprachigen Raum, sondern auch eine Figur, die für Erfolg, Disziplin und unternehmerisches Denken steht. Seine starke gesellschaftliche Verankerung macht ihn zum idealen Botschafter, um Web3 aus der Nische zu holen.

Zudem war es uns wichtig, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der nicht nur ein bekanntes Gesicht ist, sondern auch ein echtes Interesse an der Thematik mitbringt. Was viele – und auch wir vor unserem Gespräch mit ihm nicht wussten – ist, dass Oliver sich schon seit Jahren persönlich mit Krypto beschäftigt und selbst in den Bereich investiert.

Wir können uns also keinen besseren “Web3-Botschafter” vorstellen.


P.S. Wer mehr über die Entstehungsgeschichte, die ersten turbulenten Jahre und Zukunftspläne von Bitpanda erfahren möchte, dem sei unser ausführliches Unternehmens-Porträt ans Herz gelegt.

Zum Porträt


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