Ex-EZB Volkswirt kritisiert Aufkauf italienischer Staatsanleihen
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Der frühere Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Otmar Issing, hat seinen Ex-Arbeitgeber massiv kritisiert. Durch den Aufkauf von italienischen und spanischen Staatsanleihen hat die EZB ihre Autorität untergraben. "Eine Notenbank, die einspringt, weil die Regierungen versagen, gefährdet ihre Unabhängigkeit", sagte Issing im Gespräch mit der "WirtschaftsWoche". Die EZB habe mit den Käufen von Staatsanleihen die Zinskosten nach unten gedrückt und so die Sanktionsfunktion des Marktes geschwächt. Damit trage sie Mitschuld, dass Italien sein Sparpaket wieder aufgeschnürt hat. "Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten: Die italienische Regierung hat das jüngste Konsolidierungspaket prompt aufgeweicht. Das zeigt, dass in der Währungsunion wirklicher Konsolidierungsdruck nur von den Märkten ausgeht." Die EZB habe nun die Erwartungen geweckt, dass sie weiter die Anleihekurse von Krisenländern stützen wird. Sie drohe zur Gefangenen ihrer früheren Entscheidungen zu werden, moniert Issing.
Nicht zu tolerieren -weil zu teuer- ist laut Issing auch eine mögliche Einführung der Euro-Bonds. Dies würde Deutschland neue Belastungen in Milliardenhöhe aufbürden. "Aus Sicht der Krisenländer ist es sicherlich verlockend, auf einen Schlag Zugang zum Kapitalmarkt zu sehr viel niedrigeren Zinsen zu bekommen“, zeigt der Ökonom zwar Verständnis. „Doch die Bonds des EFSF rentieren rund 0,8 Prozent höher als Bundesanleihen. Das würde Deutschland einen zweistelligen Milliardenbetrag pro Jahr kosten“. Auf längere Sicht sei das der Tod einer Währungsunion stabilen Geldes, mutmaßt der Experte.
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