Kommentar
18:18 Uhr, 18.03.2015

EUR/USD: Goldman Sachs mit dramatischem Kursziel

Der Euro/Dollar Kurs fällt so schnell, dass Goldman Sachs mit seinen Prognosen nicht mehr hinterherkommt. Das neue Kursziel liegt deutlich unter Parität

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Vor einem halben Jahr gab Goldman Sachs das Paritätsziel für EUR/USD aus. Der Kurs sollte erst im Laufe des Jahres 2017 erreicht werden. Damals stand der Kurs noch bei gut 1,30. Der Kurs hätte nach der Prognose innerhalb von 3 Jahren ca. 25% abgeben müssen. 25% in drei Jahren ist nicht die Welt. Für das liquideste Währungspaar der Welt ist die Bewegung jedoch recht groß. Stärkere Bewegungen hat es auch schon in der kurzen Historie des Währungspaares gegeben, doch die Jahre seit 2008 waren eigentlich recht zuverlässig, was das Ausmaß der Bewegungen anbelangte.

Vor drei Monaten korrigierte Goldman Sachs die Prognose. Im Sommer 2015 sollte das Währungspaar bei 1,10 stehen. Das kann immer noch passieren, wenn der Kurs wieder steigt. Momentan hat er das Kursziel schon längst unterschritten. Die Parität hätte dann im Jahr 2016 erreicht werden sollen. 2017 wäre es sogar noch bis 90 Cent nach unten gegangen.
In der aktuellen Prognose wird noch einmal adjustiert. Im September 2015 soll der Kurs nun die Parität erreichen. Auf Sicht von 12 Monaten ist ein Kurs von 0,95 vorgesehen. 2016 geht es dann auf 0,85 und 2017 auf 0,80. Der Kurs muss vom aktuellen Niveau dann noch einmal genauso viel nachgeben wie in der Zeit seit Juli 2014 bis jetzt. Im Juli letzten Jahres begann der beispiellose Preissturz.

Viele Beobachter machen sich inzwischen Sorgen. Abwertung ist das eine, ein Währungskollaps das andere. Die Gefahr für einen Währungskollaps besteht grundsätzlich. Streng genommen besteht diese Gefahr immer. Die unkonventionellen Programme der Notenbanken machen die Situation jedoch etwas undurchsichtiger. Von einem Kollaps kann man derzeit sicherlich noch nicht reden. Betrachtet man den Kurs von EUR/USD seit 1999, dann befindet sich das Wechselkursverhältnis heute ungefähr dort, wo es vor 14 Jahren schon einmal war.
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Der reale Wechselkurs steht heute trotz der massiven Abgaben noch deutlich über den Kursen von 1999 oder 2003. Das ist ein klein wenig mit der Situation in Japan vergleichbar. Der Yen wertete nicht nur nominal auf. Real war die Aufwertung noch sehr viel deutlicher zu spüren als nominal. Etwas weniger ausgeprägt, aber in die gleiche Richtung gehend, hat es die Eurozone gesehen.

Insgesamt ist die Lage in der Eurozone der japanischen nicht ganz unähnlich. Beide Regionen leiden unter Deflation und minimalem Wachstum. In beiden Regionen lässt sich das vor allem auf die starke Währung zurückführen. Die Zentralbanken haben nun zu den gleichen Mitteln gegriffen, wobei die Japaner deutlich früher reagiert haben. Die Erfolge lassen in Japan noch auf sich warten. Vielleicht stellen sie sich auch überhaupt niemals ein. Das wäre auch für die Eurozone zu befürchten.

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Es geht allerdings nicht so sehr darum, ob die Notenbankpolitik die Wirtschaft belebt oder nicht. Es geht darum, ob man einen Währungskollaps befürchten muss. Vergleicht man JPY/USD und EUR/USD seit Beginn der Abwertung miteinander, dann sind die Verläufe (Grafik 3) von der Tendenz her ähnlich. Der Yen hat noch etwas stärker abgewertet als der Euro. Von einem Kollaps muss man nicht sprechen, wenn man den Yen nicht schon so gesehen hat.
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Der Yen hat sich nach dem ersten Schock relativ stabil gehalten. Die Abwertung ging erst weiter als die Notenbank neue Maßnahmen einläutete. So ähnlich wird es wohl auch mit dem Euro gehen. Er wird weiterhin an Höhe verlieren, solange die Zinserhöhungsfantasien für den USD Raum bestehen bleiben. Ist das Thema erst einmal durch, dann wird eine Seitwärtsbewegung eintreten, die sich viele Monate halten kann. Ein Kollaps ist nicht ausgeschlossen. Die Angst davor ist aber überzogen. Man muss sich immer wieder vor Augen führen, dass der Euro real nun wieder in einen Bereich kommt, den er schon sehr lange nicht mehr hatte. Ist dieser Bereich erreicht, dann kann eine Stabilisierung eintreten. Eventuell muss Goldman Sachs von dort ausgehend die Prognosen wieder anheben.
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7 Kommentare

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  • Easytrade
    Easytrade

    lol,

    mir hätte zu diesem Zeitpunkt schon die richtige Analyse für die nächsten 3 Stunden gereicht ...

    Kritzekratze für die Katze ....

    08:27 Uhr, 19.03. 2015
  • Börsen-Prinz
    Börsen-Prinz

    von wegen Euro im Sturzflug.

    Heute Abend um 21.00 Uhr auf 1,10 im Hoch gestiegen!!!! So schnell ändern sich die Zeiten.....

    21:09 Uhr, 18.03. 2015
  • P_44
    P_44

    Verd****! Wenn der Euro jetzt kollabiert, womit soll ich dann in Nordkorea im Oktober zahlen? Mit Dollar etwa? ... Ich hoffe nur, dass dort niemand godmode trade liest. :-(

    19:49 Uhr, 18.03. 2015
  • bembes
    bembes

    Wenn Super-Draghi so weiter macht kommt es zu einem echten Währungskrieg. Der Euro wird eine Schwachwährung, obwohl die EZB zur Stabilität des Euro verpflichtet ist. aber Draghi rettet lieber die Südländer mit niedrigen Zinsen und einem noch schwächeren Dollar. Die Rechnung kommt noch....wenn z.B. der Ölpreis wieder steigt, dann steigt er wegen dem schachen Doller noch stärker an.

    18:39 Uhr, 18.03. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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