Kommentar
19:19 Uhr, 28.04.2019

Eurozone: Quo vadis?

Der Aktienmarkt hat sich entschieden: eine Rezession bleibt aus. Die Lage ist jedoch weitaus undurchsichtiger.

Vor einem Monat sah die Sache noch ziemlich eindeutig aus. Im Krisenland schlechthin, Italien, konnte sich die Industrieproduktion erholen. Schrumpfte diese noch im November und Dezember, konnte sie im Januar wieder kräftig zulegen. Nun sind die neuesten Daten da und schon sieht es nicht mehr so rosig aus.

Der Aufwärtstrend, den man von November bis Januar in vielen Ländern beobachten konnte, ist gestoppt. In Spanien sank die Industrieproduktion sogar wieder, während sich das Wachstum in vielen anderen Ländern lediglich abschwächte.

Dafür gibt es an anderer Stelle gute Nachrichten. Während Grafik 1 die Veränderung gegenüber dem Vormonat zeigt, stellt Grafik 2 das Wachstum gegenüber dem Vorjahr dar. Italien hat sich aus dem Tief gearbeitet und weist eine positive Wachstumsrate aus.

Sorgenkind Deutschland fängt sich ebenfalls. Zwar schrumpfte die Produktion noch, allerdings deutlich langsamer. Das Bild bleibt aber gemischt. In Spanien geht es wieder bergab und in Frankreich lässt die Dynamik nach.

Das Bild bleibt etwas unstimmig. Die einen können sich erholen, die anderen verlieren an Dynamik. Es zeigt sich eine leichte Wachstumsrotation innerhalb der Eurozone. Als Ganzes geht es ihr aber gar nicht so schlecht. Der Euroraum verzeichnete Ende 2018 noch einen der stärksten Abschwünge der letzten knapp dreißig Jahre (Grafik 3).

Einen so schnellen Einbruch gab es eigentlich noch nie. Innerhalb von drei Monaten wurde aus einem Wachstum von 2 % ein Minus von 4,2 %. In so großen Schritten ging es nur während der Finanzkrise bergab. Die Sorgen waren also allesamt berechtigt. Nicht umsonst fiel der Aktienmarkt wie ein Stein.

Jetzt sind wir schon fast wieder bei einem Nullwachstum. Der Einbruch war heftig, dafür kurz. Der ganz große Schmerz scheint uns erspart zu bleiben. Ein Grund war die starke Binnenkonjunktur. Es war vor allem der Export, der zurückging. Das wiederum war ein Zeichen der Schwäche Chinas.

China gibt derweil wieder Gas. Das Konjunkturprogramm der Regierung scheint endlich Früchte zu tragen. Steigende Aktienkurse finden also nicht nur im luftleeren Raum statt. An anderer Stelle tun sich nun jedoch neue Probleme auf.


Nachdem die Autoverkäufe im letzten Jahr erst stark zulegten und dann einbrachen (neue Abgasnormen), konnten sie sich wie zu erwarten danach wieder erholen (Grafik 4). Nun stottert die Erholung. Der Markt legt wieder den Rückwärtsgang ein. Das ist unerwartet und deutet an, dass Haushalte so langsam die Lust am Konsum verlieren.

Zusammengefasst: es gibt einige ermunternde Signale, aber genauso viele, die weiterhin Schwäche zeigen. Ein klarer Trend ist nicht auszumachen. Vielmehr zieht sich die wirtschaftliche Unsicherheit in die Länge.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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