Kommentar
08:00 Uhr, 08.10.2021

Eurozone: Konsumentenlaune dank Inflation in Gefahr

In den USA sind Konsumenten immer schlechter gelaunt. Für die Eurozone gilt das bisher nicht. Das dürfte sich bald ändern.

In den USA liegt die Inflationsrate bereits seit längerem auf überdurchschnittlich hohem Niveau. Zum ersten Mal erreichte die Teuerungsrate im März 2021 ein solches Niveau bei knapp 3 %. Seither geht es steil bergauf. Zuletzt wurden auf Basis der harmonisierten Verbraucherpreise mehr als 6 % Teuerung erreicht.

In den USA wird die Inflationsrate anders gemessen als in Europa. Die offizielle US-Inflationsrate liegt bei 5,3 %. Die unterschiedlichen Messmethoden machen die Inflationsraten nur schwer vergleichbar. Eurostat berechnet allerdings die harmonisierten Verbraucherpreise sowohl für europäische Länder als auch für andere Länder wie den USA.

Der Vergleich zeigt, dass die Inflation in den USA nicht unbedingt systematisch höher ist als in Europa (Grafik 1). In den USA überschießt die Rate häufiger in beide Richtungen. Insgesamt ist die Teuerungsrate jedoch nicht grundlegend verschieden. Es ist also nicht korrekt, wenn den USA eine systematisch höhere Inflationsrate zugesprochen wird.


In der Eurozone reagiert die Inflation meist später auf Veränderungen. In den USA erreichte die Teuerung im Mai 2020 ihr Tief, in der Eurozone war es erst im September 2020 soweit. Man kann davon ausgehen, dass sich der Preisanstieg in Europa weiter fortsetzen wird. Europa bekommt damit das gleiche Problem wie die USA: Eine Inflationsrate, die Konsumenten die Kauflaune verdirbt.

Im Gegensatz zu den USA kann man in Europa allerdings nicht automatisch erwarten, dass die Konsumenten weiterhin einkaufen gehen. In den USA ist die Stimmung schlecht, gekauft wird aber trotzdem. Europäische Konsumenten sind da etwas empfindlicher und nachtragender. Den Wirtschaftsausblick trübt dies.

Europa hat im Gegensatz zu den USA derzeit noch ein weiteres Problem. Die Wirtschaft befindet sich inmitten einer Energiekrise. Die Preise für Erdgas sind auf Rekordhoch und steigen im Vergleich zum Vorjahr derzeit mit einer Rate von 500 % an (Grafik 2). Da der Gaspreis den Strompreis bestimmt, wird der Inflationsdruck bis ins Frühjahr 2022 kaum nachlassen. Die Gaspreise gehen der Inflation um ca. 5 Monate voraus.


Dieser enorme Anstieg der Gaspreise ist noch nicht in den Inflationsprognosen reflektiert. Diese werden tendenziell nach oben revidiert. Die OECD passte ihre Inflationsprognose im September für die USA und die Eurozone kräftig nach oben an (Grafik 3).

Die Prognosen reflektieren die Energiekrise unvollständig. Inflationsprognosen werden in den kommenden Monaten weiter ansteigen. Schon jetzt rechnet kaum noch jemand damit, dass die Inflationsrate 2022 wirklich wieder schnell Richtung 2 % fällt. Inzwischen erkennen auch Notenbanken an, dass ihre These eines vorübergehenden Inflationsanstiegs nicht ganz richtig ist.

Notenbanken schwenken derzeit um. Die ultraexpansive Geldpolitik steht vor dem Ende. Gleichzeitig steht die Industrie unter enormen Druck (Energiekrise, Lieferengpässe) und Verbraucher dürften bald aufgrund höherer Preise ihre Kauflust verlieren. Es gibt bessere Ausgangslagen für den Aktienmarkt…

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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