Eurozone: Harter Sparkurs die sinnvollste Lösung
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Frankfurt (BoerseGo.de) – In seinem aktuellen Marktkommentar blickt David Kohl, Chefökonom Deutschland bei der Bank Julius Bär, auf die wirtschaftliche Situation in den schuldengeplagten Ländern der Eurozone. Für Kohl ist ein harter Sparkurs die vorzugswürdigere Alternative, um die Schuldenprobleme verschiedener Mitgliedsländer der Eurozone zu lösen. Eine Schuldenstabilisierung sei möglich, sogar in Griechenland, allerdings nicht in den nächsten 12 bis 18 Monaten, sondern eher über einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren.
Obwohl ein Zahlungsausfall und eine Umschuldung als Lösungen sicherlich weniger gefällig sind, steige ihre Wahrscheinlichkeit angesichts der vielschichtigen Interessen der verschiedenen wirtschaftlichen Akteure. "Ein Zahlungsausfall mit Umschuldung ist in der Regel ein teurer Weg aus der Schuldenkrise, vor allem wegen der Ansteckungswirkung, aber auch weil weniger Spielraum vorhanden ist, den Staatshaushalt effizient zu konsolidieren“, so der Experte. Weil eine Zahlungsbilanzkrise innerhalb der Eurozone erheblich komplexer ist, sieht er die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls bei 25-35 Prozent. Die sehr schwerwiegenden mittelbaren und unmittelbaren negativen Auswirkungen würden die verschiedenen Akteure und Interessengruppen aber näher zusammenbringen und weitere Ausfälle verhindern.
"Für unser griechisches Szenario gehen wir von eher konservativen Voraussetzungen aus“, meint Kohl. Die Wirtschaft werde im nächsten Jahr kaum wachsen und sich leicht deflationär entwickeln. „Danach erwarten wir eine Rückkehr Griechenlands zu einem Trendwachstum von 2 Prozent, was unter dem Wert liegt, den das Land vor seinem Beitritt zur Eurozone aufzuweisen hatte (2.5 Prozent). Die Inflation dürfte mit der Preisstabilitätsschwelle der Europäischen Zentralbank übereinstimmen."
Die Staatsschuldenprobleme der verschiedenen Mitgliedsländer der Eurozone ließen sich durch Sparmaßnahmen lösen – jedoch nicht in den nächsten 12 bis 18 Monaten, sondern eher in den nächsten zwei bis vier Jahren. „Es ist höchst riskant, Wetten auf den Ausgang abzuschließen, also griechische Staatsanleihen mit hohen Abschlägen zu kaufen“, warnt Kohl.
Sein Fazit: „Abgesehen von der positiven Korrelation, die generell zwischen dem Euro und riskanten Anlagen besteht, gehen wir nicht davon aus, dass der Abwärtsdruck auf den Euro zunimmt. Deutsche Bundesanleihen und US Treasuries dürften sich wegen der wieder aufkeimenden Deflationssorgen am besten entwickeln, während kleinere, wenn auch solidere Obligationenmärkte durchaus Einbussen erleiden könnten, weil die Anleger liquide Anlagen bevorzugen."
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