Europas Banken hängen an deutschen Zinsen
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Frankfurt (GodmodeTrader.de) - Bankenanalyst möchte man nicht sein. Große, meist global aufgestellte, komplexe Institute mit vielfältigen Geschäftsbereichen und -modellen. Dazu immer neue Regularien und junge FinTech-Firmen, die die bereits knappen Margen weiter drücken. Das klingt nicht nach Spaß. Noch weniger Spaß ist es allerdings, wenn man diesen Sektor nicht nur analysieren muss, sondern das Pech hatte, in ihm investiert gewesen zu sein. Mitte August notierte der Sektor an Europas Börsen auf dem tiefsten Stand seit 1989, wie die Finanzexperten der DWS in einer Publikation aus der Reihe „Chart der Woche“ schreiben.
Was mache man aber nun, wenn man trotzdem in diesen Sektor investieren möchte, aus antizyklischen Gründen vielleicht? Schließlich locke neben dem langjährigen Kurstief auch ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von nur 0,6 – solange man den ausgewiesenen Buchwert überhaupt für bare Münze nehme. Nun, eine Möglichkeit, der Komplexität des Sektors zu entkommen, scheine auf den ersten Blick eine frappierende Korrelation zu sein. Die Wertentwicklung des Bankensektors laufe relativ zum Gesamtmarkt beinah parallel zur Rendite zehnjähriger Bundesanleihen. Der Korrelationskoeffizient, auf die wöchentliche Wertentwicklung der vergangenen zehn Jahre bezogen, betrage erstaunliche 0,91, heißt es weiter.
„Die Kombination zweier Gründe kann diesen Gleichlauf erklären: Zum einen gelten die langfristigen Zinsen als Indikator dafür, wie Anleger die Wachstumsaussichten einschätzen. Als hochzyklischer Sektor sind Banken damit prädestiniert, von sich aufhellenden Konjunkturaussichten zu profitieren. Zum anderen ist da natürlich die Zinsmarge, an der die europäischen Banken sehr viel mehr hängen, als ihre US-Wettbewerber, bei denen Firmenkredite kaum noch eine Rolle spielen. Da das kurze Ende der Zinskurve, insbesondere der Refinanzierungssatz der Europäischen Zentralbank (EZB), schon länger nahe oder auf der Nulllinie liegt, hängt die Marge wesentlich vom Zinsniveau des langen Endes ab. Investieren also leicht gemacht? Leider wieder nur ex-post. Ex-ante muss man eine klare Meinung zur Entwicklung der zehnjährigen Zinsen haben. Wer ebenfalls glaubt, dass die Zinsen noch länger niedrig bleiben, muss sich dann wohl woanders nach Rendite umschauen“, so die DWS-Experten.
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