Fundamentale Nachricht
09:47 Uhr, 22.01.2015

Europäisches QE-Programm könnte Zweifel am Euro stärken

In der aktuellen Debatte um das erwartete Programm zur quantitativen Lockerung kommt für GAM-Währungsexperte Adrian Owens der Unwille zum Ausdruck, das Projekt einer echten Fiskalunion anzugehen.

Ein europäisches Programm zum Quantitative Easing (QE) könnte die Zweifel am Euro weiter nähren, wenn die erste Euphorie abgeklungen ist. Das ist die Einschätzung von Adrian Owens, Währungsexperte bei GAM und Fondsmanager des GAM Star Global Rates im Vorfeld der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Freigabe des Franken-Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank von letzter Woche sollte auch als Warnung verstanden werden, wie schwer es ist, sich auf unbestimmte Zeit gegen die fundamentale Entwicklung und die Marktkräfte zu stemmen. Und wenn es jemals ein Währungsregime gegeben hat, das nicht durch die Fundamentaldaten gerechtfertigt war, dann ist es der Euro“, erklärt er.

Die reflexartige Reaktion der Märkte habe auch andere Währungsbindungen wie etwa im Fall der Dänischen Krone unter Druck gesetzt. „Aber vor allem die EZB sollte beherzigen, was passiert, wenn die volkswirtschaftlichen Grundlagen ignoriert werden“, betont Owens. So rechtfertige die deutsche Wirtschaft eine deutlich stärkere Währung, als sie in Südeuropa benötigt wird. Die Gründungsväter des Euro hätten anerkannt, dass es im Währungsraum auch eine wirtschaftliche Angleichung geben muss und das in den – heute weitestgehend ignorierten – Maastricht-Kriterien zum Ausdruck gebracht. „Die fundamentalen Entwicklungen der Euro-Staaten weichen jedoch voneinander ab, und haben sich in Wahrheit nie angeglichen“, so der Experte.

In der aktuellen Debatte um das erwartete Programm zur quantitativen Lockerung kommt für Adrian Owens der Unwille zum Ausdruck, das Projekt einer echten Fiskalunion anzugehen. Außerdem stoße die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt an sprachliche und kulturelle Grenzen. Die Lohnentwicklung habe sich in der Tat als flexibel erwiesen, allerdings habe sie einen hohen politischen Preis, wie aus den Umfrageergebnissen aus Spanien, Griechenland, Italien und Frankreich zunehmend deutlich werde.

„Wenn die EZB am Donnerstag ein Quantitative-Easing-Programm ankündigt, ohne dass zugleich zumindest die Mitgliedsstaaten mit Investment-Grade-Rating bereit sind, ihr Kreditrisiko zu teilen, dürften die Zweifel der Märkte hinsichtlich des Euros weiter wachsen, wenn die Euphorie erst einmal abgeklungen ist“, schließt der Experte daher.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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