Kommentar
15:13 Uhr, 31.08.2010

Europäische Indikatoren besser als erwartet

Die Schwäche der amerikanischen Wirtschaft blieb in der vergangenen Woche das beherrschende Thema an den Aktienmärkten. Besser zeigte sich das Konjunkturbild zwar in Europa, dennoch konnten sich die dortigen Börsen der Unsicherheit nicht entziehen. In Japan sorgen sich derweil Zentralbank und Regierung um die anhaltende Yen-Stärke.

Erneut schwache US-Konjunkturdaten

Vergangene Woche wurden erneut ernüchternde Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung in den Vereinigten Staaten bekannt. Danach befindet sich der Immobilienmarkt nach wie vor in einem desolaten Zustand. Im Juli gingen die Verkäufe von gebrauchten Häusern im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent zurück. Zudem brach der Absatz von neu errichteten Immobilien um 12 Prozent ein und fiel damit auf den niedrigsten Wert seit Erhebung der Daten im Jahr 1963. Verstärkt wurde das negative Bild durch die Daten zum Auftragseingang bei langlebigen Wirtschaftsgütern. Insbesondere der Rückgang bei Kerninvestitionsgütern um 8 Prozent gegenüber dem Vormonat wurde als Anzeichen für ein Ende der Erholung gewertet und verunsicherte die Anleger. Auf dem Treffen der wichtigsten Zentralbanken in Jackson Hole versuchte der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, am Freitag die Märkte zu beruhigen. Sollte sich die Situation deutlich verschlechtern, werde die Fed geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen, so Bernanke.

Positive Signale kamen hingegen von der regen M&A-Aktivität der Unternehmen. Viele Gesellschaften nutzen das derzeitige Marktumfeld für strategische Zukäufe. Jüngstes Beispiel ist der Bieterstreit um den Datenspeicher-Spezialisten 3Par. Das Unternehmen bietet seinen Kunden die Möglichkeit der externen Speicherung großer Datenmengen. Von diesem Geschäft versprechen sich sowohl Hewlett-Packard (HP) als auch Dell gute Wachstumsperspektiven. Zunächst hatte Dell sein Interesse an 3Par bekundet, kurz danach zog HP mit einem eigenen Angebot nach. Mittlerweile hat sich ein Übernahmegefecht zwischen den beiden IT-Firmen entwickelt: Am vergangenen Freitag erhöhte HP seine Offerte auf zwei Mrd. US-Dollar und überbot den Konkurrenten damit bereits zum dritten Mal. Der für 3Par gebotene Kaufpreis übersteigt somit den derzeitigen Börsenwert um 300 Prozent.

Aufgrund der zunehmenden Skepsis über den weiteren Konjunkturverlauf notierten die US-amerikanischen Aktienmärkte im Wochenvergleich erneut im Minus. So gab etwa der Dow Jones Industrial Average um 0,6 Prozent gegenüber der Vorwoche nach.
Europäische Indikatoren besser als erwartet

Im Unterschied zu den USA fielen die in der vergangenen Woche veröffentlichten Indikatoren zur europäischen Wirtschaftsentwicklung positiv aus. Zwar ging der Einkaufsmanager-Index leicht von 56,7 auf 56,1 Punkte zurück, blieb jedoch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Besonders robust fielen die Daten für Deutschland aus: Sowohl der ifo Geschäftsklima-Index als auch das GfK Konsumklima konnten erneut zulegen.

Dennoch gerieten die europäischen Aktienmärkte in der vergangenen Woche unter Druck. Grund hierfür waren primär die zunehmenden Ängste um die US-amerikanische Konjunktur. So verlor der EURO STOXX 50 im Wochenvergleich 0,5 Prozent und schloss bei 2.630 Punkten. Größter Verlierer war die Aktie des irischen Baustoffherstellers CRH, die um knapp 13 Prozent nachgab. Zuvor hatte das Unternehmen die Prognose für das laufende Geschäftsjahr gesenkt. Die anstehende Entscheidung über die Zusammensetzung des europäischen Leitindexes führte zu Kursverlusten beim niederländischen Versicherer Aegon. Marktmeinungen zufolge könnte das Unternehmen seinen Platz zu Lasten von BMW verlieren. Am Freitag das Papier notierte mit 4,3 Prozent im Minus.

In Deutschland konnte sich der DAX ebenfalls nicht gegen die schlechten Vorgaben aus den USA stemmen und verlor 0,9 Prozent. Besonders stark fielen die Kursverluste bei der Commerzbank aus. Das Unternehmen hatte angekündigt, die krisenbedingten Staatsbeihilfen schnell zurückzahlen zu wollen. Möglichst noch im laufenden Jahr ist dazu eine Kapitalerhöhung im Volumen von mindestens 5 Mrd. Euro geplant. Sollte die Bank mit ihrem Vorhaben erfolgreich sein, würde dies zu einer deutlichen Verwässerung der Anteile der bisherigen Aktionäre führen. Im Wochenvergleich notierte die Aktie rund 7,2 Prozent leichter und bildete damit das Schlusslicht im DAX.
Japan: Interveniert die Zentralbank am Devisenmarkt?

Besorgt um die anhaltende Stärke des Yen äußerten sich in der vergangenen Woche Vertreter des japanischen Finanzministeriums sowie der Bank of Japan (BoJ). Bereits seit einiger Zeit befindet sich die Währung auf einem Höhenflug und verteuert damit die Ausfuhren. Bislang war die Exportwirtschaft eine wesentliche Konjunkturstütze. Verschiedene Regierungsvertreter betonten daher, dass man die Entwicklung aufmerksam beobachte und gegebenenfalls eingreifen werde. Marktbeobachter sehen darin ein Indiz dafür, dass die BoJ die Aufwertung zunächst verbal stoppen will. Allerdings gelten direkte Interventionen am Devisenmarkt als nicht ausgeschlossen.
Ausblick

Am Donnerstag tagt der EZB-Rat. Aufgrund der weiterhin fragilen Konjunktur in der Europäischen Währungsunion und der geringen Preisrisiken wird nicht mit einer Änderung der Zinspolitik gerechnet.

Besonders im Blickpunkt steht außerdem die weitere Entwicklung in den USA. Droht der Rückfall in die Rezession, oder handelt es sich bei der jüngsten Eintrübung lediglich um eine Wachstumsdelle? Aufschluss darüber verspricht sich der Markt von den in dieser Woche anstehenden Zahlen zu Konsum, Produktion und Arbeitsmarkt.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen