Europäische Aktien: Erholung nimmt Fahrt auf, Gewinne folgen
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San Mateo (GodmodeTrader.de) - Europa scheint die Trendwende geschafft zu haben. Erstmals seit der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009 scheint die europäische Wirtschaft stark genug zu sein, es aus eigener Kraft und ohne die massive Unterstützung der Zentralbank zu schaffen. Angesichts von Unternehmensgewinnen, die deutlich unter ihren Höchstständen liegen, und Bewertungen mit Stand vom November 2017, welche aufgrund des mehr Erfolg versprechenden wirtschaftlichen Umfelds angemessen ausfallen, scheint europäischen Aktien nach unserer Meinung 2018 ein weiteres solides Jahr bevorzustehen, wie Dylan Ball, Portfoliomanager bei Templeton Global Equity, in einem Ausblick auf 2018 schreibt.
Die Weltwirtschaft habe 2017 einen selbsttragenden Aufschwung verzeichnet. Es stehe zu erwarten, dass das Wachstum sowohl in Europa als auch rund um den Globus 2018 robust bleibe. Eine Reihe von Faktoren stehe hinter diesem für die meisten europäischen Volkswirtschaften optimistischeren Ausblick, insbesondere ein kräftiger Binnenkonsum, ein Ende der Sparpolitik und bessere Kreditbedingungen. Die Inflation sei niedrig geblieben, doch es sei von einer eventuellen Belebung auszugehen, da die Erholung voranschreite, heißt es weiter.
„Großbritannien bildete eine Ausnahme, da die Inlandsnachfrage im Anschluss an das Brexit-Votum 2016 ins Stocken geriet. Eine schwächere Währung und der folgende Anstieg der Inflation haben die Kaufkraft der Verbraucher beeinträchtigt. Wir stellen zwar fest, dass der Druck ein wenig nachlässt, da das britische Pfund wieder Boden gutmacht, doch dürfte das wirtschaftliche Umfeld äußerst ungewiss bleiben, da die belastenden Verhandlungen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union über den Brexit sich das Jahr 2018 über fortsetzen werden“, so der Franklin-Templeton-Experte.
Insgesamt stelle die Politik jedoch kein Problem für die europäischen Märkte dar. Es sei mit einer Abnahme der Spannungen in Spanien im Hinblick auf die katalonische Unabhängigkeit zu rechnen und eine mögliche populistische Regierung, die aus den Wahlen in Italien 2018 hervorgehen könnte, erscheine nach den jüngsten Änderungen der Wahlgesetze unwahrscheinlich. „Angesichts eines sich verbessernden wirtschaftlichen Umfelds ist die Geldpolitik bereit, Neuland zu betreten. Wir werden erstmals seit Beginn der Finanzkrise erleben, dass alle vier wichtigen Zentralbanken den langen Prozess einer strafferen Geldpolitik angehen, wenn auch in unterschiedlichem Maße“, so Ball.
Die US-Notenbank (Fed) habe diesen Prozess bereits eingeleitet, und seit der Zinsanhebung der Bank of England Anfang November 2017, habe sich Großbritannien ebenfalls in Richtung einer etwas weniger lockeren Geldpolitik aufgemacht. Die Bank of Japan halte zwar noch an ihrer massiven Bilanz fest, doch messe sie ihrem quantitativen Lockerungsprogramm (QE) weniger Bedeutung bei und richte ihren Blick verstärkt auf die Renditekurve. Die Europäische Zentralbank werde 2018 mit einer moderaten Rückführung ihrer Anreizmaßnahmen beginnen. Sie plane, ihr Anleihenkaufprogramm ab Januar zu halbieren und ihr quantitatives Lockerungsprogramm (QE) bis September zu verlängern, da die hartnäckig niedrige Inflation nach wie Sorgen bereite, heißt es weiter.
„Wir gehen davon aus, dass die Finanzmärkte in der Lage sind, sich auf diese Entwicklung einzustellen. Da es jedoch keinen historischen Präzedenzfall für diese Änderungen gibt, werden wir sehr genau auf unerwartete Konsequenzen achten, die aus der umfangreichen Bilanzverkürzung und den eingeschränkten Anleihekäufen resultieren könnten. Auch die US-Wirtschaft behalten wir genau im Auge: Die unerwartete Verlangsamung des Wachstums oder die Flucht in länger laufende Anleihenrenditen angesichts der fortgeschritteneren Straffung der Geldpolitik könnten Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Ausblick Europas haben“, so Ball.
Die Märkte seien dabei, sich an ein neues geldpolitisches Umfeld anzupassen, doch die den Unternehmensgewinnen zugrunde liegenden Fundamentaldaten und die Aktienbewertungen schienen europäischen Aktien Unterstützung zu bieten. Anders als in den USA, wo die Unternehmensgewinne ihre Höchstwerte vor der Finanzkrise bereits übertroffen hätten, seien die Unternehmensgewinne in Europa zurückgefallen. Laut den Daten von FactSet machten die Gewinne europäischer Unternehmen per 30. September 2017 gerade einmal ein wenig mehr als ihre Höchstwerte vor der Finanzkrise aus, und böten damit reichlich Spielraum für eine Aufholjagd, heißt es weiter.
„Mit der allmählichen Belebung der Inflation erwarten wir, dass die Gewinne je Aktie, insbesondere in den zyklischeren Bereichen des Marktes, diesem Trend in den kommenden Jahren folgen werden. Zudem gehen wir davon aus, dass der Ölsektor und Finanzwerte das Gewinnwachstum unterstützen werden. Die schwachen Gewinne von Ölgesellschaften dürften von einer Erholung der Rohölpreise profitieren, und etwas höhere Zinsen können positive Auswirkungen auf die Ergebnisse der Banken haben“, so der Experte für europäische Aktien.
Die Bewertungen europäischer Aktien mit Stand vom November 2017 erschienen im Vergleich zu ihren Pendants in den USA ebenfalls attraktiv, sie seien jedoch in einem historischen Kontext nicht unbedingt günstig. Aus seiner Analyse gehe hervor, dass die Kurs-Gewinn-Verhältnisse in Europa darauf hindeuteten, dass der Markt zwar ein besseres Wirtschafts- und Gewinnwachstum einpreise, jedoch noch nicht von Euphorie getragen werde. Darüber hinaus sei der aktuelle Haussemarkt in Europa breiter gestreut als in anderen Regionen, was er gutes Zeichen für die Nachhaltigkeit des Marktpotenzials deute, heißt es weiter.
„Dies deutet darauf hin, dass der Versuch, von kurzfristigen Handelsmustern zu profitieren, sich im aktuellen Umfeld nicht unbedingt als sehr effektiv erweisen könnte. In den vergangenen zehn Jahren konzentrierten sich die Märkte unseres Erachtens weitgehend auf kurzfristige Bereiche auf Kosten mittel- und längerfristiger Perspektiven. Wir sind der Auffassung, dass diese Art von Markt Contrarian-Anlegern, die bereit waren, die kurzfristige Volatilität auszusitzen, Chancen eröffnete. Wir sehen auch weiterhin Chancen in Europa, doch da der Markt allgemein angezogen hat und die Bewertungen angemessen erscheinen, dürfte nach unserer Auffassung eine gute Titelauswahl 2018 noch mehr im Vordergrund stehen“, so Ball.
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