Fundamentale Nachricht
14:19 Uhr, 21.02.2018

„Europa zuerst!“

Das weltweite Wachstum wird den Natixis-Finanzexperten Jean Charles Meriaux, und Pascal Gilbert zufolge vom Euroraum getragen.

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Paris (Godmodetrader.de) - Das Weltwirtschaftswachstum befindet sich auf einem Zehnjahreshoch und gibt Anlass für weiterhin positive Prognosen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Prognose für den Euroraum für 2018 von 1,8 auf 2,3 Prozent angehoben, während die US-Notenbank (Fed) ihre Schätzung für das Jahr von 2,1 auf 2,5 Prozent erhöht hat. Die Vorlaufindikatoren deuten nach wie vor auf einen starken Trend hin und bieten eine hervorragende Visibilität für das erste Halbjahr, wobei der Ifo beispielsweise auf einem Allzeithoch verharrt, wie die beiden Natixis-Finanzexperten Jean Charles Meriaux, und Pascal Gilbert in ihrer Investmentstrategie für 2018 schreiben.

Die Produktionslücke habe sich geschlossen und der Arbeitsmarkt zeige bereits erste Anzeichen von Spannungen in den stärksten Ländern (USA und Deutschland, aber auch in den Nachbarländern wie Polen, Ungarn usw.). Die Arbeitslosigkeit werde weiter sinken, und fast 100.000 Arbeitslose in der Eurozone würden jeden Monat eine Arbeit finden und einen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten, heißt es weiter.

„Auch in Europa sind die Produktionskapazitäten gut ausgelastet, und wir werden erhebliche Investitionen getätigt sehen. Wir stehen der Wirtschaft des Euroraums, insbesondere Frankreichs, sehr positiv gegenüber. Das Wachstum im Euroraum hat die USA seit Ende 2015 überflügelt, und auch für 2018 werden beide wohl wieder Kopf an Kopf liegen. Im Jahr 2018 werden die Wertentwicklungen, im Gegensatz zu den USA und Japan, zum ersten Mal seit 25 Jahren nicht von Haushaltsdefiziten oder Konjunkturmaßnahmen bestimmt. Frankreich ist das wichtigste Land, in das wir in diesem Stadium investieren wollen. Frankreich bietet die deutlichste politische Transparenz, und wir erleben eine Dynamik und einen seit mehr als zehn Jahren unerreichten wirtschaftlichen Kontext, bei gleichzeitig hohen Vertrauenswerten“, so Meriaux und Gilbert.

Auch das japanische Wachstum scheine sich zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder nachhaltig zu erholen. Inzwischen verlangsame sich das Wachstum in China zwar allmählich, werde aber immer noch geschickt gesteuert. In den Schwellenländern habe sich die Situation zwar verbessert, aber das Wiederaufleben protektionistischer Tendenzen stelle in einigen Märkten nach wie vor eine potenzielle Bedrohung dar, heißt es weiter.

„Das Thema Inflation, das in den letzten zehn Jahren von den Märkten untergewichtet wurde, wird 2018 im Mittelpunkt stehen. Die Preise werden allmählich steigen, wobei der Anstieg in den USA, die im Konjunkturzyklus weiter vorne liegen, voraussichtlich stärker ausfallen wird. Eine leichte Wiederbelebung der Inflation dürfte es den Zentralbanken wahrscheinlich ermöglichen, den Nachweis zu erbringen, dass sie die richtige geldpolitische Rahmenentwicklung gewählt haben, und ihre bisherigen Maßnahmen zu rechtfertigen. Jetzt ist die Stunde der Wahrheit gekommen, in der sie ihre Glaubwürdigkeit weiter stärken können. Die Zentralbanken führen eine vorsichtige geldpolitische Normalisierungspolitik mit wachstumsfördernder Tendenz durch“, so Meriaux und Gilbert.

Alle Kapitalabflüsse aus dem Euro-Währungsgebiet seien mit Risiken behaftet. Mit einem Doppeldefizit von mehr als sechs Prozent des BIP in den USA könnte der Dollar in zwölf Monaten schwächer werden. Im gesamten Euroraum, mit Ausnahme von Frankreich, verzeichne man einen nahezu doppelten Überschuss – Leistungsbilanz und Fiskalpolitik. Der Euro sei stark und werde mittelfristig an Wert gewinnen. Der langsame, aber stetige Trend zur monetären Restriktion sei ein Zeichen dafür, dass sich die Dinge wieder normalisierten. Die Zentralbanken versuchten sicherzustellen, dass das Öl, das sie in die Zahnräder des Wachstumsapparates gäben, nicht ein Feuer anfache, und ihre Herausforderung werde vielleicht darin bestehen, etwas weniger vorhersehbar zu werden, um aufkommende Asset-Blasen abzuwehren, heißt es weiter.

„Das Risiko-Rendite-Verhältnis ist für Anleihen wenig attraktiv. Obwohl wir nicht davon ausgehen, dass es zu einem Crash an den Rentenmärkten kommen wird, bleiben wir bei dieser Anlageklasse, die eine Untergrenze bei den Renditen nahezu erreicht zu haben scheint, weiterhin vorsichtig. Staatsanleihen werden jedoch angesichts ihrer Sicherheit und Knappheit teuer bleiben, aber ihre Entkopplung von Aktien verleiht ihnen im Hinblick auf die Portfoliodiversifikation einen verdienten Platz in jeder Asset Allocation. Inflationsgebundene Wertpapiere sollten im Vorlauf einer erneuten, wenn auch moderaten Inflation begünstigt werden“, so Meriaux und Gilbert.

Bei Unternehmensanleihen komme es zu einem Aufbau von Liquidität, Volatilität und Ausfallrisiko: So weise beispielsweise die sicherere Investment-Grade-Kategorie bei kurzen Laufzeiten von drei bis fünf Jahren nur eine Nominalrendite von 0,2 Prozent auf. Der Schlüssel zur Wertsteigerung im Jahr 2018 liege in der Flexibilität, insbesondere bei den Emittenten von Wandelschuldverschreibungen, heißt es weiter.

„Umgekehrt dürfte die fortschreitende allmähliche Normalisierung der Geldpolitik die Anleger ermutigen, an den Aktienmärkten weitere Risiken einzugehen. Außergewöhnliche wirtschaftliche Fundamentaldaten sind gute Nachrichten für Aktien aus dem Euroraum. Die Aktienbewertungen sehen nicht übertrieben aus, mit einem geschätzten P/E von 14,5 im Jahr 2018. Wir sind nach wie vor fest davon überzeugt, dass Value-Aktien, die zu einem EV/EBITDA unter dem historischen Durchschnitt gehandelt werden, eine gute Ausgangsposition haben“, so Meriaux und Gilbert.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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