Kommentar
16:15 Uhr, 07.12.2010

Europa: Schuldenkrise wurde ausgeblendet

In der vergangenen Handelswoche tendierten die weltweiten Aktienindizes durchweg freundlich. Mehrheitlich positive Konjunkturdaten und die Nachricht von der EZB, weiter Anleihen anzukaufen, stützten die Märkte. Der Dax erziele daraufhin ein neues Jahreshoch.

USA: Arbeitsmarkterholung blieb aus

Die in den letzten Handelstagen präsentierten US-Konjunkturdaten fielen in der Mehrzahl positiv aus, sodass Aktien weiter zulegen konnten. Seit Jahresbeginn beträgt der Wertzuwachs im Dow Jones Industrial Average nun über neun Prozent. Im Technologie-Index Nasdaq fiel das Plus mit über 14 Prozent sogar noch größer aus. Bereits jetzt lässt sich damit ein positives Fazit für das Börsenjahr 2010 ziehen. Hauptgrund dafür ist die wirtschaftliche Erholung in den USA, die sich weiter fortzusetzen scheint. So fiel das Verbrauchervertrauen am vergangenen Mittwoch deutlich besser als erwartet aus. Dies ist besonders wichtig, da mehr zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung vom Konsum erbracht werden. Auch die ISM-Indizes übertrafen die Prognosen der Volkswirte, was belegt, dass auch hier die Erholung fortschreitet.

Nicht ins Bild passte die erneute Schwäche der Arbeitsmarktzaheln. Statt des erwarteten Zuwachses von über 200.000 Stellen wurden nur 39.000 Jobs neu geschaffen. Dies führte auch dazu, dass die Arbeitslosenquote wieder auf 9,8 Prozent anstieg. Dass der Aktienmarkt am Freitag dennoch im Plus schloss, spricht für die momentan freundliche Grundstimmung der Marktteilnehmer.

Eine regelrechte Achterbahnfahrt mussten Aktionäre der Bank of Amerika hinnehmen. Zu Wochenbeginn waren die Titel stark unter Druck geraten. Wikileaks, die erst kürzlich geheime Regierungsprotokolle enthüllten, kündigten an, im Januar bisher geheimes Material über eine große US-Bank zu präsentieren. Die darin enthaltenen Daten hätten nach Angaben von Wikileaks das Potenzial, die betreffende Bank zu Fall zu bringen und somit eine erneute Finanzkrise auszulösen. Spekulanten wollten später gehört haben, dass es sich um die Bank of America handeln könnte und lösten so eine Verkaufswelle aus. Im weiteren Verlauf der Woche kamen an den vermeintlichen Enthüllungen jedoch Zweifel auf und die Aktie wurde derart stark nachgefragt, dass sie letztlich fast sieben Prozent gegenüber der Vorwoche gewann. Einen höheren Wertzuwachs konnte lediglich Alcoa mit fast acht Prozent erzielen. Der Aluminiumproduzent gab bekannt, die Produktion in einer Bauxitmine in Brasilien erhöhen zu wollen. Marktteilnehmer verknüpften mit dieser Nachricht einen positiven Blick in die Zukunft.

Europa: Schuldenkrise wurde ausgeblendet

Anders als in den USA erfährt der Arbeitsmarkt in Europa bereits eine leichte Erholung. Dabei leistet vor allem Deutschland einen großen Beitrag. Mit saisonbereinigten 7,5 Prozent liegt die Erwerbslosenquote in Deutschland auf dem niedrigsten Stand seit 18 Jahren. Wer Arbeit hat, dürfte im Weihnachtsgeschäft eher bereit sein, viel zu kaufen. Dies bekommen die deutschen Einzelhändler bereits zu spüren. Einige Spielzeughersteller haben die Nachfrage derart unterschätzt, dass manches Spielzeug vor dem Fest sogar knapp werden könnte.

Auf Wochensicht konnten sowohl der EuroStoxx 50 als auch der Dax Kursgewinne verzeichnen. Mit in der Spitze 6.978 Punkten knackte das deutsche Börsenbarometer dabei fast die nächste Tausendermarke. Ausdruck der insgesamt positiven Grundstimmung ist auch der Wertzuwachs von Infineon. Die Aktie verteuerte sich auf Wochensicht um 8,6 Prozent, obwohl sich das Unternehmen demnächst einer Klage der Ex-Tochter Qimonda gegenüber sieht. Allein die Ankündigung der Geschäftsführung über einen Ausbau des Standortes Dresden nachzudenken, hat gereicht, dass sich zusätzliche Käufer fanden. Die größten Zuwächse auf Branchensicht verzeichneten allerdings die Automobilbauer. Hier hatten besonders die erfreulichen Fahrzeugabsätze in den USA zu Kurssteigerungen geführt. Daimler vermeldete den besten November der Firmengeschichte. Auch die Autos des Konkurrenten aus München waren gefragt, sodass Titel von BMW im Wochenvergleich über acht Prozent an Wert gewannen.

Die Schuldenkrise in der Eurozone geriet hingegen in den Hintergrund des Geschehens. Hierzu trug die EZB entscheidend bei, indem sie in ihrer Sitzung am Donnerstag weitere Anleihekäufe ankündigte. Einen Schwerpunkt sollen dabei Papiere aus der Peripherie bilden. Damit wurde vorerst Druck von den Anleiherenditen genommen, was auch zu einer Beruhigung an den Aktienmärkten führte. Spanien reagierte ebenfalls und teilte mit, man wolle sowohl die Beteiligung an einer Lotteriegesellschaft, als auch an einem Flughafenbetreiber zum Teil veräußern. Durch den Verkauf erwartet sich die Regierung in Madrid einen Erlös von bis zu 14 Mrd. Euro, der zur Rückführung des Haushaltsdefizit verwendet werden soll.
Japan: Nikkei mit starkem Schlussspurt

Auch in Japan setzte sich die Erholung fort. Über weite Strecken hinkten japanische Aktien in diesem Jahr der globalen Entwicklung allerding hinterher. Im November kam die Yen-Aufwertung jedoch zum Stillstand und konnte sich sogar umkehren, was beim Nikkei zu einem Gewinn von 8,5 Prozent führte. Da der Dezember traditionell ein guter Monat für die Tokioter Börse ist, könnte es auch hier noch zu einem Happy-End kommen. Seit Jahresbeginn muss der Index bisher noch einen Verlust von 3,5 Prozent ausweisen. Setzt sich der aktuelle Trend fort, lockt auch hier die Gewinnzone.

Ausblick

Mit Blick auf die anstehenden Konjunkturdaten erwartet uns eine vergleichsweise ruhige Handelswoche mit geringen Impulsen. Hinzu kommt, dass die Börsenumsätze in Erwartung der anstehenden Feiertage jetzt sukzessive geringer ausfallen werden.

Erst am Freitag werden wichtige Daten aus den USA erwartet. Dann wird das Konsumklima der Uni Michigan zeigen, ob sich der positive Trend für ein gutes Weihnachtsgeschäft im US-Einzelhandel fortsetzen kann.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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