Europa: Jugendarbeitslosigkeit teilweise bei 70%
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Auch wenn die Aktienmärkte derzeit von einem Hoch zum nächsten eilen, steckt Europa weiter in der wohl schwersten Wirtschaftskrise der vergangenen fünf Jahrzehnte fest. Die Spannungen an den Finanzmärkten haben zwar deutlich nachgelassen, in der Realwirtschaft ist die Krise aber noch lange nicht ausgestanden. Wie dramatisch die Lage in einigen Regionen Europas wirklich ist, zeigen Zahlen der Europäischen Statistikbehörde Eurostat zu den regionalen Erwerbslosenquoten im Jahr 2012, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden.
Die niedrigsten Erwerbslosenquoten wurden in den österreichischen Regionen Salzburg und Tirol mit je 2,5% sowie in den deutschen Regionen Tübingen, Oberbayern und Trier mit je 2,7% verzeichnet. Die höchsten wurden in den spanischen Regionen Ceuta (38,5%), Andalucía (34,6%), Extremadura und Canarias (je 33,0%) und in der griechischen Region Dytiki Makedonia (29,9%) registriert.
Noch weitaus katastrophaler ist die Situation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Europa. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt in praktisch allen Ländern der Eurozone über der Gesamtarbeitslosenquote. Die höchsten Jugenderwerbslosenquoten wurden in der griechischen Region Dytiki Makedonia (72,5%) und den spanischen Regionen Ceuta (70,6%) und Canarias (62,6%) gemessen. In nahezu drei Viertel der europäischen Regionen war die Jugenderwerbslosenquote mindestens doppelt so hoch wie die Gesamterwerbslosenquote.
Ein Kontinent, in dem in einigen Regionen 70% der Jugendlichen und jungen Erwachsenen keine Arbeit mehr finden, ist nicht zukunftsfähig. Die hohe Erwerbslosigkeit ist eine Folge der völlig verfehlten Politik in den vergangenen Jahren. Vor der Krise wurden die Staatsausgaben immer weiter gesteigert, während die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen durch übermäßige Lohnerhöhungen immer mehr erodierte. In den guten wirtschaftlichen Zeiten vor dem Jahr 2007 hatte das zunächst kaum negative Folgen. Erst nach dem Platzen der Immobilienblasen und den sich anschließenden Bankenkrisen stürzten die Kartenhäuser in Südeuropa ein.
Der Euro ist für viele Länder im Süden Europas jetzt viel zu stark. Durch das Festhalten an der europäischen Gemeinschaftswährung setzt die politische Elite in Europa die Zukunft einer ganzen Generation aufs Spiel. Die Entwicklung der Türkei zeigt, wie groß das wirtschaftliche Potenzial der Mittelmeerstaaten eigentlich ist. Gefangen im viel zu starken Euro gibt es für Länder wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Italien aber kaum eine Chance, der wirtschaftlichen Depression zu entkommen. Zumal echte Strukturreformen auch jetzt noch auf die lange Bank geschoben werden. Die Krise in Europa könnte zum Dauerzustand werden.
Oliver Baron
Link: Eurostat-Pressemitteilung mit Erwerbslosenzahlen zu allen Regionen Europas (deutsch)
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