Kommentar
15:53 Uhr, 14.12.2010

Europa: Hausse trotz Schuldendebatte

In den USA haben die Aktienmärkte positiv auf die Einigung der Obama-Regierung mit den oppositionellen Republikanern im Steuerstreit reagiert. An den europäischen Börsen waren erneut Kurssteigerungen zu verzeichnen, trotz der anhaltenden Diskussionen um die Staatsschuldenkrise in den Peripherieländern. In Deutschland geht der Übernahmepoker um Hochtief in die nächste Runde.

USA: Einigung im Steuerstreit

In den USA hat sich die Obama-Regierung mit den oppositionellen Republikanern im Steuerstreit geeinigt. Die Auseinandersetzung drehte sich um Steuererleichterungen, die bereits unter Obamas Amtsvorgänger Bush eingeführt worden waren. Die Vereinbarung sieht die Fortführung dieser Steuerkürzungen um zwei weitere Jahre vor. Ursprünglich war ein Auslaufen des Programms zum Jahresende 2010 vorgesehen. Im Gegenzug wurden zusätzliche Finanzhilfen für Arbeitslose und US-Unternehmen beschlossen. Schätzungen zufolge umfassen die nun beschlossenen Maßnahmen ein Entlastungsvolumen von bis zu 900 Mrd. US-Dollar. Davon entfallen rund 200 Mrd. US-Dollar auf die neu hinzu gekommenen Hilfen, darunter verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen sowie eine Verlängerung der Arbeitslosenhilfe. Marktbeobachter erhoffen sich von den Maßnahmen einen zusätzlichen Impuls auf die Binnenkonjunktur. Allerdings muss das Paket noch im Kongress beschlossen werden. Die Abgeordneten der Demokraten haben dort bereits Widerstand angekündigt.

Die US-Wirtschaft scheint derweil ihre Wachstumsschwäche überwunden zu haben. Im Dezember stieg der von der Universität Michigan errechnete Index zum Verbrauchervertrauen stark an. Auch vom Außenhandel kamen positive Signale. Aufgrund des anziehenden Welthandels nahmen die US-Ausfuhren im November um 3,2 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Gleichzeitig gingen die Importe zurück. Im Ergebnis sank das US-Außenhandelsdefizit um fast 6 Mrd. US-Dollar.

Die Aktienmärkte tendierten in der vergangenen Woche leicht positiv. Im Wochenvergleich stieg der Dow Jones Industrial Average um 0,25 Prozent. Besonders gefragt waren Aktien von General Electric (GE). Bereits im Juli hatte der Mischkonzern eine Dividendenerhöhung von 10 Cent auf 12 Cent angekündigt. Nun legte das Unternehmen erneut nach: Für das laufende Jahr sollen Aktionäre demnach eine Dividende in Höhe von 14 Cent je Anteilsschein erhalten. Auch die Finanzwerte konnten von der positiven Börsenstimmung überdurchschnittlich stark profitieren.

Europa: Hausse trotz Schuldendebatte

An den europäischen Aktienmärkten waren in der vergangenen Woche erneut Kurssteigerungen zu verzeichnen, trotz der anhaltenden Debatten um die Zukunft des Euro. In der Diskussion um die Staatsschuldenkrise der europäischen Peripherieländer wurde der Ton dabei zuletzt schärfer. So warf der luxemburgische Ministerpräsident Juncker der deutschen Bundesregierung eine simple Betrachtungsweise vor. Juncker plädiert für die Einführung von Euro-Bonds, also von gemeinsamen Anleihen aller Teilnehmerländer am Währungsraum. Die Bundesregierung lehnt den Vorschlag ab.

Dessen ungeachtet bleibt die europäische Konjunkturerholung weiter intakt, obwohl die Verwerfungen in den Krisenstaaten Spuren in der Wirtschaftsentwicklung hinterlassen. So sank der sentix-Konjunkturindex, ein Stimmungsbarometer unter privaten und institutionellen Investoren, von 14 Punkten im Vormonat auf einen Wert von 9,7 Punkten im Dezember. Damit signalisiert der Indikator trotz der Eintrübung nach wie vor eine Fortsetzung des Wachstumspfads in Euroland. Unterstützt wird dieser Befund durch die Daten zu den Auftragseingängen in der deutschen Industrie. Diese stiegen im Monatsvergleich um 1,6 Prozent an. Besonders stark erhöhten sich die Bestellungen aus dem Inland sowie aus dem Nicht-EU-Ausland.

Vor diesem Hintergrund kletterte der Euro Stoxx 50 im Wochenvergleich um 2,1 Prozent. Neben den Energiewerten konnten insbesondere Finanztitel punkten. Die Aktien des Versicherungskonzerns Axa verteuerten sich beispielsweise um 8,1 Prozent, während der Versorger GDF Suez um 4,6 Prozent stieg. Der Dax konnte um 0,8 Prozent zulegen und damit die Marke von 7.000 Punkten überspringen.

Übernahmepoker um Hochtief geht in die nächste Runde

Im Übernahmepoker mit der spanischen ACS hat Hochtief einen Etappensieg errungen. Der Essener Baukonzern gab in der vergangenen Woche bekannt, dass mit dem Emirat Katar ein neuer Ankeraktionär gefunden wurde. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung übernimmt der arabische Investor rund 9,1 Prozent der Anteile, der Gesamtpreis liegt bei 400 Mio. Euro.

Bereits seit einigen Monaten wehrt sich Hochtief gegen eine Übernahme durch seinen Großaktionär ACS. Das spanische Bauunternehmen ist bereits mit knapp 30 Prozent an Hochtief beteiligt und will seinen Anteil auf über 50 Prozent aufstocken. Dieses Vorhaben könnte nun deutlich teurer als zunächst geplant werden. Hochtief-Aktien stiegen im Wochenvergleich um 8,5 Prozent.

Ausblick

In dieser Woche steht der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed an. Zuletzt hat sich die konjunkturelle Entwicklung in den USA weiter verbessert, dennoch sind Änderungen in der Zinspolitik zunächst nicht zu erwarten.

In Europa werden einige Konjunkturdaten veröffentlicht. Von deutscher Seite aus werden insbesondere der ZEW- sowie der ifo-Geschäftsklima-Index mit Spannung erwartet. Zudem treffen sich am Donnerstag und Freitag die Staats- und Regierungschefs der EU zu einem Gipfel in Brüssel. Beherrschendes Thema wird die anhaltende Schuldenkrise sein. Es bleibt abzuwarten, ob auf dem Treffen weitere Maßnahmen gegen eine Ausbreitung der Krise getroffen werden.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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