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14:29 Uhr, 05.02.2014

Europa bleibt von Inflationsängsten belastet

Die möglichen Folgen einer Inflation beunruhigen die Konsumenten in Europa einer Umfrage von M&G und YouGov zufolge weiterhin

London (BoerseGo.de) – Die europäischen Verbraucher gehen weiterhin davon aus, dass die Lebenshaltungskosten sowohl auf Sicht von einem Jahr als auch in den nächsten fünf Jahren deutlich ansteigen werden. Das Vertrauen in die Preisstabilität, das im Laufe des Jahres 2013 in einigen Teilen Europas aufgeflackert war, konnte sich nicht dauerhaft durchsetzen. Dies geht aus der aktuellen Umfrage zu den Inflationserwartungen von Verbrauchern hervor, die gemeinsam von M&G und YouGov vierteljährlich durchgeführt wurde.

Im Vergleich zu früheren Umfragen aus dem Jahr 2013 sind die kurzfristigen (1 Jahr) und mittelfristigen (5 Jahre) Inflationserwartungen der Verbraucher aus Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und Spanien im Laufe des Jahres jedoch zurückgegangen. Angesichts des schwachen volkswirtschaftlichen Umfelds sowie der Tatsache, dass die Rohstoffpreise in den letzten drei Monaten des Jahres 2013 um rund 5,6 Prozent gefallen sind, ist dies keine Überraschung. Darüber hinaus kam den Konsumenten in der Europäischen Währungsunion (EWU) auch ein stärkerer Euro zugute, der im vergangenen Jahr auf Basis der realen Wechselkurse etwa 6,6 Prozent aufgewertet hat.

Die meisten Verbraucher innerhalb der EWU sowie in Großbritannien gehen nach wie vor davon aus, dass die Inflationsrate sowohl kurz- als auch mittelfristig (also auf 1- und 5-Jahresbasis) dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) bzw. der Bank of England (BoE) entsprechen oder dieses sogar übersteigen wird. Beide Notenbanken lassen eine Preissteigerungsrate von höchstens 2,0 Prozent zu. Im Gegensatz dazu sind mehr als die Hälfte der Befragten in der Schweiz (56 Prozent) sowie 40 Prozent in Großbritannien entweder „zuversichtlich“ oder sogar „sehr zuversichtlich“, dass die Schweizerische Nationalbank bzw. die Bank of England derzeit geeignete Strategien umsetzen, um ihre Inflationsziele einzuhalten.

Die möglichen Folgen einer Inflation beunruhigen die Konsumenten in Europa auch weiterhin. So gibt eine steigende Inflation der Mehrheit der Befragten und deren Familien in den meisten Ländern Anlass zur Sorge. Dies gilt insbesondere für Italien, wo mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Verbraucher diese Befürchtung äußern. In Italien und Frankreich spiegelt sich dieser Pessimismus auch in der erwarteten Entwicklung der Nettoeinkommen wider. Vor allem im streikgeplagten Frankreich befürchtet die Hälfte der Konsumenten, dass ihre Einkommen in den nächsten 12 Monaten sinken werden.

In Deutschland zeigt sich ein etwas positiveres Bild, denn dort sorgen sich weniger als die Hälfte (42 Prozent) der befragten Verbraucher und deren Familien um die inflationäre Entwicklung. In der Schweiz vertritt nur etwa jeder dritte Umfrageteilnehmer (33 Prozent) diese Auffassung. Gleichzeitig erwarten die meisten Befragten in allen Regionen mit Ausnahme Italiens und Frankreichs, dass ihre Nettoeinkommen im nächsten Jahr entweder gleich bleiben oder sogar ansteigen werden. Das Vertrauen der Konsumenten in die aktuelle Wirtschaftspolitik der europäischen Regierungen bleibt jedoch insgesamt gering. So vertreten fast zwei Drittel der Franzosen (67 Prozent) die Auffassung, dass ihre Regierung momentan nicht die richtige Wirtschaftspolitik umsetzt. In Italien liegt dieser Anteil bei 69 Prozent, in Spanien bei 65 Prozent. Mehr Vertrauen setzen die Umfrageteilnehmer in Großbritannien und der Schweiz in ihre jeweiligen Regierungen, denn dort befürwortet knapp jeder Dritte (29 Prozent) die aktuelle Wirtschaftspolitik. In Deutschland ist das Lager dreigeteilt: 38 Prozent und damit der größte Teil ist unentschlossen; 37 Prozent sind nicht von der Wirtschaftspolitik überzeugt und nur 19 Prozent Vertrauen auf ihre Regierung.

„Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer aus der EWU setzt kein allzu großes Vertrauen in die Fähigkeit und die Bereitschaft der politischen Entscheidungsträger, auf mittlere Sicht Preisstabilität zu erreichen“, so Jim Leaviss, Head of Retail Fixed Interest bei M&G Investments. „Schließlich deutet die jüngste Entwicklung der Geldpolitik in den USA und Europa darauf hin, dass das Inflationsziel nicht mehr im Vordergrund steht und die Zinsen auf absehbare Zeit niedrig bleiben werden.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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