Nachricht
14:27 Uhr, 23.02.2012

Eurokrise: Frühestens in zwei Jahren sichtbare Erfolge

Wien/ Frankfurt (BoerseGo.de) - "Euroland will den Euro behalten. Deshalb wird es seine Probleme in den Griff bekommen." Auf diese apodiktische Formel bringt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, seine Analyse der europäischen Staatsschuldenkrise. „Der Euro ist vor allem Ausdruck eines politischen Willens.“ Ziel sei es, die Interessen Europas in „der Welt von morgen“ vertreten zu können. „Solange dieser Wille besteht, werden die Eurostaaten alles tun, um die Währung zu stützen“, so Kater.

Die „Eurokrise“ hält der Ökonom für ein klassisches Zahlungsbilanzproblem, das durch unterschiedliche Volkswirtschaften in einem festen Währungssystem entstanden ist. Die dafür notwendigen Anpassungsprozesse mancher Länder sind laut Kater mit „schmerzhaften Einschnitten und materiellen Opfern“ verbunden. „Die strukturellen Anpassungen in den Leistungsbilanzsalden treffen vor allem die Südländer der Eurozone.“ Die sinkenden Exportüberschüsse Deutschlands und Österreichs seien ein Indiz dafür, dass es bereits Angleichungen der Zahlungsbilanz gebe.

Bei der Bewältigung der Krise hat die europäische Politik nach Ansicht des Ökonomen zunächst keinen koordinierten Eindruck gemacht. Das habe internationale Investoren dazu veranlasst, den Euro-Raum vorerst zu meiden. Seit September 2011 liege aber eine Strategie vor. Kater hat Verständnis für die schwierige Rolle der politischen Entscheidungsträger: "Das Euro-Schiff ist fast zehn Jahre unter vollen Segeln gefahren, dann geriet es ziemlich unvermittelt in einen Sturm. Deshalb dauert es, bis ein neuer Kurs eingeschlagen ist und wieder ruhige Gewässer erreicht werden."

Trotz der Fortschritte bei der Krisenbekämpfung erwartet der DekaBank-Chefvolkswirt frühestens in ein bis zwei Jahren sichtbare Erfolge. Bis dahin sei Disziplin vonnöten. "Letztendlich wird über die Zukunft des Euro aber in den südeuropäischen Wahlkabinen entschieden", schlussfolgert Kater.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten