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18:20 Uhr, 25.10.2011

Euro-Zone steuert direkt auf eine Rezession zu

Zürich (BoerseGo.de) - Am EU-Gipfel suchen Europas Regierungschefs nach einer nachhaltigen Lösung für die Schuldenkrise. Für die Konjunktur in der Eurozone dürften diese Anstrengungen allerdings mittlerweile zu spät kommen, behauptet Alessandro Bee, Ökonom bei der Bank Sarasin & Cie, in seiner aktuellen Marktkolumne. Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturindikatoren in Frankreich, Italien und Spanien zeigten, dass diese großen Volkswirtschaften direkt auf eine Rezession zusteuern. Selbst in Deutschland weise der vielbeachtete ifo-Index auf eine deutliche Abkühlung der Wirtschaft hin. Neben der kurzfristigen Konjunkturentwicklung bereite vor allem der mittelfristige Ausblick Sorgen. „Die großen Euro-Staaten mit Ausnahme von Deutschland sind gezwungen, in der kurzen Frist die Staatsausgaben massiv zu senken. Diese Sparmaßnahmen werden das Wirtschaftswachstum im nächsten Jahr stark belasten“, befindet Lee. Außerdem dürften die momentanen Refinanzierungsschwierigkeiten vieler europäischer Banken dazu führen, dass diese die Kreditvergabe im nächsten Jahr einschränken müssen, was das Wachstum in der Eurozone zusätzlich dämpft.

Als Profiteur durch die Hintertür einer Lösung für die Schuldenkrise könnte sich die US-Konjunktur erweisen. Während im Sommer der Schuldenstreit im Kongress bei Unternehmen und Konsumenten noch Rezessionsängste geschürt hat, stabilisiere sich inzwischen der Wirtschaftsausblick in den USA. Auch in der mittleren Frist haben sich laut dem Sarasin-Ökonom die Chancen Amerikas merklich verbessert, einer Rezession zu entkommen. Die US-Zentralbank hat im September die Geldpolitik gelockert und ihre Bereitschaft signalisiert, wenn nötig noch mehr für die US-Konjunktur zu tun. Zudem hat die US-Regierung ihren Willen bekräftigt, zwar langfristig die Staatsfinanzen zu konsolidieren, aber kurzfristig die US-Konjunktur mit einem Fiskalpaket zu stützen. Als ein letzter Stolperstein für die USA könnte sich eine globale Bankenkrise erweisen, falls die europäische Schuldenproblematik nicht bald entschärft wird. „Aus diesem Grund werden gerade die USA an einem Erfolg des Schulden-Gipfels ein besonderes Interesse haben“ ist Bee überzeugt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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