Euro-Krise: Führende Ökonomen murren gegen Gezerre in der Politik
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Berlin (BoerseGo.de) – Das Mäandern der Bundesregierung im Euro-Krisemanagement stößt auf zunehmende Kritik. Nun haben auch führende Ökonomen in Deutschland ihre Besorgnis darüber bekundet, dass die politisch Verantwortlichen in Berlin zu keiner einheitlichen Linie finden. „Dieser Streit ist Gift für Griechenland und den Euro-Raum als Ganzes“, sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, gegenüber Handelsblatt Online. „Er erzeugt Unsicherheit und liefert damit Anlass für immer neue Panikanfälle auf den Finanzmärkten.“ In der Folge vermindere dies wegen der hiermit verbundenen immer höheren Zinsen für griechische Staatsanleihen die Rettungschancen. „Zugleich werden die Sparprogramme auch in anderen Ländern immer härter und drohen mittlerweile den Euroraum in eine Rezession zu ziehen“, sagte der IMK-Chef. „Dies belastet auch die Konjunktur in Deutschland und wird den Aufschwung zum Absturz bringen.“
Ins gleiche Horn stößt der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner. Er sagte, die politischen Unstimmigkeiten über die angemessene Reaktion auf die Schuldenkrise führten zu einer deutlichen Verschärfung der Situation. „Die deutsche Bevölkerung ist von dem Gezerre in der Politik zutiefst verunsichert, alle Stimmungsindikatoren weisen derzeit nach unten“, sagte der Ökonom. „Daraus können erhebliche Gefahren für die Konjunktur erwachsen: wenn die Menschen beunruhigt sind, scheuen sie vor großen Ausgaben zurück.“ Die deutsche Wirtschaft verliere damit ihren wichtigsten Kunden: den deutschen Konsumenten.
Der Euro-Streit in der Koalition kommt auch nach der Wahlniederlage der Berliner Liberalen nicht zum Erliegen. FDP-Chef Philipp Rösler hielt am Montag an seinen Äußerungen zu einer möglichen Insolvenz Griechenlands fest und bekam dafür Applaus von seiner Partei: Sowohl das Präsidium wie auch der Bundesvorstand stimmten seinen Überlegungen in der Eurokrise klar zu. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Röslers Gedankenspiele vergangene Woche hingegen kritisiert. Auch am Montag sagte sie, im Umgang mit der Euro-Krise müsse man die Worte sehr gut wägen.
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