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12:56 Uhr, 25.10.2019

Euro-Aktien können kurzfristig outperformen

Alles, was einem geordneten Brexit nahekommt, würde Degroof Petercam-Fondsmanager Koen Bosquet zufolge ein wichtiges Argument nehmen, warum ausländische Investoren die europäische Region für nicht investierbar halten.

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Brüssel (GodmodeTrader.de) - Aus taktischer Sicht sind Euro-Aktien unbeliebt, insbesondere bei ausländischen Investoren. Die Region wird häufig als eine Wertfalle (‚Value Trap‘) angesehen. Die Bewertungen sehen zunächst attraktiv aus, aber in der Regel enttäuscht das Gewinnwachstum aufgrund von Faktoren, wie Regulierung, politische Instabilität und zurückgehaltene Investitionen, wie Koen Bosquet, Fondsmanager des DPAM Invest B Equities Euroland, in einem Marktkommentar schreibt.

Kurzfristig könnten Euro-Aktien dennoch outperformen. Dazu bräuchte es vor allem einen auf der Zielgerade doch noch geregelten Ausstieg Großbritanniens aus der EU. Alles, was einem geordneten Brexit nahekomme, würde ein wichtiges Argument nehmen, warum ausländische Investoren die europäische Region für nicht investierbar halten. Ein weiterer Faktor, der Euro-Aktien Rückenwind geben würde, wäre ein Handelsabkommen zwischen China und den USA. Auch wenn es nur in Teilen zustande käme, würde es wahrscheinlich den verarbeitenden Teil der Weltwirtschaft wiederbeleben, der derzeit jede Erholung behindere, heißt es weiter.

„In diesem Fall würden wir eine globale Rallye von unterbewerteten Titeln erleben. Angesichts ihrer Zusammensetzung würden Euro-Indizes insgesamt eine Outperformance erzielen. Ein gutes Beispiel ist der Automobilsektor. Auf die eine oder andere Weise stehen viele europäische Unternehmen mit der Automobilindustrie in Verbindung. Und auch mit Schwellenländern. Auch hier würde ein Handelsabkommen - zusammen mit einer noch stärkeren Abschwächung des US-Dollars - europäische Aktien unterstützen. Ein weiteres Beispiel sind Banken, die in den Indizes in Europa noch immer ein Schwergewicht bilden. Sie wurden durch verschiedene Faktoren, wie negative Zinsen, starke Regulierung und neue digitale Wettbewerber stark beeinträchtigt. Aber angesichts der Bewertung und des Potenzials, hohe Dividenden zu zahlen, werden einige von ihnen (wie KBC oder ING) kurzfristig eine relativ bessere Performance erzielen“, so Bosquet.

Längerfristig sei der Case für Euro-Aktien deutlich schwieriger, da einige der strukturellen Gegenwinde erst umgekehrt werden müssten. Außerdem neigten europäische Unternehmen tendenziell stärker dazu, von Disruption betroffen zu sein, anstatt diese selbst auszulösen. Positive Impulse seien hingegen von wieder steigenden Staatsausgaben zu erwarten. Nach Jahren der Sparpolitik gebe es erste Anzeichen für zukünftig höhere öffentliche Ausgaben. Aber die derzeit auf dem Tisch liegenden Budgets seien zu zaghaft, um bedeutende Auswirkungen zu erzielen, heißt es weiter.

„Sparen gilt als charakteristisch für die nordeuropäische Kultur, also wird es Zeit brauchen. Klar ist, dass die Finanzpolitik Investitionen zur Bekämpfung des Klimawandels unterstützen wird. Dies bietet Investitionsmöglichkeiten, da viele europäische Unternehmen sich schon früh mit grüner Technologie beschäftigt haben. Einige der traditionellen Versorger oder sonstigen Energieunternehmen könnten überraschende Gewinner sein“, so Bosquet.

Große Indizes seien nicht die einzige Möglichkeit, in europäische oder Euro-Aktien zu investieren. Es gebe viele Bereiche des Anlageuniversums, die genau das Gegenteil einer Wertfalle darstellten. Zukunftsorientierte Unternehmen mit globaler Reichweite seien auch in Europa zu finden. SAP (Deutschland) und ASML (Niederlande) seien hier hervorragende Beispiele. Und auch in schwierigen Branchen wie Telekommunikation oder Baustoffe sei man in der Lage, Outperformer mit dominanter Marktstellung und einem starken Managementteam zu finden – wie zum Beispiel Cellnex (Spanien) oder Kingspan (Irland), heißt es weiter.

„Trotz der vielen Unwägbarkeiten, die es derzeit gibt, ist es sinnvoll, dass sich Anleger taktisch positionieren. Die Annahme, dass der Brexit geordnet stattfindet, könnte in Bezug auf europäische Aktien zu einem signifikanten Performancebeitrag führen – und entsprechend umgekehrt bei einem ungeordneten Brexit“, so Bosquet.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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