Kommentar
07:15 Uhr, 31.03.2017

EUR/CZK: Kommt der neue "Frankenschock" nun doch nicht?

Spekulanten erwarten, dass die tschechische Notenbank ihre Ankoppelung der Krone an den Euro bald lösen dürfte. Doch die Notenbank hat jetzt einen Hinweis zum Zeitpunkt aus dem Statement zu ihrem Zinsentscheid gestrichen. Die Trader sind verwirrt...

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Seit dem vergangenen Jahr spekulieren Marktteilnehmer im großen Stil darauf, dass die tschechische Notenbank eine seit gut drei Jahren bestehende Ankoppelung der tschechischen Krone (CZK) an den Euro bald aufheben dürfte. Die Notenbank hatte diese Spekulationen selbst angeheizt. Bisher deuteten Aussagen der tschechischen Notenbank darauf hin, dass die Ankoppelung an den Euro zur Jahresmitte 2017, aber nicht vor April, aufgehoben werden könnte.

Seit November 2013 hält die tschechische Notenbank die Krone künstlich schwach. Damals kündigte die tschechische Notenbank an, notfalls unbegrenzt auf dem Devisenmarkt zu intervenieren und die Krone zu schwächen, so dass der EUR/CZK-Kurs "nahe bei 27" bleibt. Dabei betont die Notenbank selbst, dass Kurse beim Währungspaar EUR/CZK oberhalb von 27 für sie kein Problem darstellen. Nur Kurse deutlich unter 27 sollen verhindert werden, weil dies einer Aufwertung der Krone entspricht und die Wettbewerbsfähigkeit der tschechischen Wirtschaft beeinträchtigen könnte.

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Bisher hatte es in den Statements der Notenbank zu ihren Zinsentscheiden einen klaren Hinweis auf den möglichen Zeitpunkt einer Aufhebung des Mindestkurses gegeben: Die Notenbank betonte bisher, dass sie bei ihren eigenen wirtschaftlichen Prognosen unterstelle, dass der Mindestkurs bis "Mitte 2017" Bestand haben werde. Kein Wunder, dass zahlreiche Marktteilnehmer damit rechneten, dass die Euro-Ankoppelung Mitte 2017 fällt. Sie spekulierten im großen Stil darauf, dass EUR/CZK nach der Aufhebung des Mindestkurses deutlich unter 27 fallen könnte. Etwas ähnliches war auch passiert, als die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Mindestkurs zum Euro Anfang 2015 überraschend aufgehoben hatte und damit den "Frankenschock" auslöste.

Doch nun hat die tschechische Notenbank ihren Hinweis auf "Mitte 2017" als wahrscheinlichen Zeitpunkt einer Aufhebung des Euro-Mindestkurses überraschend aus dem Statement zum Zinsentscheid gestrichen. Die tschechische Notenbank bestätigte am Donnerstag in ihrem Zinsentscheid zwar ihren bisherigen Kurs. Aber der Hinweis auf "Mitte 2017" war nicht mehr im Statement enthalten. Die Notenbank erwähnte immerhin, dass das Ende ihres "harten Bekenntnisses" näher rücke.

Der fehlende Hinweis auf den Zeitpunkt macht den Short-Trade im Währungspaar EUR/CZK natürlich deutlich unattraktiver. Sollte der Mindestkurs nun doch nicht "Mitte 2017" gestrichen werden, wie dies bisher ganz überwiegend erwartet wurde, könnten Short- Spekulanten auf dem falschen Fuß erwischt werden. Kein Wunder, dass einige Short-Positionen am Donnerstag direkt abgebaut wurden und EUR/CZK bis auf 27,232 stieg.

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Natürlich ist es recht wahrscheinlich, dass die tschechische Notenbank ihren Hinweis auf "Mitte 2017" nur deshalb aus dem Statement gestrichen hat, weil der Zeitpunkt langsam näher rückt und die Notenbank sich nicht unnötigerweise selbst die Hände binden möchte. Die Notenbank möchte sich vielleicht einfach ein Restmaß an Flexibilität bewahren, wann der Mindestkurs aufgehoben wird. "Mitte 2017" könnte demnach weiter der wahrscheinlichste Zeitpunkt für die Mindestkurs-Aufhebung sein, auch wenn die Notenbank das nicht mehr so überdeutlich betonen möchte.

Die Wahrscheinlichkeit, dass EUR/CZK im Laufe des Jahres also deutlich unter 27 fällt, dürfte weiter relativ hoch sein. Aber ganz so sicher wie bisher können sich die Spekulanten nach dem heutigen Tag nicht mehr sein.

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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