Analyse
16:52 Uhr, 18.07.2018

EUR/GBP: Das (Toll-) haus London

Erneut starke Kursverluste gab es beim britischen Pfund. Der Kurs fiel auf den tiefsten Stand seit September 2017. Auslöser waren neue Daten zur Preisentwicklung in Großbritannien. Auch die politische Unsicherheit trägt zur Schwäche des Sterlings bei.

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  • EUR/GBP
    ISIN: EU0009653088Kopiert
    Kursstand: 0,89280 £ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die britische Politik hat enorme Probleme, das Pfund Sterling reagiert mit anhaltend nachgebender Tendenz. Zur Wochenmitte wird der Euro ein halbes Prozent fester bei 0,8928 gehandelt. Zu Vergleich: Am Montag notierte das Cross noch bei 0,8823. Die britische Premierministerin May ist im Parlament nur knapp einer Niederlage entgangen. Pro-Europäer aus ihrer konservativen Fraktion wollten verpflichtende Verhandlungen für eine Zollunion mit der EU, falls bis Januar 2019 keine Freihandelszone mit Brüssel vereinbart sein sollte. Ein entsprechender Gesetzesänderungsantrag wurde vom Unterhaus nur mit knappem Stimmenvorsprung abgelehnt. „Das britische Unterhaus gleicht einem Pulverfass“, kommentierte Devisenexpertin Esther Reichelt von der Commerzbank. Es werde zunehmend offensichtlich, dass es Premierministerin May immer schwerer fällt, im Parlament eine Mehrheit für ihren Brexit-Plan zu gewinnen.

Ein harter Brexit hätte laut dem britischen Notenbankchef Mark Carney große wirtschaftliche Folgen - auch für die Geldpolitik. Die Bank of England müsste dann die konjunkturellen Aussichten und Zinsen neu bewerten, sagte Carney am Dienstag. Sollte das Übergangsabkommen zum Ausscheiden aus der EU nicht rechtzeitig ratifiziert werden, müsste sich Großbritannien womöglich auf die Handelsbestimmungen der WTO verlassen. Mit diesen Regeln der Welthandelsorganisation wäre das Vereinigte Königreich allerdings schlechter gestellt, warnte Carney.

Auch die unerwartete Stagnation der Inflation in Großbritannien setzt das Pfund unter Druck. Im Juni habe die Rate zum zweiten Mal in Folge bei 2,4 Prozent verharrt, wie die Statistikbehörde ONS mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg auf 2,6 Prozent gerechnet. Im Vormonatsvergleich blieben die Verbraucherpreise im Juni unverändert. Aber aufgrund der mit hoher Wahrscheinlichkeit anstehenden Zinserhöhung der Bank of England dürfte der Euro-Kurs die Marke von 0,90 wohl nicht erreichen.

Der nächste Widerstand für das Cross EUR/GBP liegt am Hoch vom 14. November 2017 bei 0,8963. Am Tief vom 27. Juni 2018 findet sich das Paar bei 0,8795 der nächsten Unterstützung gegenüber.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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