Kommentar
06:05 Uhr, 23.01.2024

EU vollzieht entscheidenden Schritt in Richtung stärkerer Krypto-Überwachung

Plus: FTX verkauft GBTC-Anteile über mehr als 600 Mio. USD ++ SEC gesteht Fehler ++ Magic Eden formt Non-Fungible DAO ++ Tensor erlaubt Short- und Long-Positionen auf NFTs

Willkommen bei Blockstories.

In tiefer Trauer gedenken wir Professor Philipp Sandner, der in der vergangenen Woche von uns gegangen ist. Er hat die hiesige Krypto-Industrie wie kein Zweiter geprägt und wird eine nicht zu schließende Lücke hinterlassen. Unsere Gedanken sind in dieser schwierigen Zeit bei seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen. Ruhe in Frieden.
Würdigende Nachrufe findet ihr unter anderem hier, hier, hier und hier.


Unsere Themen heute:

  • 👋 FTX-Insolvenzverwalter stoßen GBTC-Anteile ab
  • 🇪🇺 Anti-Geldwäsche: Strengere Krypto-Überwachung in der EU
  • 📊 Aevo verzeichnet Rekordvolumen

Willkommen zurück auf dem Boden der Tatsachen. Während der US-Aktienindex S&P 500 gestern ein neues Allzeithoch feierte, rutschte Bitcoin unter die 40.000 USD Grenze.

In einem Anflug von Masochismus schauen Trader dabei aktuell vor allem auf zwei Kenngrößen: a) GBTCs Discount gegenüber seinem Nettoinventarwert und b) die Anzahl und Höhe der Bitcoin-Transfers von GBTC zu Coinbase Prime. Beide signalisieren, dass die Blutung noch längst nicht gestoppt ist und der Abfluss und daraus resultierende Verkaufsdruck anhalten werden.

Immerhin berichtete Bloomberg gestern, dass über 600 Millionen USD an GBTC-Abflüssen sich aus dem Verkauf der GBTC-Anteile durch die FTX-Insolvenzverwalter speisten. Das ist insofern positiv, als dass sich dadurch die Anzeichen verdichten, dass unter den knapp 4 Milliarden USD an Zuflüssen in alle Nicht-GBTC-ETFs viel neues Kapital und nicht nur aus anderen Vehikeln recyceltes Kapital steckt.

Ganz tief in Ethereum-Land debattiert derweil die Community nach einem Bug des Nethermind Clients am Sonntag über die zu große Abhängigkeit vom Geth Execution Client, der bei über 80% aller Validatoren im Einsatz ist. Wer in das technische Nitty Gritty und die genauen Gefahren eintauchen möchte, kann sich diesen Blogpost zu Gemüte führen.

Der Rest kann sich zurücklehnen und von der jüngsten Story aus dem Krypto-Kuriositätenkabinett berieseln lassen. Sie befasst sich mit einem US-amerikanischen Pfarrer, der wegen eines 1,3 Millionen schweren Krypto-Scams angeklagt wird. In einem Video erklärt er, nur Gottes Anweisungen befolgt zu haben. So habe dieser ihm unter anderem befohlen, Teile des Geldes in eine Hausrenovierung zu stecken. Oh Lord.

Stand: 22.01. 23:17 Uhr

  1. Binance: Gestern hat die Anhörung zu Binance' Antrag auf Ablehnung seiner SEC-Klage stattgefunden. Ähnlich zum Coinbase-Fall aus der vergangenen Woche (wir haben berichtet) wird die Richterin ihr Urteil erst im Laufe der kommenden Wochen fällen.🧑‍⚖️
  2. Magic Eden: Der NFT-Marktplatz hat angekündigt, den Quellcode seines Protokolls zu veröffentlichen und die Verwaltung darüber an die neu geformte Non-Fungible DAO zu übertragen. Die Organisation soll unter anderem die Adoption von NFTs vorantreiben und von den zukünftigen Inhabern des $NFT-Tokens geführt werden.📂
  3. NFTs: Solanas führender NFT-Marktplatz Tensor hat sein neues “Price Lock”-Feature vorgestellt. Damit können die Nutzer sowohl Long- als auch Short-Positionen auf den Floor Price verschiedener NFT-Kollektionen eingehen.🔒️
  4. FTX: Das frühere FTX-Schwesterunternehmen Alameda Research hat seine Anklage gegen Grayscale fallen lassen.📄
  5. Fahrlässig: Die SEC hat bestätigt, dass die Multi-Faktor-Authentifizierung ihres X-Accounts seit Juli 2023 deaktiviert war. Zur Erinnerung: Dadurch war es einem Angreifer gelungen, sich Zugang zum Account der SEC zu verschaffen, um einen irreführenden Tweet bezüglich des Spot-Bitcoin-ETFs zu veröffentlichen.📱
  6. Expansion: In einem ersten Temperature Check hat die Community des führenden Lending-Protokolls Aave Unterstützung für das Vorhaben gezeigt, eine Version des Protokolls auf der Neon EVM, einer Instanz der Ethereum Virtual Machine auf Solana, zu deployen.🗳️

Strengere Krypto-Überwachung in der EU

Am Donnerstag erzielten Vertreter des Europäischen Rates und des EU-Parlaments eine vorläufige Einigung über Teile des geplanten Anti-Geldwäsche-Pakets der EU - mit relevanten Konsequenzen für Krypto.

Hier ist alles, was ihr über das Paket <> Krypto wissen müsst:

  • Im Juli 2021 erstmalig als Vorhaben der Öffentlichkeit vorgestellt, soll das neue EU-Regelwerk bestehende Lücken bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung schließen und für eine EU-weite Harmonisierung der Befugnisse und Anforderungen sorgen.
  • Das Paket besteht aus insgesamt vier unterschiedlichen Verordnungen. Eine davon zielt darauf ab, den Transfer von Kryptowerten transparenter und vollständig rückverfolgbar zu machen.
  • Konkret erweitert die neue Verordnung die behördliche Aufsicht auf sogenannte Anbieter von Krypto-Dienstleistungen (CASPs). Dazu gehören unter anderem Krypto-Börsen, -Verwahrer und -Handelsplattformen.
  • Gemäß Einigung müssen sie zukünftig bei allen Transaktionen über 1.000 Euro umfangreiche Kundenprüfungen durchführen (Name, Adresse, Herkunft der Gelder). Außerdem sollen regelmäßige Überprüfungen bei Transfers auf self-custodial Wallets vollzogen werden.

    • Übrigens: Das Paket sieht außerdem eine Obergrenze von Bargeld-Zahlungen in Höhe von 10.000 Euro vor.
  • Sowohl NFTs als auch DeFi werden wie in der MiCA-Regulierung voraussichtlich nicht Teils des Pakets sein.
  • Bevor die neuen Richtlinien im Amtsblatt der EU veröffentlicht und in Kraft treten können, müssen sie im nächsten Schritt zunächst final ausgearbeitet und vom Europäischen Rat und Parlament förmlich angenommen werden. Eine genaue Timeline dafür gibt es noch nicht.

Implikationen für Krypto-Nutzer

1.000 Euro sind nicht besonders viel.

Nutzer von in der EU-ansässigen Krypto-Börsen blieben nur Privacy Tools wie zum Beispiel Mixing-Services, um die eigentliche Identität ihrer Wallets beim Umtausch ihrer Kryptowerte in Fiat-Währungen zu verbergen - sofern diese Tools nicht noch in der finalen Fassung des Anti-Geldwäsche-Pakets berücksichtigt werden.

Die Gewinner des neuen Pakets dürften somit zunächst Anbieter von Krypto-Dienstleistungen mit Sitz außerhalb der EU sein.

Root Protocol | 10 Mio. USD | Seed : Identity-Aggregator, der die Identitäten seiner Nutzer über verschiedene Plattformen hinweg aggregieren und ihnen somit einen einheitlichen Zugriff auf Web3-Plattformen liefern möchte.

Quelle: Aevo

Aevo verzeichnet Rekordvolumen

Nach einem kontinuierlichen Anstieg der wöchentlichen Handelsvolumina konnte die dezentrale Derivatebörse Aevo in den vergangenen zwei Wochen neue Höchststände erreichen.

Bei Aevo handelt es sich um ein App-spezifisches Rollup auf Ethereum, das für den Handel von Optionen und Perpetual Contracts optimiert ist.

  • Darüber hinaus kann auf der Plattform auch außerbörslicher Handel (Over-the-Counter) betrieben werden.
  • Um seinen Nutzern einen kostengünstigen und effizienten Handel zu ermöglichen, werden die einzelnen Trades mithilfe eines offchain Orderbuchs zusammengestellt, bevor sie final auf dem Aevo-Netzwerk abgewickelt werden.

Eine weitere Besonderheit des Protokolls sind die sogenannten Pre-Launch Token Futures, mithilfe derer die Nutzer auf den Preis von noch nicht gelaunchten Tokens (zum Beispiel $DYM) spekulieren können.

Mittlerweile gehört das Protokoll mit einem Marktanteil von knapp 60% zum absoluten Marktführer, wenn es um den Handel von onchain Optionen geht.

Ins Leben gerufen wurde Aevo vom Entwicklerteam hinter Ribbon Finance, einem DeFi-Protokoll, welches automatisierte Optionshandel-Strategien anbietet.

  • Erst kürzlich wurden die beiden Protokolle miteinander integriert, sodass Ribbons Strategien über Aevo abgewickelt werden.
  • Die Nutzer profitieren dadurch von einer höheren Rendite, da keine zusätzlichen Handelsgebühren an dritte Protokolle abgegeben werden müssen.

Angeheizt wurde die Handelsaktivität auf Aevo in erster Linie durch die Erwartungen eines Airdrops, der laut offiziellen Angaben bereits in den kommenden Wochen stattfinden könnte.

  • Im Rahmen des Airdrops können die Besitzer von $RBN, dem Token von Ribbon Finance, ihre Assets in einem Verhältnis von 1:1 gegen neue $AEVO-Tokens eintauschen.

Zoom out: Sowohl im Perpetuals- als auch im Handel mit Optionsscheinen machen dezentrale Protokolle heute nur einen Bruchteil des Volumens der zentralisierten Börsen aus. Neben einer geringeren Liquidität führen viele Nutzer vor allem eine schlechtere Nutzererfahrung an. Dank stetigen Infrastrukturverbesserungen und neuen Lösungen wie dYdX v4 und Infinex könnten dezentrale Protokolle in diesem Jahr ein relatives Wachstum verzeichnen.

Disclaimer: Die im Blockstories Newsletter enthaltenen Informationen stellen in keiner Weise eine Anlageberatung dar. Deshalb gilt: wir übernehmen keine Haftung für Anlageentscheidungen, die Sie aufgrund der hier präsentierten Informationen treffen.


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