Kommentar
10:00 Uhr, 17.11.2024

DACH Insider | Ausgabe 06

Im Gespräch mit Hyphe-Gründer Dolf Diederichsen | Hintergründe zu Bitcoin-Mining-Aktivitäten der Telekom | Arcium übernimmt Web2-Konkurrenten Inpher | Kolumne: Greenfield über Onchain Privacy

Willkommen zur sechsten Ausgabe des DACH Insiders. Heute erwartet euch ein Interview mit einem Market Maker, der nun auch ganz nahe an den Endkunden rückt. Außerdem erfahrt ihr die Hintergründe zu den Mining-Aktivitäten der Telekom und hört von einem deutschen Startup, das kürzlich eine bemerkenswerte M&A Transaktion verkündet hat.

EXCLUSIVE: INTERVIEW

Im Gespräch mit Hyphe-CEO Dolf Diederichsen

Dolf Diederichsen ist ein interessanter Gesprächspartner. Bereits 2012 entdeckte er Bitcoin für sich. 2013 flog er ins Valley, um an der damals größten Bitcoin-Konferenz teilzunehmen - nur um im gleichen Jahr noch seinen Job bei der Unternehmensberatung BCG an den Nagel zu hängen und in der Krypto-Industrie zu gründen. Nach einem weiteren Pivot ist er heute der Gründer und CEO des Liquiditätsanbieters Hyphe, der als Handelspartner seinen institutionellen Kunden und Brokern den Handel mit Kryptowährungen ermöglicht.

Im Sommer gab Hyphe seine neue Partnerschaft mit der niederländischen Krypto-Börse Bitvavo bekannt. Diese hatte sich Anfang des Jahres zum Bedauern ihrer Kunden aus dem deutschen Markt zurückgezogen. Nun hat Hyphe ein neues Angebot unter dem Label „Bitvavo powered by Hyphe“ als regulierter Anbieter in Deutschland gestartet. Ein bemerkenswerter Schritt, der Hyphe vom „Backend“-Dienstleister direkt an den Endkunden rückt.

Wir haben mit Dolf über die strategischen Überlegungen hinter dieser Entscheidung gesprochen und ihn gefragt, welche Rolle die deutschen Firmen Tangany und Sutor Bank in diesem Konstrukt spielen. Außerdem diskutierten wir den Einfluss der MiCA-Regulierung auf den europäischen Markt und wie schnell Banken mittlerweile eigene Krypto-Angebote starten können.

ZUM EXKLUSIVEN INTERVIEW


ÖKOSYSTEM HIGHLIGHTS

  1. Greenfield investiert in CoW Protocol. Dafür hat der Berliner Wagniskapitalgeber in den vergangenen Wochen eine Position im $COW-Token der Intent-basierten DEX aufgebaut.🇩🇪
  2. peaq geht live. Bei peaq handelt es sich um eine Layer-1, die sich als zentrale Infrastruktur für das DePIN-Ökosystem sowie IoT-Anwendungen etablieren möchte.🇩🇪
  3. Telekom und Bankhaus Metzler testen Bitcoin-Mining-Infrastruktur. Ziel ist es, überschüssige erneuerbare Energie für das Bitcoin-Mining zu nutzen und dabei Daten für zukünftige ähnliche Initiativen zu sammeln.🇩🇪
  4. Coinbase lanciert "Coinbase 50" Index. Dieser setzt sich aus den 50 größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung zusammen und bietet Investoren einen einfachen Weg, diversifiziert am Kryptomarkt zu partizipieren. Die Verwaltung des Indexes übernimmt die VanEck-Tochter MarketVector Indexes.🇩🇪
  5. Fija sammelt 1,2 Millionen EUR ein. Das Münchner Startup bietet Unternehmen eine Software, mit der sie die Kryptobestände ihrer Kunden anlegen und dadurch zinsähnliche Erträge erwirtschaften können - etwa durch das Hinterlegen der Gelder in DeFi-Protokollen.🇩🇪
  6. Tradevest übernimmt Renell Wertpapierhandelsbank. Durch die Übernahme plant der Münchner Banking-as-a-Service-Anbieter künftig eine API-Schnittstelle für den Handel von Wertpapieren und digitalen Vermögenswerten bereitzustellen.🇩🇪
  7. Wyden sammelt 16,9 Millionen USD ein. An der Series B der institutionellen Handelsplattform für Digital Assets beteiligte sich neben Sygnum auch die PostFinance.🇨🇭
  8. Sygnum veröffentlicht "Future Finance Survey". Der Studie zufolge blicken 65% der befragten institutionellen und professionellen Anleger optimistisch auf die Zukunft der Krypto-Industrie, während 63% sogar planen, ihre Krypto-Holdings in den kommenden Monaten zu vergrößern.🇨🇭
  9. Arcium gibt Web2-Übernahme bekannt. Dabei übernimmt das Startup die Technologie und das Team von Inpher, einem der größten Player im Bereich des Confidential Computing. Mehr zu Arcium und der Akquisition gibts heute in unserem "Startup Spotlight".🇨🇭

Wir sprachen mit Oliver Nyderle, Head of Digital Trust & Web3 Infrastructure bei der Telekom, über die Bitcoin-Mining Aktivitäten der Telekom.


STARTUP SPOTLIGHT

Arcium: Ein Supercomputer für ein hyper-verschlüsseltes Internet

In den jüngsten Monaten hat die M&A-Aktivität in der Krypto-Industrie deutlich zugenommen. Und ganz vorne dabei ist ein deutsches Startup aus München, das Anfang November die Übernahme des Privacy-Unternehmen Inpher bekannt gab. Wir haben mit Arciums Co-Founder und CEO Yannik Schrade gesprochen.

1 | Woran arbeitet ihr bei Arcium?

Mit Arcium entwickeln wir einen globalen, verschlüsselten Supercomputer. Wir bauen ein offenes Computer-Netzwerk, mit dem jegliche Rechnung, jegliches Computerprogramm auf vollständig verschlüsselten Daten möglich ist, ohne die Daten auch nur einer einzigen Partei offenlegen zu müssen.

Also praktisch eine Blackbox, die in Bereichen wie KI, Finance und Healthcare mathematisch garantierten Datenschutz bietet und gleichzeitig das volle Potenzial der Daten nutzbar macht.

2 | Konkurriert ihr damit mit Layer-1 Netzwerken?

Arcium ist ein vollständig Computing-bezogenes Netzwerk, d.h. Arcium selbst führt nur dezentrale Rechnungen aus, verwaltet aber keinen eigenen State. Mit unserer Infrastruktur kann jede Blockchain-Applikation sicher und einfach Daten privat halten, ohne dass es einen Mittelsmann gibt, der diese Sicherheit garantieren muss. Das ist von extremer Wichtigkeit, da Blockchains standardmäßig vollständig transparent und öffentlich einsehbar sind. Es gibt aber Unmengen von Daten, die nicht öffentlich geteilt werden sollten oder dürfen.

3 | Ihr habt vor kurzem die Akquisition von Inpher bekanntgegeben. Glückwunsch dazu! Auf den ersten Blick ziemlich ungewöhnlich angesichts des Stadiums, in dem ihr euch noch als Startup befindet. Warum war der Deal ein No-Brainer?

Danke!

Inpher war der US-Marktführer im Bereich Confidential AI. Das Inpher Team hat Technologie gebaut und erforscht, die es erlaubt, künstliche Intelligenz auf verschlüsselten Daten zu trainieren. Ein Beispiel: Stell dir vor, dass wir beide sensible Daten haben. Nun wollen wir mit diesen Daten kollaborativ eine KI trainieren, ohne diese Daten miteinander zu teilen. Mit dieser bahnbrechenden Technologie ist dies möglich, ohne dass eine Möglichkeit besteht, diese Daten zu stehlen - sichergestellt durch Mathematik.

Da unsere beiden Teams an derselben Technologie gearbeitet haben, war es mehr als logisch, das Team und die Technologie zu holen und Arcium größer zu machen. Als Teil von Arcium können die talentierten Forscher und Entwickler von Inpher mit uns die Vision eines offenen, sicheren Internets nun realisieren.

4 | Wie lautet eure größte Priorität für die nächsten sechs Monate?

Unsere größte Priorität ist es, Arcium ins Mainnet zu bringen. Wir haben bereits viele Teams, die großartige Produkte mit Arcium bauen. Jetzt ist es an der Zeit, unser Netzwerk öffentlich zugänglich zu machen und zum Fundament eines neuen, sichereren Internets zu positionieren.


PEOPLE ON THE MOVE

  • Felix Haeusler arbeitet ab sofort am Digital Euro Project der EZB. Zuvor koordinierte er die Digital-Euro-Aktivitäten der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken mit.
  • Nach mehr als sechs Jahren bei der Züricher Börse BX Swiss wird Matthias Müller Ende des Jahres seine Position als Chief Commercial Officer niederlegen und eine berufliche Auszeit einlegen.
  • Dr. Barbara Seelos, Commercial Lead UK/Ireland bei Bitpanda, wird neues Vorstandsmitglied der Digital Assets Association Austria (DAAA).
  • Aurelien Giraudon wird neuer Head of Investment Products bei SwissBorg. Zuvor war er Senior DeFi Product Manager des Schweizer Krypto-Fintechs.
  • Mit Steffen Jordan von der Beratungsfirma NOOA Partners begrüßt das Berliner RWA-Startup tokenforge einen neuen Advisor.
  • Patricia Albrecht wird ab sofort die Führung des Superteam Germany übernehmen und somit das Wachstum des Solana-Ökosystems in Deutschland verantworten.
  • Gianpiero-Alessandro Potenza, Co-Lead Digitaler Euro beim Bundesblock, startet seine neue Position als Produktmanager Digitales Portfoliomanagement bei der Frankfurter Fonds-Plattform MorgenFund.

KOLUMNE: TALKING VENTURE

Jendrik Poloczek
Principal, Infrastructure Lead
Greenfield Capital

Greenfield Capital ist einer der führenden europäischen Krypto-VCs. Zu ihrem Portfolio zählen Unternehmen wie Safe, 1Inch und Arweave. Ihr Investment-Team organisieren sie in drei Blocks: Consumer, DeFi und Infrastructure. Alle vier Wochen geben sie in dieser Kolumne ein Update zu den spannendsten Entwicklungen in einem dieser Blocks - heute sprechen wir über Infrastructure.

Onchain Privacy: Der heilige Gral

An Onchain Privacy arbeiten einige der besten Entwicklerteams im Kryptospace. Ihre Arbeit ist essentiell, um die Blockchain-Technologie für breitere Einsatzfelder zu erschließen und neue Nutzergruppen zu öffnen. Das Vertical bietet großes Potenzial, aber es ist auch eine harte Nuss. Die Entwickler im Privacy-Stack haben gleich an mehreren Fronten zu kämpfen:

  1. Regulatorische Unsicherheit: Geldwäscher und andere illegale Akteure lassen sich nur schwer vom Missbrauch der jeweiligen Lösungen abhalten. Deswegen stehen Privacy-Pioniere unter besonderer Beobachtung und laufen Gefahr, verboten zu werden (siehe Mixer Tornado Cash).
  2. UX-Herausforderungen: Blockchains sind auf Transparenz ausgelegt. Privatsphäre gibt es meist nur zum Preis von zusätzlichen Prozessschritten oder ergänzender Tools. Das erschwert die Massenadoption.
  3. Komplexe und sich überschneidende Technologien: Wir erleben es immer wieder, dass selbst in Fachkreisen Primitives wie Zero-Knowledge Proofs (ZKP), Multi-Party Computation (MPC) und Fully Homomorphic Encryption (FHE) bezüglich ihren Einsatzgebieten und Limitationen nicht sauber unterschieden werden. Folgend daher ein kleines Cheat Sheet:
  1. Die Wahl der Ebene: Es ist noch völlig offen, auf welcher Ebene und in welchem Umfang die größte Wertschöpfung für Onchain-Privacy-Lösungen zu erzielen sein wird. Wir beschäftigen uns mit folgenden Ansätzen und ihren Mischformen:

    1. Netzwerk: Verbergen von Metadaten und IP-Adressen (z.B. NYM, ein Greenfield Investment, und Tor)
    2. Daten: Wahrung der Privatsphäre beim Austausch und Speichern von Information (z.B. Mind Network, Filecoin)
    3. Computing: Nutzung vertraulicher Datensätze (z.B. Arcium, ein Greenfield Investment, Aleo, Aztec, Zama)
    4. Applikationen (z.B. Tornado Cash, Railgun, Firn, Nocturne)
    5. Full Stack (z.B. DarkFi)

Ein Sektor mit Rückenwind

Trotz der Herausforderungen sehen wir in den letzten Wochen eine hohe Entwickleraktivität und stetige Fortschritte: Aztec und Aleo gehören sogar zu den 5 Blockchain-Ökosystemen mit dem stärksten Wachstum an Developern überhaupt.

Aleo hat nach 4 Jahren Entwicklungszeit kürzlich ihr Mainnet gelauncht und verzeichnet bereits über 200k Nutzer. Mehrere Projekte bauen auf Aleo auf. Darunter DeFi-Anwendungen, Spiele, Identitäts-Dienste, Governance und AI.

Auf dem dApp-Level istRenegade.fi interessant. Das Projekt ist kürzlich auf Arbitrum gelauncht und ermöglicht Onchain Dark Pools (anonyme Order-Abwicklung) mittels ZK and MPC.

Das jüngste Paradebeispiel für den wachsenden Einfluss der Player im Onchain-Privacy-Stack liefert Arcium: Das Netzwerk für confidential computing hat den Web2 Konkurrenten Inpher übernommen. Inpher wurde 2015 gegründet und leistete Pionierarbeit im Bereich der Multi-Party-Computation. JP Morgan, Alexa Investment Fund und Swisscom zählten unter anderem zu dessen Investoren. Insgesamt hatte Inpher rund $25M eingesammelt.

Es kommt also Bewegung in das Vertikal. Dennoch betrachten wir Onchain Privacy bis auf weiteres als “emerging narrative”. Verschiedene Infrastruktur-Ansätze stehen im Wettbewerb. Für Massenadoption werden allenfalls die ersten Weichen gestellt. Langfristig orientierten Investoren ergeben sich genau in dieser Entwicklungsphase besondere Einstiegschancen. Doch für sie gilt das gleiche wie für Gründer: Onchain Privacy ist nichts für Touristen.


BEVORSTEHENDE EVENTS

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Disclaimer: Greenfield Capital ("Greenfield") investiert in Kryptoassets und blockchain-bezogene Unternehmen. Greenfield und/oder seine verbundenen Unternehmen oder Mitarbeiter könnten in bestimmte in diesem Dokument diskutierte Instrumente, Unternehmen und/oder Projekte investiert sein oder Beziehungen oder andere geschäftliche Vereinbarungen im Zusammenhang damit haben. Der Inhalt dient ausschließlich zu Informationszwecken und sollte nicht als Grundlage für Investitionsentscheidungen herangezogen werden. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen und Meinungen stammen ausschließlich von Claude Donzé und spiegeln nicht die Ansichten von Greenfield oder anderer bei Greenfield tätiger Personen wider.


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