Kommentar
20:36 Uhr, 16.11.2024

Im Gespräch mit Hyphe-CEO Dolf Diederichsen

Im Sommer gab der Liquiditätsanbieter Hyphe seine Partnerschaft mit der niederländischen Krypto-Börse Bitvavo bekannt, die sich Anfang des Jahres aus Deutschland zurückgezogen hatte. „Bitvavo powered by Hyphe“ ist damit das erste Endkunden-fokussierte Produkt von Hyphe. Über die Hintergründe und die Strategie sprachen wir mit CEO Dolf Diederichsen.

Dieser Beitrag erschien im DACH Insider Ausgabe 06 am 17.11. Der DACH Insider ist das Insider-Journal für die deutschsprachige Digital Assets Industrie. Jeden zweiten Sonntag liefern wir exklusive Analysen und Hintergrundberichte aus dem DACH-Raum. Schau dir hier die komplette Ausgabe an.

Dolf Diederichsen ist ein interessanter Gesprächspartner. Bereits 2012 entdeckte er Bitcoin für sich. 2013 flog er ins Valley, um an der damals größten Bitcoin-Konferenz teilzunehmen - nur um im gleichen Jahr noch seinen Job bei der Unternehmensberatung BCG an den Nagel zu hängen und in der Krypto-Industrie zu gründen. Nach einem weiteren Pivot ist er heute der Gründer und CEO des Liquiditätsanbieters Hyphe, der als Handelspartner seinen institutionellen Kunden und Brokern den Handel mit Kryptowährungen ermöglicht.

Im Sommer gab Hyphe seine neue Partnerschaft mit der niederländischen Krypto-Börse Bitvavo bekannt. Diese hatte sich Anfang des Jahres zum Bedauern ihrer Kunden aus dem deutschen Markt zurückgezogen. Nun hat Hyphe ein neues Angebot unter dem Label „Bitvavo powered by Hyphe“ als regulierter Anbieter in Deutschland gestartet. Ein bemerkenswerter Schritt, der Hyphe vom „Backend“-Dienstleister direkt an den Endkunden rückt.

Wir haben mit Dolf über die strategischen Überlegungen hinter dieser Entscheidung gesprochen und ihn gefragt, welche Rolle die deutschen Firmen Tangany und Sutor Bank in diesem Konstrukt spielen. Außerdem diskutierten wir den Einfluss der MiCA-Regulierung auf den europäischen Markt und wie schnell Banken mittlerweile eigene Krypto-Angebote starten können.


Hintergründe zur Bitvavo-Partnerschaft

Eure Partnerschaft mit Bitvavo ist interessant. Bislang habt ihr vor allem Banken und Brokern als Handelspartner im Hintergrund geholfen, Krypto-Services anzubieten. Nun öffnet ihr euch mit „Bitvavo powered by Hyphe“ auch dem Endkunden. Wie kam es zu dieser strategischen Entscheidung?

Genau, bisher haben wir uns auf die Rolle als Partner für Banken und Broker konzentriert, die ihren Kunden Krypto-Services anbieten wollen – also praktisch als „Backend“-Dienstleister. Mit Bitvavo als technischem Dienstleister gehen wir nun als Anbieter der Dienstleistung für die Endkunden einen Schritt nach vorne. Die Entscheidung war aber auch eine natürliche Entwicklung: Bitvavo hat in Europa bereits eine starke Marke und ein breites Produktangebot im Krypto-Sektor aufgebaut. Durch unser regulatorisches Setup in Deutschland und unsere Expertise im institutionellen Geschäft entstand eine Synergie, die es uns ermöglicht, den Service in einem neuen, rechtssicheren Rahmen den deutschen Kunden zugänglich zu machen. So kombinieren wir unser Know-how mit einer etablierten Marke, die in Europa schon bekannt ist – und das eben „powered by Hyphe“.

Wie ist die Partnerschaft mit Bitvavo genau strukturiert? Was sind eure jeweiligen Rollen und Aufgaben in diesem gemeinsamen Setup?

Wir sind der Anbieter und Betreiber des Produkts für den deutschen Markt und stellen sowohl die Handelsinfrastruktur als auch die regulatorische Grundlage zur Verfügung. In dieser Partnerschaft ist Bitvavo zwar technisch beteiligt, aber das Produkt wird voll von uns als Hyphe betreut und verantwortet. Das bedeutet, dass wir sämtliche regulatorischen Verpflichtungen in Deutschland übernehmen – von der Lizenzierung über das Kunden-Onboarding bis hin zum Handel selbst.

Bitvavo bringt seine technische Expertise und Erfahrung im Produktmanagement ein, während wir für die rechtliche und regulatorische Konformität sorgen. So entsteht ein integriertes Produkt, bei dem jede Partei ihre Stärken in den Vordergrund bringt.

Ist das auch mit anderen Brokern replizierbar?

Unsere Partnerschaft mit Bitvavo ist einzigartig, aber das Konzept ist prinzipiell auch auf andere Broker übertragbar. Ob wir das exakt so wiederholen, hängt von der Marktresonanz und den jeweiligen Partnern ab.

Interessant ist auch, dass ihr bei der Bitvavo-Partnerschaft zusätzlich mit Tangany und der Sutor Bank zusammenarbeitet. Wie sieht dieses Setup konkret aus und welchen Mehrwert bietet es den Kunden?

Die Sutor Bank ist unser Bankpartner und verantwortlich für die Verwahrung von Kundengeldern in Deutschland. So bleiben alle Einlagen in einem deutschen Institut – das schafft Vertrauen und entspricht hohen regulatorischen Anforderungen. Tangany wiederum übernimmt die Verwahrung der Kryptowährungen, ebenfalls unter deutscher Lizenz. Durch diese klare Aufgabenverteilung ist sichergestellt, dass jedes Element des Angebots von einem spezialisierten Partner abgedeckt wird - und zwar komplett “made in Germany”.

Du hast von Vertrauen und Sicherheit gesprochen – Werte, die bei einigen ehemaligen Bitvavo-Kunden nach der Schließung gelitten haben. Ihr wart zwar damals noch nicht beteiligt, aber wie geht ihr konkret daran, dieses Vertrauen zurückzugewinnen?

Genau, also ich glaube, dass es wirklich wichtig ist, darzustellen, dass es ein anderes Produkt ist, was wir jetzt haben. Wir bauen auf den vielen Vorteilen, die Bitvavo ausgemacht haben - wie zum Beispiel das umfangreiche Angebot an Assets und die niedrigen Gebühren - auf und legen es in einen regulatorisch sehr attraktiven Rahmen.

Hattet ihr im Vorfeld auch ein Rebranding in Erwägung gezogen?

Ja, die Frage eines Rebrandings stand durchaus im Raum. Am Ende haben wir uns jedoch für das „Powered by Hyphe“-Branding entschieden, das sowohl die eigenständige Verantwortung von Hyphe betont als auch die Verbindung zur bestehenden Bitvavo-Marke aufrechterhält. Ein komplett neuer Name hätte die Vorteile dieser Partnerschaft nicht vollständig transportiert und möglicherweise auch Verwirrung gestiftet.

Wo liegt in den nächsten Monaten der Schwerpunkt bei euch in der Produktentwicklung?

Für die kommenden Monate stehen vor allem die Erweiterung des Asset-Angebots und die Einführung zusätzlicher Bezahlmethoden im Fokus. Wir möchten die Palette der handelbaren Kryptowährungen kontinuierlich ausbauen und dabei einen Mix aus etablierten und neuen Coins anbieten, die unseren hohen Compliance-Standards entsprechen.

Weitere Produkte und MiCAR-Ausblick

Und über die Bitvavo-Partnerschaft hinaus? Ich habe gesehen, dass ihr gemeinsam mit Tangany und Trever ein Launchpad für Banken entwickelt habt - was steckt dahinter?

Das Launchpad richtet sich an Banken, die in den Kryptomarkt einsteigen wollen, aber den Aufwand für ein eigenes Setup scheuen. Zusammen mit Tangany und Trever bieten wir ihnen eine Komplettlösung: Wir stellen die Handelsinfrastruktur bereit, Tangany kümmert sich um die Verwahrung, und Trever liefert die Frontend-Lösung für ein leicht zugängliches Handelsinterface. Dieses „One-Stop-Shop“-Modell vereinfacht es Banken erheblich, ihren Kunden Krypto-Services anzubieten.

Läuft das gut an?

Ja, wir sehen bereits eine starke Resonanz auf das Launchpad. Viele institutionelle Kunden schätzen es, dass sie über ein modulares System sowohl einzelne Komponenten als auch die Komplettlösung nutzen können. Die ersten Kunden sind bereits live, und das Feedback ist äußerst positiv.

Und falls nun ein Chef einer mittelgroßen Bank dieses Interview liest und sagt: “Das klingt interessant. Ich will auch unseren Kunden den Handel mit Kryptowerten anbieten.” Wie viel Zeit sollte er für die Implementierung einplanen?

In diesem Fall könnten wir tatsächlich sehr schnell loslegen. Für die Launchpad-Lösung brauchen wir im Grunde nur das Vertragswerk und einen Onboarding-Prozess. Die schnellste Implementierung, die wir bisher gesehen haben, dauerte lediglich ein paar Tage – von der ersten Sandbox-Integration bis zum ersten Produktiv-Trade.

Abschließend: Welche Auswirkungen hat MiCAR auf eure Arbeit und den Markt?

Für uns als Hyphe bedeutet MiCA zunächst, dass wir auch in Zukunft den Kryptohandel fortsetzen können, da die Lizenz hierfür zwingend erforderlich wird. Darüber hinaus harmonisiert MiCA die regulatorischen Anforderungen in Europa und sorgt erstmals für einheitliche Standards. Dadurch wird es für uns und unsere Partner möglich, grenzübergreifend mit einer kohärenten Compliance-Strategie zu agieren. Wir gehen davon aus, dass die MiCA-Anforderungen nicht jeder Anbieter im Markt erfüllen kann oder möchte, was die Wettbewerbslandschaft deutlich verändern wird. Für Hyphe bedeutet dies eine große Chance, sich in einem regulierten Marktumfeld weiter zu positionieren und den Wachstumspfad konsequent zu verfolgen


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