EU-Kommission will Rohstoff-Spekulanten den Garaus machen
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Brüssel (BoerseGo.de) - Die Europäische Union (EU) will gegen die Spekulation mit Agrar- und anderen Rohstoffen vorgehen. Ein entsprechender Richtlinienentwurf von EU-Kommissar Michel Barnier sieht vor, Finanz-Aufsichtsbehörden mit dem Recht auszustatten, bei Bedarf Geschäfte mit Rohstoff-Derivaten zu begrenzen, wie das "Handelsblatt" am Dienstag schreibt. Dies solle damit erreicht werden, dass Finanzbehörden sowohl für "individuelle Transaktionen" als auch für "über einen längeren Zeitraum aufgebaute Handelspositionen" Obergrenzen setzen können.
Dem Entwurf zu der sog. "Markets in Financial Instruments Directive"-Richtlinie (Mifid) zufolge sollen Investoren ferner dazu verpflichtet werden, "Marktmissbrauch vorzubeugen und eine ordentliche Preisbildung und Abwicklung" zu gewährleisten. Mit dem Entwurf reagiert Barnier auf dramatische Preisschübe an den Rohstoff-Märkten.
Bei Agrarrohstoffen trifft eine steigende Nachfrage auf ein Angebot, das durch Naturkatastrophen und schlechte Ernten eingeschränkt wird. Die Nachfrage erhöht sich auch durch konkurrierende Nutzung für die Energiegewinnung. Das alles treibt die Preise und lockt Spekulanten an, die auf einen weiteren Anstieg mittels Derivaten wetten und damit den Trend noch verstärken. Inzwischen hat sich der Markt für die spekulativen Papiere verselbständigt, der Handel mit Derivaten übersteigt den Handel mit den zugrundeliegenden realen Produkten um ein Vielfaches. Die stetig steigenden Rohstoffpreise sind zu einem gewaltigen Problem geworden. Sie gefährden das Wachstum der Weltwirtschaft und schüren die weltweite Inflation, für viele Menschen sind sie gar eine existentielle Bedrohung, weil sich ihre Grundnahrungsmittel verteuern. Nicolas Sarkozy, Frankreichs Staatspräsident und derzeit auch Vorsitzender der Gruppe der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer, setzte sich deshalb bereits im Frühjahr für eine stärkere Regulierung und Kontrolle der Rohstoff-Märkte ein.
Der Mifid-Entwurf enthält zudem neue Vorschriften gegen den Turbo-Computerhandel mit Wertpapieren. Barnier will Börsen und andere Handelsplattformen verpflichten, Kurssicherungssysteme in ihre Software einzubauen. Sie sollen den Handel bei unerwarteten Kursschwankungen vorübergehend aussetzen.
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