Kommentar
06:58 Uhr, 01.06.2015

Etwas Großes steht bevor!

Die US Indizes sind absolute Felsen in der Brandung. Da bewegt sich nichts, rein gar nichts. Damit ist bald Schluss.

Gestern lief mir eine interessante Statistik über den Weg. Der Statistik zufolge befindet sich der Dow Jones in einer der engsten Handelsspannen der letzten 115 Jahre. Das per se ist schon bemerkenswert. Wenn etwas nur 4 Mal in 115 Jahren vorkommt, dann passiert es alle 28,75 Jahre. Das ist schon etwas besonderes. Der Sache bin ich auf den Grund gegangen, zumal die Auswertung des Dow Jones noch weiterging.

Analysiert wurden die ersten 22 Wochen eines jeden Jahres. Gemessen wurde die Schwankungsbreite von Hoch zu Tief. In diesem Jahr liegt sie bei 6,68%. Das ist wirklich nicht viel. Noch interessanter ist allerdings, dass die Jahresperformance des Dow Jones in Jahren, die mit einer so niedrigen Schwankungsbreite begannen, positiv war. Die Jahresperformance lag zwischen 0,2 und 34%.

Viele warnen davor, dass US Aktien hoch bewertet sind. Diesen Warnungen kann ich mich nur anschließen. Überdurchschnittlich hohe Bewertungen führen früher oder später zu einer Korrektur. Derzeit sind wir nicht nur in einer leicht, sondern stark überdurchschnittlich hohen Bewertung. Das wird mit niedrigen Zinsen begründet. Rechnet man sich das einmal durch, dann sind US Aktien trotz der niedrigen Zinsen teuer.

Unter diesen Umständen hört man es natürlich gerne, wenn eine Statistik eine positive Performance verspricht. Aber wie heißt es so schön: traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

Zum einen muss man festhalten, dass die Jahresperformance immer positiv war. Zum anderen heißt das aber nicht, dass man mit einem Gewinn aus dem Jahr geht, wenn man heute investiert. In den vier Jahren, die eine ähnlich geringe Volatilität aufwiesen, wurden lediglich 2 mit einem Gewinn abgeschlossen, wenn man im Mai investierte. In einem der positiven Jahre lag der Gewinn bei 5,8% und in dem anderen 27%. Die anderen beiden waren mit 6% und 3% negativ.

Eine Stichprobe von 4 hat keine besonders hohe Signifikanz. Die Zufallskomponente ist viel zu groß. Ich habe mir daher alle Schwankungsbreiten über 22 wöchige Intervalle seit 1900 angesehen. Das Ergebnis ist in der Grafik dargestellt.

Wenn man alle diese Intervalle hernimmt, dann vergrößert sich die Stichprobe ungemein. Insgesamt gibt es über 6.000 Werte, die man für die Analyse heranziehen kann. Der Zeitraum seit 1900 ist zwar nur 115 Jahre lang gewesen, allerdings fängt die Betrachtung von den 22 wöchigen Zeiträumen jede Woche neu an. So beginnt das erste Intervall am 01.01.1900 und geht 22 Wochen lang. Das zweite Intervall beginnt eine Woche später am 08.01.1900 und geht ebenfalls 22 Wochen lang.

Der aktuelle Zeitraum ist mit seiner Schwankungsbreite dann immer noch niedrig. Eine solch niedrige Schwankungsbreite kommt alle 7 Jahre vor. Das ist nicht mehr so selten wie die ursprünglichen 28,75 Jahre, aber immer noch nicht häufig. Die niedrige Volatilität ist tatsächlich etwas besonderes. Ist das nun aber auch gut? - Nein, das ist es nicht. Die Grafik zeigt neben der Schwankungsbreite auch den Dow Jones. Jeder besonders niedrigen Volatilität folgte ein rascher Anstieg der Schwankungsbreite. Diese geht häufig mit fallenden Kursen einher. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Korrektur nach unten kommt, ist deutlich höher als ein dynamischer Ausbruch nach oben.

Damit kann man immer noch nicht sagen, dass die Korrektur auch kommt. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt jedoch höher als ein Ausbruch nach oben. Das erklärt vermutlich auch wieso sich Großinvestoren wie Soros mit Put Optionen eingedeckt haben, um sich abzusichern. Persönlich würde ich den Ausbruch nach oben definitiv noch nicht abschreiben. Auf Basis der zuerst genannten Statistik würde ich jedoch keine Entscheidung treffen.

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22 Kommentare

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  • GeBa96
    GeBa96

    Ich halte mich lieber an die Zyklen. Das kann ich für mich besser nachvollziehen. Demnach

    wollte ich erst im 4. Quartal verkaufen. Durch die Berg- und Talfahrt und die Unsicherheit

    seit Oktober 2014 habe ich die meisten Aktien schon im April 15 verkauft. Dafür Fonds/ETFs

    gekauft. Verspreche mir davon etwas weniger Verluste als mit einzelnen Aktien. Bei einem

    stärkerem Kursrückgang kann ich dann Fonds/ETFs nachkaufen und etwas später wieder

    in Aktien einsteigen wenn sich wieder alles beruhigt hat.

    Vielleicht kommt ja alles anders und die Aktien steigen weiter wenn viele Analysten nach Harald Weygand pessimistisch sind.

    Gold hat für mich nach Jochen Stanzl noch nie eine Rolle gespielt.

    Grüß Gott

    09:33 Uhr, 01.06.2015
  • Ragazzo
    Ragazzo

    Tatsache ist, dass das US - Bip im ersten Quartal mit 0,7 % im Minus steht. Das mag an dem Wetter gelegen haben. Allerdings sehen die Wetterfrösche schon jetzt wieder den El Nin(j)o entstehen, der Pazifik ist zu warm. Das muss die USA nicht treffen, birgt jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit in sich. Die geologischen Formationen der USA gestatten einen schnellen Durchzug der Wetterlagen von Nord nach Süd und umgekehrt. Deshalb sind die USA zur Zeit von den Klimaveränderungen stärker betroffen als Mitteleuropa.Ich glaube, diese Tatsachen mahnen mehr zur Vorsicht als jede Statistik.

    08:42 Uhr, 01.06.2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Ich finde es nett von herrn Stanzl, die Dinge mal von einer anderen Seite zu beleuchten. Allerdings messe ich alten Statistiken keine tragende Bedeutung zu. Die heutige Zeit laesst einfach keine Vergleiche zu.

    07:33 Uhr, 01.06.2015
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Das "Problem" ist momentan jenes, dass ALLE Charties und Fundis aus meinem nahen Umfeld derzeit eher pessimistisch für den US Aktienmarkt sind ... auch sehr viele externe Kollegen.

    In der Vergangenheit spielte sich sehr oft dann genau das Gegenteil am Markt ab.

    07:25 Uhr, 01.06.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Marco Soda
    Marco Soda

    ich sehe diesen Artikel als einen Hinweis auf einen Umstand, den ich selbe NIE entdeckt hätte, werde mir das ausdrucken, und wie wie schon ein Herr hier geschrieben hat, mache ich mir Gedanken darüber und ziehe meine EIGNEN Schlüsse und werde das in meinem Handel einfließen lassen , und das genau wollte der AUTO erreichen !!!

    Danke für diesen Gedankenanstoss Herr Schmale

    12:16 Uhr, 31.05.2015
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Interessanter Artikel, besten Dank. Da wir im größten Papiergeldexperiment aller Zeiten leben und es keine Erfahrungswerte für eine solche Situation gibt, ist es schlichtweg nicht möglich, seriös eine Prognose zu den Aktienmärkten abzugeben. Unterschiedliche Indikatoren signalisieren große Gefahr, die Hausse zählt inzwischen zu den längsten Haussen aller Zeiten. Crashpropheten die seit Jahren den Big Bang prophezeien, sehen ihre Stunde gekommen. Neue warnende Stimmen wie z.B. Nobelpreisträger Shiller mischen sich in die Diskussion ein, oder auch der Exzentriker Armstrong, der mit dem Oktober 2015 sogar ein konkretes Datum für den Supergau festmacht.Eigentlich kann es ja nur noch knallen und zwar so heftig wie 2000 und 2008, so könnte man voreilig seine Schlüsse ziehen. Vielleicht knallt es ja auch, aber möglicherweise bei den Schulden, sprich Anleihen. Wenn die Anleiheinvestoren kalte Füße bekommen und z.B. in Aktien flüchten, könnte die Hausse sich noch sehr viel länger ausdehnen und Kursstände erreichen, die aktuell nur ein paar "durchgeknallte" Elliott Waver auf dem Zettel stehen haben.

    21:18 Uhr, 30.05.2015
  • André Rain
    André Rain Technischer Analyst und Trader

    Wer noch nicht begriffen hat, dass Börsenprognosen immer nur ein Spiel mit Wahrscheinlichkeiten sind, muss noch seine schmerzhaften Erfahrungen machen.

    Wenn er diese gemacht hat und noch nicht komplett pleite ist, wird er die Arbeit von uns wankelmütigen "Spezialisten" zu schätzen wissen und die Informationen zu seinen Gunsten (seiner Entwicklung, seiner Strategie) nutzen können. Und dann wird er verstehen, wie der Hase läuft an den Finanzmärkten und warum wir im Konjunktiv sprechen :).

    Bis dahin hat jeder die Freiheit, sich an seinen Bankberater zu wenden oder dubiose Börsenbriefe zu abonnieren, die xxx% Performance versprechen. Da wird nicht im Konjunktiv gesprochen ;).

    Viel Glück euch allen!

    17:29 Uhr, 30.05.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Jan P
    Jan P

    Selbstverständlich spricht "der Mann" der übrigens Herr Schmale heißt, im Konjunktiv. Deswegen behauptet er ja auch gerade nicht, mit Sicherheit auf die Zukunft schließen zu können. Sondern er spricht von Wahrscheinlichkeiten, die man versucht aus Erfahrungen der Vergangenheit abzuleiten.

    Vielen Dank Herr Schmale für Ihren interessanten und kompetenten Beitrag.

    16:13 Uhr, 30.05.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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